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Privatisierter Krieg
Die Rückkehr der Söldner

Sie heißen Blackwater, Securitas oder DynCorp und nennen sich Sicherheits-Dienstleister. Sie sind Unternehmen, die bewaffneten Schutz und bewaffnete Begleitung für Objekte wie für Personen in den Kriegs- und Krisengebieten der Welt anbieten. Ihre Struktur scheint sich jeder Regulation zu entziehen.

Von Tom Schimmeck | 31.05.2017
    Mitarbeiter der privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater schützen Paul Bremer, den ehemaligen zivilen US-Verwalter im Irak (Mitte), in Bagdad.
    Mitarbeiter der privaten US-Sicherheitsfirma Blackwater bei einem Bereich ihrer Arbeit: Personenschutz im Irak. (picture alliance / dpa / Ali Haider)
    "Das Söldnerwesen ist das zweitälteste Gewerbe der Welt. Schauen Sie sich die Militärgeschichte an: Vieles, vielleicht das meiste, war privatisiert."
    Der Söldner-Experte hat ohne Zweifel einen sicheren Arbeitsplatz. Die Nationale Verteidigungsuniversität in Washington D.C. liegt auf dem Gelände von Fort McNair, einer Kaserne auf einer Halbinsel am Potomac River. Eine Kriegsakademie. McFates Studenten sind Colonels und Generäle aus den USA und befreundeten Staaten.
    "Dass es in den letzten Jahrhunderten nur nationale Armeen gab, ist die Ausnahme, nicht die Regel in der Militärgeschichte."
    Schon König David beschäftigte Miet-Krieger – die Krether und Plether. Athener und Spartiaten verstärkten ihre Heere mit Leiharbeitern. Der Perser Kyros warb um 400 vor Christi Griechen in großem Stil an, um die Krone zu ergattern. Söldner kämpften in den Punischen Kriegen, Alexander griff auf seinem Marsch gen Asien auf solche Dienstleister zurück. Auch das römische Reich stellte zum Ende hin immer mehr "Barbaren" auf.
    "Im europäischen Mittelalter gab es nicht nur Ritter. Es war üblich, mit Söldnerarmeen Krieg zu führen, sogar Päpste haben sich ihrer bedient. Viele arbeitslose Kerle griffen sich ein Schwert und zogen in die Konfliktgebiete, um Arbeit zu finden. Häufig wechselten sie die Seiten. Davor hat uns schon Machiavelli gewarnt."
    Europas führender Kriegsdienstleister war die Schweiz
    Italiens reiche Stadtstaaten beauftragten sogenannte "compagnie di ventura", angeführt von den Condottieri – Glücksrittern, die bald zu mächtig wurden. Deutsche Landsknechte waren gefragt, auch Schotten, Iren, Ungarn. Europas führender Kriegsdienstleister aber war die Schweiz. Vor Erfindung des Bankwesens waren Söldner ihr bestes Geschäft. Die eidgenössischen "Reisläufer" galten als Wunderwaffe, arbeiteten fünf Jahrhunderte lang auf vielen europäischen Schlachtfeldern – manchmal auf beiden Seiten der Front. Bis heute wird der Vatikan von der Päpstlichen Schweizergarde bewacht. Ein Relikt.
    "Heute erleben wir, dass die Welt der Söldner zurückkehrt. Deswegen wird nicht der Himmel einstürzen. Private Kriegsführung ist vielleicht nicht gut und nicht moralisch, aber historisch ist sie die Norm."
    Söldnerexperte McFate lehrt auch an der Georgetown University, arbeitet für den Atlantic Council, schreibt Sachbücher – und Krimis. In einem früheren Leben war McFate Fallschirmjäger der US Army. Danach diente auch er als Söldner.
    "I worked in West Africa for a while." In Liberia etwa arbeitete McFate für Dyncorp. Umsatz 2016: 1,8 Milliarden Dollar. "Wir nennen uns 'private Militärdienstleister' – und haben noch seltsamere Beschönigungen parat."
    Begriffe wie "Special Risk Operator" oder "High Risk Leader". Wortgebilde, an denen George Orwell seine Freude gehabt hätte. Was war sein Job? McFate wird einsilbig. "Ich sage mal: Die Industrie, in der ich gearbeitet habe, hat Sachen getan, die traditionell die CIA oder Special Forces übernahmen."
    Musste er töten? "I didn't comment… How could you ask me that question?" Er wirkt konsterniert. "Eine Aufgabe war, die alte Armee Liberias zu demobilisieren und eine komplett neue aufzubauen. Haben wir erledigt."
    Offiziell gibt es keine deutschen Söldner
    Warum sollte ein Staat überhaupt hoheitliche Aufgaben an Konzerne delegieren? Ein Söldner, erklärt McFate lächelnd, stehe unter weniger Zwängen als eine Amtsperson. Er etwa genoss in Liberia volle Flexibilität:
    "An einem typischen Tag habe ich zum Beispiel mit jemandem von der US-Botschaft gefrühstückt, dann mit Liberias Verteidigungsminister zu Mittag gegessen und abends ein paar Drinks mit einem Warlord und seinen muskelbepackten Kindersoldaten genommen. Das könnte ein US-Oberst oder –Diplomat nicht machen."
    "Sicherheit" boomt weltweit. In Deutschland zählte die Branche 2016 laut Bundesverband der Sicherheitswirtschaft 263.358 Beschäftige. Beim Objektschutz, Personenschutz, in Nahverkehr und Einzelhandel, bei Geldtransporten, vor Kasernen und Kernkraftwerken, um nur einige Einsatzgebiete zu nennen. Wach- und Sicherheitsdienste machen hierzulande aktuell gut sieben Milliarden Euro Umsatz. Doch wirklich "militärisch" muten wenige dieser Aktivitäten an.
    "Wer zugunsten einer ausländischen Macht einen Deutschen zum Wehrdienst in einer militärischen oder militärähnlichen Einrichtung anwirbt oder ihren Werbern oder dem Wehrdienst einer solchen Einrichtung zuführt, wird mit Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft."
    Besagt der sogenannte Söldnerparagraph 109h des Strafgesetzbuches. Offiziell aber gibt es keine deutschen Söldner.
    "Der Bundesregierung liegen keine eigenen Erkenntnisse über die Aktivitäten privater deutscher Sicherheits- und Militärfirmen in Krisen- oder Kriegsgebieten vor",
    Hieß es, recht lapidar, auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag im November 2016. Auch über Privat-Aktivitäten ehemaliger oder gar Dienst tuender Bundeswehrangehöriger scheint die Regierung nicht allzu viel wissen zu wollen. Aktiven, heißt es in der Antwort, "wäre eine Beschäftigung bei privaten Militär- und Sicherheitsunternehmen nur im Rahmen einer genehmigten Nebentätigkeit möglich."
    Doch entsprechende Anträge seien nach Kenntnis der Bundesregierung nicht gestellt worden.
    Andererseits gibt es immer wieder Berichte, dass sich Deutsche solo oder als Sicherheitsunternehmen an fernen Gestaden mit der Waffe verdingen. 2008 erregte die "Libyen-Affäre" Aufsehen. Staatsanwälte ermittelten gegen deutsche Polizisten und Soldaten, die im Urlaub Geheimpolizisten Gaddafis geschult haben sollen.
    "Mehr als 100 ehemalige Bundeswehrsoldaten sollen in das vom Bürgerkrieg zerrissene Somalia entsendet werden …"
    2010 machte eine Asgaard German Security Group Schlagzeilen. Ihr Chef Thomas Kaltegärtner, ein ehemaliger Panzergrenadier, erläuterte im Deutschlandfunk seine Dienstleistungen im schönen Somalia:
    "… mit den Hauptaufgaben Personenschutz, Objektschutz, Konvoischutz. Dazu gehört auch die Ausbildung von Polizei und Militär im Einsatzland.”
    Mit angeblich mehr als 100 ehemaligen Bundeswehrangehörigen wollte die Firma für einen dubiosen Warlord aktiv werden. Ein Alptraum für die Bundeswehr, die zur gleichen Zeit nebenan in Uganda Kämpfer der somalischen Übergangsregierung ausbildete. Die Polizei machte eine Hausdurchsuchung, die Staatsanwaltschaft Münster klagte zwei Verantwortliche an – wegen Verstößen gegen das Waffen- und das Außenwirtschaftsgesetz. Am 21. September – sieben Jahre später – wird vor nun dem Amtsgericht Münster verhandelt werden. Die Firma erklärt dazu auf Anfrage:
    "Es gab Ermittlungen von profilierungssüchtigen, pazifistischen Staatsanwälten." Die Strafverfolger hätten "sich aus doktrinären (Ego-) Gründen in eine harmlose Sache verbissen. Es hat kein Asgaard-Mitarbeiter somalischen Boden betreten."
    Die Security-Firma sucht weiterhin Personal
    Die Facebook-Seite von Asgaard zeigt jetzt andere sonnige Einsatzorte. "Ankunft in Erbil, nachmittags angenehme ca. 40 Grad. Fahrt im B6-GMC Suburban zum Compound an der Ausfallstraße Richtung Kirkuk."
    Die Bundesregierung will damit nichts zu tun haben: "Die Firma Asgaard Security hat sich 2015 um einen Auftrag zum Schutz des Einsatzkontingentes der Bundeswehr in Erbil/Region Kurdistan Irak bemüht, einen solchen aber nicht erhalten. Auch zuvor hatte Asgaard Security keine Aufträge der Bundeswehr erhalten."
    Doch der aktuelle "CEO" Petja Stoy, Kandidat der AfD in Aachen, sucht weiterhin Personal. "Wenn ihr auch Teil unseres Teams werden wollt, mindestens 25 Jahre alt seid und bereits vier Jahre bei der Bundeswehr oder einer Spezialeinheit der Polizei eingesetzt gewesen wart, registriert euch in unserem neuen Bewerbertool und nehmt an einem der EFVs teil!"
    Dem Eignungsfeststellungsverfahren. Für wen arbeitet Asgaard? Wo? Die Firma antwortet per E-Mail, man wolle sich "zu laufenden Aufträgen und Auftraggebern nicht äußern". Es handele sich aber um "Personen- und Objektschutzaufträge im Ausland".
    "Unsere Operators haben keinen Kampfauftrag, wir arbeiten als ganz normale, private Sicherheitsfirma mit Jedermannsrechten im Ausland. Wir legen Wert auf die Feststellung, dass Asgaard kein Söldnerunternehmen ist."
    2013 berichtete die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung", mehrere Dutzend aktive Soldaten der Bundeswehr seien nebenher "für deutsche und ausländische Firmen in Afghanistan und anderen Kriegsgebieten oder auf Handelsschiffen am Horn von Afrika tätig".
    Schon 2011 machte sich Hans-Joachim Otto (FDP), Koordinator der schwarz-gelben Bundesregierung für die maritime Wirtschaft, für bewaffnete private Sicherheitsteams auf deutschen Schiffen stark – zum Schutz vor Piraten. Die Deutschen Reeder waren einverstanden. Der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) lobte dies als "gute Lösung".
    Anfrage an das Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr: Wie viele ehemalige Bundeswehrangehörige finden in privaten Sicherheitsunternehmen Verwendung?
    "142 ehemalige Soldatinnen und Soldaten auf Zeit der insgesamt 8.593 Befragten, die im Kalenderjahr 2015 in den zivilen Arbeitsmarkt zurückgekehrt sind, gaben an, in einer Tätigkeit, die den Dienst- und Wachberufen zuzuordnen ist, eingegliedert zu sein."
    2016 haben die Berufsförderer der Bundeswehr 155 Bildungsmaßnahmen im Sicherheitsbereich bewilligt. Wie steht es um Jobs, die eher als "Söldnertum" betrachtet werden könnten?
    "Eine bewusste Förderung auf eines dieser Eingliederungsziele erfolgt nicht. Soweit Arbeitgeber dem BFD Arbeitsplatzangebote in der Sicherheitsbranche unterbreiten, die erkennbar auf einen Einsatz in Krisengebieten abzielen, wird eine Vermittlung durch den BFD nicht durchgeführt."
    Ein Blick in die Online-Stellenbörse der Bundeswehr: "Angebot 1300/SN/0025/13": Die AGEMA-Services GmbH in Kiel sucht "zeitnah engagierte Persönlichkeiten sowohl als Operator als auch als Teamführer für überwiegend außereuropäische Einsätze. Mindestalter: 25 Jahre. Fundierter Sicherheitsbackground (Mindestens vier Jahre Dienstzeit beim Militär). Bestandene Waffensachkundeprüfung. Einwandfreier Leumund."
    "Das Aufgabenspektrum reicht von Absicherung von Objekten in Krisengebieten bis hin zur Begleitung von Handelsschiffen durch die von Piraterie betroffenen Seegebiete."
    Die Franzosen brauchten Söldner für ihre Kolonialkriege
    Nach Weltkrieg und Nazi-Barbarei schien es eine Weile undenkbar, dass Deutsche jemals wieder eine Armee bilden – oder gar als Söldner aktiv werden könnten. "Der Bundeskanzler seinerseits betonte nachdrücklich, dass unter keinen Umständen zugestimmt werden könne, dass Deutsche als Söldner oder Landsknechte in fremde Armeen eintreten." Erklärte Bundeskanzler Konrad Adenauer Ende 1949 im Bundestag, sich selbst nach einem Interview mit einer US-amerikanischen Zeitung zitierend. Und doch geschah dies auch damals schon.
    Le Boudin, die Hymne der französischen Fremdenlegion. Zu Deutsch: die Blutwurst. Eine Wolldecke, die in Form einer Wurst auf den Tornister des Legionärs geschnallt wird. "Fern der Heimat in dem Wüstensande / Steh ich als Legionär in Frankreichs Sold …"
    Nach 1945 rekrutierte Frankreich besonders emsig Deutsche, manchmal direkt aus dem Kriegsgefangenenlager. Manche hatten einfach Hunger, andere wollten ihre Vergangenheit in der Waffen-SS verwischen.
    "Immerhin dürfte die Annahme berechtigt sein, dass zurzeit etwa 15.000 deutsche Staatsangehörige in der Fremdenlegion Dienst tun."
    1959 beriet der Bundestag über Deutsche in der Fremdenlegion: "Auch das Problem der Minderjährigen …" Etwa die Hälfte, der deutschen Legionäre, mutmaßte Berichterstatter Kurt Birrenbach, CDU, sei minderjährig.
    Die Franzosen brauchten Söldner für ihre Kolonialkriege in Indochina, später auch in Algerien. "Dann sprechen auch alle Offiziere Deutsch per du: Franz, komm her, links, rechts Deckung!"
    "Statt diese Händler mit deutschem Menschenfleisch unschädlich zu machen, hat die Regierung Adenauers die Behörden in Westdeutschland aufgefordert, alle Fünfe gerade sein zu lassen und den Sklavenhändlern mit jungen deutschen Menschen ihre Arbeit zu erleichtern!"
    1951 nutzte die DDR die westdeutschen Söldner in Vietnam für eine Breitseite gegen die Regierung Adenauer. "Vor wenigen Tagen trafen 133 ehemalige Fremdenlegionäre …"
    Die DDR bot allen Überläufern freie Heimreise nach Ostberlin, Amnestie und Arbeit an.
    "Im Kongo kennt mich auch jeder. Sie brauchen nur schreiben: "Major Müller, Kongo" - kommt immer an."
    Als in Afrika die Kolonien zerfielen, tauchten dort zunehmend Söldner auf. Einer von ihnen: Siegfried Müller.
    "Innerhalb von kürzester Frist lagen etwa 40 Tote dort dann …"
    Für die Medien posierte Müller mit Eisernem Kreuz und Speer.
    "Ich habe den Westen, die westliche Freiheit, im Kongo verteidigt."
    1966 präsentierte das DDR-Fernsehen Major Müller, rauchend, mit irrem Dauergrinsen und schwerer werdender Zunge:
    "Als wir in Johannesburg waren, wurde gesagt, wir machen eine Jägerjagd, eine Jagd auf Neger oder so etwas …"
    "Wenn wir heute eine Industrie schaffen, die in Konflikte investiert, wird diese an den konfliktträchtigsten Orten der Welt auftauchen; sie wird Kriege beginnen – und in die Länge ziehen."
    Söldner-Firmen, sagt Militärforscher McFate in Washington, arbeiten stets für den höchsten Bieter. Und sind heute allgegenwärtig.
    Die Globalisierung des Söldnerwesens begann 1989
    "Überall tauchen sie aus der Versenkung auf. Söldner kämpfen für Milliardäre. Wir sehen sie auf beiden Seiten des Konflikts in der Ukraine, und dschihadistische Söldner bei Aleppo. Golfstaaten werben Söldner in Lateinamerika an, um Huthis im Jemen zu bekämpfen. Nigeria heuerte Söldner an, um Boko Haram nachzustellen - sehr effektiv. Solche Söldner treten nicht mehr nur mit Kalaschnikows, sondern mit Kampfhubschraubern an. Es gibt sogar Söldner im Cyberspace, sogenannte Hack-back-Firmen."
    Die Globalisierung des Söldnerwesens begann 1989 mit der Firma "Executive Outcomes", gegründet von Elitekämpfern des gerade abgetretenen Apartheid-Regimes. Heute gibt es "global player" mit Vollsortiment. Die britische G4S etwa, nach eigenem Bekunden die "weltweit führende Gruppe für globale Sicherheit", mit über 600.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von über zwölf Milliarden Dollar. Zu den Top 10 zählen auch die schwedische Securitas, die kanadische Gardaworld und US-Unternehmen wie ADT, Allied Universal, oder Booz Allen Hamilton. Ihr wohl bekanntester Ex-Angestellter: Edward Snowden.
    "Die USA haben diese Branche in 15 Jahren Krieg im Irak und Afghanistan von einer Multi-Millionen- zu einer Multi-Milliarden-Branche hochkatapultiert."
    Unternehmen wie Dyncorp, CACI, Triple Canopy und Blackwater wuchsen zu Giganten. Doch ihre Schützen, Bodyguards, Gefängniswärter und Verhörspezialisten produzierten auch reichlich Skandale.
    Blackwater etwa provozierte 2007 – nicht zum ersten Mal – einen Aufschrei, als Firmen-Krieger auf dem Nisour-Platz in Bagdad das Feuer eröffneten. 14 Zivilisten starben, 17 wurden verletzt. Blackwater-Gründer Erik Prince beteuerte: Wir haben nichts falsch gemacht. "I believe we acted appropriately at all times.”
    2015 endlich wurden vier Blackwater-Mitarbeiter in den USA verurteilt. Prince hatte seine Anteile längst verkauft, für angeblich 200 Millionen Dollar. Er zog weiter nach Abu Dhabi, arbeitet heute vor allem in Afrika, für die Chinesen.
    "Zuallererst ist da ein ethisches Problem: Das Töten wird mit dem Profitgedanken verknüpft. Feuern wir so Kriege und Konflikte an? Die Antwort lautet: Ja."
    Es gibt allerlei Abkommen, die das Söldnerwesen eindämmen sollen. Das Montreux-Dokument von 2008 etwa gibt Staaten viele Tipps zum Umgang mit Privatkriegern. Und gilt doch als völlig zahnlos.
    "Ich weiß nicht, was wir tun können, um das staatliche Gewaltmonopol wiederherzustellen." Sean McFate wirkt tief beunruhigt. "Die USA haben nichts getan, um diese Branche unter Kontrolle zu halten. Es gibt keine Strafverfolgung. Wir werden in Zukunft noch mehr Söldner sehen." Das sei gelebte Deregulierung. Aus seiner Sicht fatal.
    "Wir haben mehr Gesetze über die Herstellung von Spielzeugautos als über das Outsourcen von Feuerkraft. Was diese sehr wichtige Frage angeht, leben wir im Grunde in einem gesetzlosen Land."