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Petition gegen Stellenabbau an Sachsens Hochschulen

Studierende in Sachsen haben Unterschriften gesammelt und zwar gegen den Abbau von Lehrpersonal an ihren Hochschulen. Bis 2020 sollen im Freistaat mehr als 1000 Stellen gekürzt werden. Die Petition - von 24.000 Menschen unterschrieben - liegt nun dem Landtag vor.

Von Claudia Altmann | 12.07.2012
    Vor dem sächsischen Landtag stapeln sieben Studentinnen und Studenten beigefarbene Pakete auf. Mit Klebestreifen kleben sie zwei A4-Blätter, auf denen groß die Zahlen 11 537 und 12 320 stehen. So viele Leute sind unzufrieden mit der Hochschulpolitik der sächsischen Landesregierung und haben dies mit ihrer Unterschrift bekundet.

    "Wir haben Protestpaketchen geschnürt. In diese Protestpaketchen haben wir unsere Petitionslisten untergebracht, die werden wir gleich dem Landtagspräsidenten übergeben und dem Petitionsausschuss."

    Seit Jahresbeginn hat die Konferenz der Sächsischen Studierenden im Freistaat Unterschriften gesammelt, erklärt Daniel Rehda von der KSS. Zeitgleich haben Studierende und Mitarbeiter der Fakultät für Geschichte, Kunst und Orientwissenschaften der Universität Leipzig eine Onlinepetition ins Netz gestellt. Die Landesregierung wird aufgefordert, keine weiteren Stellen an den Hochschulen abzubauen und mehr finanzielle Mittel bereitzustellen. Bis 2020 sollen in Sachsen mehr als 1000 Stellen gekürzt werden. Derzeit wird hier über den Haushaltsplan für 2013 und 2014 debattiert. Deshalb sei jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um auf die immer schlimmer werdende Situation aufmerksam zu machen, sagt Fabian Sperber von der KSS.
    "Wir merken das an der Qualität der Lehre, wenn einfach Stellen lange nicht besetzt werden können. Wir merken das daran, wenn Studiengänge einfach überfüllt sind und persönliche Betreuung deswegen nicht möglich ist. Es zeigt sich außerdem darin, dass jetzt auch Sachkürzungen aller Wahrscheinlichkeit nach ins Haus stehen, dass die Bibliotheken nicht mehr die Mittel halten können, dass sie nicht mehr die Mittel beschaffen können, die sie brauchen und wir dadurch wirklich diese Kürzungen an jeder Stelle zu spüren bekommen."

    Die Landesregierung hat ihre Sparmaßnahmen damit begründet, dass in den kommenden Jahren immer weniger Studentinnen und Studenten an die 15 Hochschulen in Sachsen kommen würden. Die Realität sieht aber anders aus. Für das kommende Wintersemester haben sich 20.310 junge Frauen und Männer eingeschrieben. Das ist ein Viertel mehr als vom Ministerium in Dresden vorausgesagt. Dies habe man durchaus zur Kenntnis genommen, versichert Hochschulministerin Sabine von Schorlemer.

    "Wir haben unmittelbar darauf reagiert und bereits zum Wintersemester 2012/2013, also jetzt sofort, auch ein Überlastpaket aufgelegt. Das ist ein Maßnahmepaket, welches die Qualität der Lehre sicherstellt. Und zwar wird es ab dem Wintersemester sachsenweit bereits 150 Stellen zusätzlich geben. In den nächsten Jahren noch mal 150. Das heißt, wir haben einen Aufwuchs um 300 Stellen befristet bis 2016. Das, denke ich, ist eine sehr gute Maßnahme, die die Situation an den Hochschulen entspannen wird."

    Hinzu kämen 253 Stellen, die allein im Bereich der Lehrerbildung geschaffen werden sollen. Finanziert werde das Ganze aus dem Hochschulpakt.

    "Ich teile nicht die Ansicht, dass es hier einen Abbau gibt. Ganz im Gegenteil, es werden Hunderte von Stellen auch bereits im nächsten Jahr mehr an den Hochschulen zur Verfügung stehen."

    Die Ministerin räumt allerdings ein:

    " ... dass der bereits 2003 vereinbarte Stellenabbau von 100 Stellen in 2014 beginnt. An sich waren diese 100 Stellen bereits im Jahr 2010 zu erbringen. Er ist ausgesetzt worden bis 2014, dort also die erste Tranche von 100 Stellen abzubauen, 2015 das Gleiche. Also dieser Stellenabbau wurde nach hinten verschoben, ist aber lange vereinbart und wird dann ab 2014 durchgeführt."

    Mit der Schaffung von befristeten Stellen kann das Dauerproblem aber nicht langfristig gelöst werden. Diese Kritik kommt seit Wochen sowohl von den Hochschulleitern als auch von den Studierenden.
    "Aktuell tut die Landesregierung so, als wenn sie was dagegen tun würde. Das ist allerdings nicht wirklich der Fall. Die kurzfristigen Mittel, die jetzt aufgewendet werden sollen, decken den Bedarf nicht und sie sind eben nur für die nächsten Jahre gesehen. Wir brauchen aber eine Hochschulfinanzierung, die auch langfristig plant und die auch langfristig stabil bleibt. Und das ist mit den aktuellen Stellen, die neu geschaffen werden, sollen aber nur befristet bis 2016 nicht gegeben."


    Sollten die insgesamt fast 24.000 Unterschriften die Landesregierung nicht zum Umdenken bewegen, werde man das persönliche Gespräch suchen und sich mit weiteren Protestaktionen Gehör verschaffen, kündigte Sperber an.