Nach einer fast zehnjährigen Anreise und dem erfolgreichen Vorbeiflug an Pluto hat die Raumsonde New Horizons jetzt erst einmal eine Pause verdient - aber eben nur eine Pause. Denn zu Ende sei die Erkundungstour am Rande des Sonnensystems noch lange nicht, betont Alan Stern vom Southwest Research Institute in Boulder, Colorado, der Chef-Wissenschaftler der Mission.
"New Horizons hat noch Energiereserven für etwa zwanzig Jahre. Wenn die NASA die Mission verlängert, werden wir auch dazu in der Lage sein, mit der Sonde zu kommunizieren und wissenschaftliche Daten zu empfangen."
Bislang war Pluto Endziel der Mission. Eine mögliche Verlängerung bedarf einer weiteren finanziellen Ausstattung des Bodenpersonals. Darüber will die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA offiziell erst im kommenden Jahr beschließen. Aber es sieht gut aus für Alan Stern und sein Team. Mittlerweile steht auch ein weiteres Ziel fest, das die Sonde besuchen soll: den Kleinplaneten 2014 MU69, sagt Stern:
"Der nächste Vorbeiflug würde noch einmal mehr als anderthalb Milliarden Kilometer hinter Pluto stattfinden. Dort wird New Horizons im Januar zwei-tausend-neun-zehn eintreffen."
Nächster Halt: Kuiper-Gürtel
Pluto ist eines der innersten Objekte des Kuiper-Gürtels, jener Ansammlung aus Eis- und Gesteinsbrocken, Zwerg- und Kleinplaneten am Rande des Sonnensystems. Er erstreckt sich noch über Milliarden von Kilometer jenseits der Pluto-Umlaufbahn. Dort liegt auch das nächste Ziel. Es trägt den Namen 2014 MU69.
"Wir haben diesen Kleinplaneten erst im vergangenen Jahr mit dem Hubble-Weltraumteleskop entdeckt. Auf diese Art haben wir sogar einige Kandidaten im Kuiper-Gürtel gefunden, die wir mit dem Resttreibstoff an Bord von New Horizons erreichen könnten. Wir müssen nun ihre Umlaufbahnen genau verfolgen, damit wir die Geschwindigkeitsänderung für die Sonde berechnen können. Denn je eher wir ihre Bahn ändern, desto weniger Treibstoff verbrauchen wir für dieses Manöver. Und wir haben nur einen begrenzten Vorrat."
Auch wenn die Missionsverlängerung noch nicht beschlossene Sache ist, wird New Horizons ab dem 22. Oktober - verteilt über zwei Wochen - viermal die Triebwerke zünden. Diese Korrekturmanöver sollen sie auf direkten Kurs zu ihrem nächsten Ziel im äußeren Kuiper-Gürtel bringen.
"Diese Objekte sind ganz schön weit weg. Kleinplaneten sind noch kleiner als Zwergplaneten wie Pluto. Sie verfügen außerdem über einen weniger komplexen chemischen Aufbau - und dürften wohl auch entsprechend unscheinbar aussehen. Sie sind außerdem sehr lichtschwach."
2014 MU69 dürfte einen Durchmesser von nur rund 40 Kilometern haben - das entspricht weniger als einem Prozent des Pluto-Durchmessers. Er ist aber immerhin etwa zehnmal so groß wie Tschurjumow-Gerasimenko, der Komet, den Europas Raumsonde Rosetta derzeit umkreist. Sowohl die Zusammensetzung des Kleinplaneten wie auch seine Oberfläche dürften seit der Entstehung des Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren unverändert erhalten sein.
Landung auf Pluto-Mond Charon
Doch auch für die Beobachtung von Zwergplanet Pluto ist nach dem Weiterflug von New Horizons das letzte Wort noch nicht gesprochen. Geht es nach dem Willen von New-Horizons-Chef Alan Stern, dürfte auch er schon sehr bald erneut Besuch von der Erde erhalten - diesmal einer, der bleibt.
"Ich denke, beim nächsten Mal wäre ein Lander die gescheitere Mission. Allerdings sollten wir dabei auf Plutos größtem Mond Charon aufsetzen. Von dort könnten wir Pluto ununterbrochen beobachten, da die Rotation Charons an die Plutos gekoppelt ist. Deswegen zeigt der Mond dem Zwergplaneten stets die gleiche Seite. Außerdem könnten wir von dort aus auch die anderen, kleineren Monde beobachten. Wir hätten also einen sogenannten Hyper Orbiter, wenn wir auf Charon landen."
Da auch die nächste Sonde wegen ihrer hohen Geschwindigkeit im Pluto-System genauso wenig abbremsen könnte wie New Horizons, würde sie in keine Umlaufbahn einschwenken, sondern einen harten Aufschlag mit bis zu fünf-zehn Kilometern pro Sekunde hinlegen müssen, dabei einen Penetrator in die Oberfläche Charons bohren und dann von dort aus Pluto umkreisen. Ein solcher "Hyper Orbiter" könnte schon Anfang des kommenden Jahrzehnts starten.