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Polygamie im Islam
"Heiratet, was euch an Frauen gut scheint, zwei, drei oder vier"

Nach deutschem Recht ist die Polygamie verboten, trotzdem finden sich Imame, die solche Verbindungen besiegeln. Wie sehen Muslime in Deutschland die Mehrehe? Geschichte und Gegenwart einer polarisierenden Lebensform.

Von Hüseyin Topel | 08.02.2017
    Der Iraker Abdul Rahman al-Obeidi mit seinen zwei Frauen.
    Der Iraker Abdul Rahman al-Obeidi mit seinen zwei Frauen. (AFP)
    "Für die 26-jährige Malika aus Marokko bricht eine Welt zusammen, nachdem sie erfahren musste, dass ihr Ehemann in ihrem Heimatland noch zwei weitere Frauen geheiratet hat."
    Aus einer Zeitungsnotiz irgendwo in Deutschland.
    "Malika, in Deutschland auf die Welt gekommen, heiratete vor sieben Jahren ihren marokkanischen Ehemann aus Liebe. Nun hat sie herausgefunden, dass ihr geliebter Ehemann in den letzten Jahren in Marokko ohne ihr Wissen zwei weitere Frauen geehelicht hat. Bevor die junge Ehefrau Malika den großen Schock überhaupt verarbeiten konnte, musste sie nun erfahren, dass ihr Mann die beiden Frauen auch nach Deutschland holen will."
    Eine Zeitungsnotiz.
    Polygamie in Deutschland
    Obwohl in Deutschland die Polygamie rechtlich nicht erlaubt ist, müssen Ehen, die im Ausland geschlossen wurden, auch in Deutschland nach dem Recht des Heimatlandes von den deutschen Behörden anerkannt werden. Somit müsste sich Malika in Zukunft mit zwei weiteren Frauen an der Seite ihres Mannes abfinden oder die Scheidung einreichen.
    Auch in Deutschland kann die Polygamie praktiziert werden, denn die Männer können, obwohl rechtlich verboten, in irgendeine Moschee gehen, die diese Praxis der Polygamie duldet und vielleicht sogar fördert, um sich dort islamisch trauen zu lassen. Doch obwohl die Erstfrauen zumindest mit der Polygamie einverstanden sein müssen, gibt es durchaus Imame, die diese Trauung auch ohne dieses Einverständnis vollziehen. Da die in den Moscheen geschlossene Ehen nicht registriert werden, kann man keine genauen Zahlen nennen, wie verbreitet die Polygamie in Deutschland ist.
    Vielweiberei im Orient – der Harem
    Die sogenannte Vielweiberei im islamischen Orient regt seit Jahrhunderten die Fantasien der Menschen im Westen an. Beliebt waren früher vor allem Reiseberichte aus dieser fremden Welt - wie in einer Ausgabe der Zeitschrift "Gartenlaube" aus dem Jahr 1867:
    "Sechs vierspännige Carossen fahren vorbei, an beiden Seiten von bewaffneten Eunuchen begleitet. Im Inneren der Wagen erkennt man Frauengestalten, die in weiße, mit Gold durchwirkte Gewänder gehüllt sind, mit Brillanten-Geflimmer an den Fingern. Wir haben die Frauen aus dem Harem Halim Paschas erblickt."
    Vor allem der Harem steht in der westlichen Welt als ein Synonym für die Polygamie der Muslime. So soll noch der Gründer Saudi-Arabiens, der 1953 verstorbene Abad al Aziz ibn Saud etwa 3.000 Frauen in seinem Harem gehabt haben. Staatlich anerkannt waren 81 Kinder von 17 Ehefrauen.
    "Der bescheidene Harem eines Bey folgt langsameren Schrittes auf abessinischen Eseln, die mit hohen Sätteln versehen und mit bunten Teppichen behangen sind. Am häufigsten begegnet man indes derartigen Frauenzügen zu Fuß. Ihnen voraus bewegt sich gravitätisch der dicke, würdige Eunuch mit langem Rohrstock, um den Neugierigen von beiden Seiten fern zu halten. In achtungswertem Anstandsgefühl meidet es der Morgenländer ohnehin, den Blick auf vorübergehende, wenn auch tief verschleierte Frauen zu richten."
    Pendeln zwischen zwei Wohnungen - polygame Familie im Alltag
    Aber der Harem war nie der übliche Lebensraum der durchschnittlichen muslimischen Familien, sondern ein Privileg, das ausschließlich mächtige und reiche Persönlichkeiten für sich beanspruchten. Der Alltag einer polygamen Familie sah und sieht oft völlig anders aus. Der aus Syrien stammenden Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor ist das Thema Polygamie aus nächster Nähe vertraut:
    "Auch, wenn mir das persönlich einfach fremd ist, kenne ich das auch aus der eigenen Familie. Mein Großvater hatte zum Beispiel zwei Frauen und da gab es dann tatsächlich einen Grund. Die erste Frau konnte ihm nicht mehr Kinder schenken als vier. Das war ihm aber zu wenig, dann hat er sich eine Zweitfrau genommen, mit der er dann elf Kinder hatte."
    Lamya Kaddor hat zwei Großmütter und sogar Onkel, die jünger sind als sie. Bis heute haben viele der Familienmitglieder ihre Probleme mit den Folgen dieser Mehrehe, was sich auch auf die nachfolgende Generation auswirkte.
    "Ich weiß, dass die Generation darauf, also sprich die Generation meiner Eltern, dass keiner von denen eine Polygamie eingegangen ist. Das heißt, es nimmt schon tendenziell ab, weil einfach auch die Moderne Platz in dieser Gesellschaft gefunden hat. "
    Gonca Mucuk ist eine türkischstämmige und erfolgreiche Geschäftsfrau, in Deutschland aufgewachsen, zudem alleinerziehende Mutter von zwei Söhnen. Auch sie erinnert sich an solch einen konkreten Fall von Polygamie aus ihrem Umfeld.
    "Wir hatten bei uns auf der Straße eine Familie, die haben nach dem Prinzip gelebt. Am Ende der Straße war die Erstfrau, die Zweitfrau hat lange mit denen zusammengelebt und irgendwann haben die sich auf derselben Straße eine eigene Wohnung genommen. Der Mann ist dann quasi zwischen den Wohnungen hin und her gependelt."
    Männer konnten über Leben und den Tod ihrer Frauen entscheiden
    Nach den Vorschriften des Korans, darf ein Mann nicht mehr als vier Ehefrauen gleichzeitig haben.
    "So heiratet an Frauen, die euch gut erscheinen, zwei drei oder vier, wenn ihr fürchtet, nicht gerecht zu sein, heiratet nur eine."
    Für eine Mehrehe gilt der strenge Grundsatz der Gleichbehandlung. Wer diese Bedingung nicht erfüllen kann, sollte nur eine Ehefrau haben. Lamya Kaddor:
    "Vor Aufkommen des Islams haben Männer noch mehr als vier Frauen gleichzeitig. Von daher ist das aus der Perspektive der damaligen Zeit jetzt nicht besonders sensationell gewesen. Sensationell war eher, dass man die Zahl auf 'vier' festlegte."
    Die Islamwissenschaftlerin erinnert auch daran, dass die Stellung der Frau in der Gesellschaft noch sehr ungeschützt war. Männer konnten über Leben und den Tod ihrer Frauen entscheiden. Außerdem gab es unmenschliche Traditionen, die erst durch den Propheten abgeschafft wurden.
    "Der Koran erzählt doch von einer Sure weiter hinten im Koran, dass man aufhören solle, neugeborene Mädchen bei lebendigem Leibe zu verscharren. Also es gab diese Praxis, die auch sehr frauenfeindlich war."
    Polygamie als soziale Absicherung
    Betrachtet man die grundsätzliche Situation der arabischen Frauen vor 1400 Jahren, dann erkennt man in den Regeln des Korans zur Polygamie durchaus einen sozialen Fortschritt.
    "Also möglicherweise gab es Zeiten, in denen die Polygamie 'nutzvoll' war - klingt jetzt merkwürdig -, in der die Polygamie, für die damaligen Verhältnisse einen Sinn machte. Eben vielleicht soziale Absicherung."
    Man weiß zum Beispiel, dass es üblich war durch eine zusätzliche Ehe, die verwitwete Schwägerin und ihre Kinder aufzunehmen. Oder wenn nach einem Krieg der Verlust an Männern so groß war, dass zahlreiche junge Frauen ohne die Mehrehe keine Heiratschancen gehabt hätten. Denn letztlich war eine Frau nur durch die Ehe abgesichert. Polygamie ist daher unbedingt aus der damaligen historischen Situation heraus zu verstehen. Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor:
    "Aber das heißt nicht, dass sie für immer Sinn machen muss. Der Islam ist eben kein religiöses oder theologisches oder auch ethisches Konzept, das kontextlos und zeitlos gelebt werden kann, sondern natürlich auch immer in die jeweilige Zeit eingebettet werden muss, um sinnvolle und pragmatische Lösungen zu finden. Da reicht es eben nicht eins zu eins zu kopieren. Mir persönlich geht es immer auch darum zu schauen, was der koranische Geist ist, der göttliche Geist. Was darin offenbart ist und das dann in die heutige Zeit zu übertragen. Denn der erste Impuls war es, Frauenrechte zu stärken und Frauen zu emanzipieren, dann muss das heute weitergedacht werden."
    Die Islamwissenschaftlerin gibt zu bedenken, dass der Koran in einem Zeitraum von über 20 Jahren entstanden ist. Die Regeln und Empfehlungen sind daher im Rahmen eines historischen Entwicklungsprozesses zu verstehen, der beachtet werden muss, wenn man den Koran richtig verstehen will.
    Mohammeds erste und die zweite Ehe
    Doch ein großer Teil der Muslime hat mit diesem historischen Standpunkt Schwierigkeiten. Auch im Blick auf die Mehrehe berufen sich viele männliche Muslime daher lieber auf die Biographie Mohammeds, der immerhin nicht nur vier, sondern insgesamt neun Ehefrauen gehabt hat. In diesem Zusammenhang erinnert der türkische Islam-Historiker Resit Haylamaz jedoch daran, dass es sich hier um eine Ausnahmesituation gehandelt habe:
    "Im Koran steht eindeutig, dass die Vielehe des Propheten eine Sonderbefugnis war, die ausschließlich für ihn Gültigkeit hatte. Durch mehrere Ehen sollte die religiöse Botschaft schneller verbreitet werden. Mohammed wollte durch die Ehen und den damit verbundenen Status der Verwandtschaft auch Feindschaften und Rivalitäten in den verschiedenen Stämmen und Familienclans minimieren. Außerdem bekam er durch die Ehen die Möglichkeit, in mehreren Familienverbänden gleichzeitig fest verankerte Gewohnheiten der Araber durch islamische Handlungsmuster zu ersetzen."
    Mohammed war zunächst mit der 15 Jahre älteren Geschäftsfrau Khadidja 25 Jahre verheiratet. Nur mit ihr hat er Kinder gehabt. Nach Khadidjas Tod heiratet er noch einmal:
    "Man schlägt Mohammed die Heirat mit einer Verwandten seiner verstorbenen Frau vor, damit sie eine gute Stiefmutter für seine Töchter sein kann. Diese Frau heißt Sevde, sie ist eine Witwe und bringt fünf Kinder aus ihrer ersten Ehe mit."
    Mohammeds polygame Phase
    Vier Jahre nach seiner zweiten Heirat, also im Alter von 54 Jahren, beginnt die polygame Phase in Mohammeds Leben. Er heiratet nun auch Aisha, die Tochter seines Freundes Abu Bakr. Sie ist die einzige Frau Mohammeds, die jünger als er ist und nur mit ihm verheiratet war. Alle anderen Ehefrauen, die er nun noch heiratet, sind entweder verwitwet oder geschieden. Aisha kommt in der islamischen Gesellschaft eine besondere Position zu.
    "Mohammed hat sehr großen Wert auf ihre Bildung gelegt. Er hat sie an seinem Wissen teilhaben lassen. Keiner sonst war so gut wie sie über den Propheten informiert. Auf sie gehen auch die meisten Hadithe, also der überlieferten, authentischen Sprüche Mohammeds zurück. Sie ist sozusagen so etwas wie die islamische Festplatte. Sogar die vier Khalifen suchen sie auf und holen sich bei ihr Rat."
    An der Ehe mit Aisha wird besonders deutlich, dass Mohammed entgegen allen arabischen Traditionen durchaus bereit war, einer Frau in der Gesellschaft eine führende religiöse und politische Rolle zuzugestehen.
    Doch bei den meisten seiner Ehen steht eindeutig die Verbreitung seiner Botschaft im Vordergrund. Von der Ehe mit seiner Frau Cüveriye ist zum Beispiel bekannt, dass ihr gesamter Stamm nach der Heirat mit Mohammed zum Islam übergetreten ist.
    Der Prophet hatte aber auch eine jüdische Ehefrau.
    "Safiyya ist die Tochter eines führenden Juden in Medina. Sie stand auch nach der Hochzeit in engem Kontakt zu ihren jüdischen Verwandten. Sie war für Mohammed eine wichtige Vermittlerin zwischen Muslimen und Juden."
    Soziales ist wichtiger als Sex
    Im Blick auf die Ehen Mohammeds und ihre Funktion in Verbindung mit seiner religiösen Botschaft hält der Islam-Historiker Resit Haylamaz es für völlig ungerechtfertigt, wenn sich heute Muslime auf Mohammed berufen, um mehr als vier Ehefrauen zu nehmen. Außerdem zeige Mohammeds Beispiel, dass man bei der Frage nach der Polygamie die Sexualität nicht überbetonen dürfe. Lamya Kaddor:
    "Ich glaube schlichtweg, dass das Sexuelle gar nicht so im Vordergrund stand in einer Vielehe. Also natürlich gab es sexuelle Handlungen, davon können wir ausgehen, aber nichts desto trotz glaube ich, dass die Absicherung und die Hilfe für die Frauen wahrscheinlich eher im Vordergrund stand, als tatsächlich das sexuelle Miteinander."
    Doch wie verbreitet ist die Polygamie im Islam denn heute tatsächlich noch? Lamya Kaddor wagt eine grobe Einschätzung.
    "Ich glaube vor 200 Jahren war sie sehr verbreitet. Also gerade im Osmanischen Reich, da war sie definitiv verbreitet. Aber tendenziell nimmt es ab innerhalb der islamischen Gesellschaft."
    "Mein Mann ist mein Mann"
    Und wie sehen das muslimische Frauen heute, die in Deutschland leben? Die türkischstämmige Gonca Mucuk hat dazu eine eindeutige Meinung.
    "Für mich war es nie ein Thema, weil es für mich absolut nicht in Frage kommt. Ich teile sehr gerne, aber nicht meinen Mann. Mein Mann ist mein Mann. Punkt Ende Aus. Und wenn überhaupt, bin ich immer dafür: 'Gleiches Recht für alle'."
    Jana Turek aus Wuppertal ist keine Muslimin, lebt aber mit einem Muslim in einer festen Beziehung. Für beide hat Polygamie keinen Platz in ihrem Leben.
    "Ich bin sehr glücklich mit meinem Lebensgefährten. Als wir uns kennengelernt haben, habe ich ja in unseren Gesprächen herausgefunden, dass er dieselben Vorstellungen von Treue hat und auch monogam ist wie ich. Manchmal macht man natürlich Witze, dann heißt es: 'Ja, ich darf ja noch drei weitere Frauen haben' und dann gehe ich her und sage 'Ja gut, dann suche ich mir noch einen Mann'."
    Sirin Saoif hat libanesische Wurzeln. Auch sie hat klare Vorstellungen über die Ehe, die sie irgendwann eingehen möchte. Polygamie? Keine Chance!
    "Ich würde mit meinem zukünftigen Ehemann auch vor der Ehe niemals über dieses Thema reden, denn für mich ist es selbstverständlich, dass eine Ehe zwischen einem Mann und einer Frau bestehen muss. Ich und viele Frauen sind nicht bereit ihren Mann mit anderen Frauen zu teilen."
    Sirin weiß, dass in gewissen islamischen Ländern die Polygamie noch sehr verbreitet ist.
    "Leider wird dieses Recht in Ländern wie Saudi Arabien, oder den Golfstaaten missbraucht. Da ist es eine Art Luxus. Je höher der Finanzstatus ist, umso mehr Frauen hat man, um zu zeigen, dass man sich Frauen leisten kann."
    Auch das Argument, dass die Polygamie für Frauen eine notwendige soziale Absicherung sein kann, lässt Gonca Mucuk in Deutschland oder anderen europäischen Ländern nicht gelten.
    "Als Frau, wenn ich mich hier scheiden lasse oder meinen Mann verlieren, gibt es immer noch den Sozialstaat, der für mich finanziell aufkommt. Im tiefen Anatolien gibt es im besten Fall die Familie. Da macht durchaus so ein Konstrukt wie die Polygamie in deren Kontext vielleicht auch Sinn. Ich glaube, dass es für uns hier ein absolut hinfälliges, veraltetes, überholtes Konzept ist. Polygamie ist für mich nichts anderes als erlaubter Betrug."
    Mut'a Ehe – eine Halal-Form der Prostitution
    Inzwischen ist in manchen islamischen Ländern eine ganz neue Form der Polygamie auf dem Vormarsch. Sie ist in gewisser Weise eine Halal-Form der Prostitution, also religiös erlaubt. Es handelt sich um die sogenannte Mut'a -Ehe.
    Diese Tradition kommt ursprünglich aus dem Iran und dem schiitischen Islam. Männer führen dabei eine zusätzliche Ehe mit einer weiteren Frau für eine bestimmte festgelegte Zeit, beispielsweise in einer anderen Stadt, in die er vielleicht häufiger bei seinen Geschäftsreisen kommt. Dafür bekommt die Ehefrau auf Zeit einen vorher vereinbarten Geldbetrag. Diese Ehe auf Zeit wird vor einem Imam geschlossen, der speziell für diese Art der Eheschließung eingesetzt wird.
    Der Mann richtet der Ehefrau auf Zeit dann eine Wohnung ein, in der er sie dann beispielsweise während der Geschäftsreise regelmäßig besuchen und mit ihr Sex haben kann, der sogar religiös abgesegnet ist. Dazu die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor:
    "Diese Form der Ehe ist in arabischen Ländern sehr beliebt geworden. Auch immer mehr in dem sunnitisch geprägten Raum. Zum großen Teil, um Prostitution zu legalisieren. Zum anderen ist da die Vorstellung, sich nicht ewig binden zu müssen, gerade in diesen Gesellschaften."
    Bereits im Koran klare Tendenz zur Monogamie
    Bei allen Diskussionen über die erlaubte Polygamie bei Muslimen sind sich heute viele Gelehrte im Islam darüber einig, dass bereits im Koran eine klare Tendenz zur Monogamie festgelegt ist. Eindeutig ist dabei die Forderung, dass bei einer Mehrehe alle Frauen in jeder Hinsicht auf gleiche Weise gerecht behandelt werden müssen. Dazu wird dann noch in der derselben Sure im Koran unmissverständlich hervorgehoben:
    "Und ihr könnt zwischen den Frauen keine Gerechtigkeit ausüben, so sehr ihr es auch wünschen mögt."
    Eindeutig wird hier eine hohe Hürde für die Mehrehe aufgebaut, die auch vor einem Selbstbetrug warnen soll. Lamya Kaddor:
    "Der Koran spricht ja eher davon, dass die Mehrehe jetzt nicht unbedingt allen empfohlen wird. Dass sie zwar möglich ist, aber dass die Empfehlung eher in Richtung Monogamie geht."
    Auch wenn die Polygamie heute noch in Teilen der islamischen Welt, besonders in Afrika, weit verbreitet ist, ist die Mehrehe für die meisten Muslime, die in Europa leben, kein Thema mehr. In einem modernen Sozialstaat sind alle sozialen Aspekte der Versorgung, die ursprünglich mit der Polygamie verbunden waren, überflüssig geworden.