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Merkel würdigt Scharon als Patrioten

Nach dem Tod des israelischen Ex-Regierungschefs haben Spitzenpolitiker aus aller Welt Ariel Scharon als eine der bedeutendsten Persönlichkeiten in der Geschichte Israels gewürdigt. Bundeskanzlerin Angela Merkel erklärte in Berlin, Scharon habe sich große Verdienste um sein Land erworben. Der 85-Jährige war am Samstag in Tel Aviv nach achtjährigem Koma gestorben.

11.01.2014
    Merkel hob in ihrer Erklärung vor allem auf Scharons Kehrtwende gegenüber den Palästinensern ab: "Mit seiner mutigen Entscheidung, die israelischen Siedler aus dem Gazastreifen abzuziehen, hat er einen historischen Schritt auf dem Weg zu einem Ausgleich mit den Palästinensern und zu einer Zwei-Staaten-Lösung getan", sagte sie in Berlin. Die Auflösung der jüdischen Siedlungen und den Abzug der Armee aus dem Gazastreifen hatte Scharon im Jahr 2005 gegen viele Widerstände durchgesetzt. Zuvor hatte der 1928 als Sohn weissrussischer Einwanderer geborene Scharon in verschiedenen Regierungsämtern den Bau jüdischer Siedlungen in den besetzten Gebieten massiv vorangetrieben.
    Obama: Scharon widmete sein Leben dem Staat Israel
    US-Präsident Barack Obama sprach den Hinterbliebenen und dem israelischen Volk sein Beleid aus und bekräftigte die Freundschaft mit Israel. Scharon habe sein Leben dem Staat Israel gewidmet. In der in Washington veröffentlichten Erklärung hieß es zudem mit Blick auf die Friedensgespräche zwischen Israel und den Palästinensern: "Wir streben weiter nach einem dauerhaften Frieden und Sicherheit für das israelische Volk, so auch, indem wir dem Ziel von zwei Staaten verpflichtet sind, die in Frieden und Sicherheit Seite an Seite leben."
    Der britische Premierminister David Cameron bezeichnete Scharon als eine der bedeutendsten Figuren in der israelischen Geschichte. Frankreichs Präsident Francois Hollande nannte den ehemaligen Armeegeneral einen "wichtigen Akteur in der Geschichte" Israels, Kreml-Chef Putin sprach von ihm als Verteidiger seines Volkes.
    Peres: "Einer der größten Beschützer Israels"
    Israels Präsident Schimon Peres würdigte seinen langjährigen Wegbegleiter als tapferen Soldaten und mutigen Staatsmann, der viel zur Sicherheit und zum Aufbau des israelischen Staates beigetragen habe. "Ariel war ein tapferer Soldat und kühner Führer, der seine Nation liebte und seine Nation liebte ihn." Scharon sei einer der größten Beschützer und wichtigsten Architekten Israels gewesen, der keine Furcht gekannt habe. Ehud Olmert, der Scharon nach dessen Schlaganfall im Amt des Regierungschefs folgte, pries ihn und sein Lebenswerk. Scharon habe Mut, menschliche Wärme und Führungskraft bewiesen, als Israel das gebraucht habe.
    Israels Ministerpräsident Ariel Scharon und Vize-Präsident Schimon Peres in der Knesset
    Israels Ministerpräsident Ariel Scharon und Vize-Präsident Schimon Peres in der Knesset (AP)
    Scharfe Töne von Hamas und Fatah
    Im Alter von 36 Jahren war Ariel Scharon Israels jüngster General
    Im Alter von 36 Jahren war Ariel Scharon Israels jüngster General (AP)
    Die radikal-islamische Palästinenserorganisation Hamas dagegen feierte im Gaza-Streifen den Tod des einstigen Feldherrn. "Scharon ist ein Krimineller, und er zählte zu denen, die Unglück über das palästinensische Volk gebracht hat", sagte ein Sprecher. Auch gemäßigte Kräfte um Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warfen dem früheren Regierungschef "Gräueltaten" vor. Auf Scharon warte nun Gottes Strafe, sagte das führende Fatah-Mitglied Dschamal Muhessen der Nachrichtenagentur dpa. "Er wird für seine Verbrechen bestraft werden, vor allem für Sabra und Schatila." Abbas selbst äußerte sich nicht.
    Während des Libanon-Krieges hatten mit Israel verbündete libanesische Milizen 1982 Hunderte Palästinenser in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila ermordet. Scharon musste deswegen als Verteidigungsminister zurücktreten.
    Scharon starb am Samstag im Alter von 85 Jahren auf der Intensivstation eines Krankenhauses nahe Tel Aviv, wo er nach einem Schlaganfall und einer Hirnblutung seit acht Jahren im Koma gelegen hatte. Er soll ein Staatsbegräbnis erhalten. Von Sonntag an soll der Leichnam Medienberichten zufolge zunächst in der Knesset, dem Parlamentsgebäude in Jerusalem, öffentlich aufgebahrt werden.