Sonntag, 12. Mai 2024

Archiv

Reportage Darmkrebs-Operation
Tumorentfernung ohne Blutverlust

Um zu großen Blutverlust zu vermeiden, versucht man, auch Tumorpatienten endoskopisch zu operieren. Was erwartet die Patienten dabei? Unsere Reporterin war an der Uniklinik Köln bei einer solchen Operation dabei.

Von Barbara Weber | 19.07.2016
    Ein Arzt führt eine OP mit einem Endoskop durch.
    Endoskopische OP (dpa)
    Operationssaal 24. Universitätsklinik Köln. Der Patient liegt in Narkose. Die Ärzte haben bei ihm einen Tumor im Dickdarm entdeckt - im sogenannten "Krummdarm".
    "Diesem Patienten werden jetzt die Teile des Krummdarms abgeschnitten."
    Professor Christiane Bruns ist Direktorin der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral- und Tumorchirurgie der Uniklinik Köln.
    "Das ist im Grunde genommen der absteigende Anteil des Dickdarms. Und der Krummdarm mündet dann in den Enddarm."
    Der Patient liegt mit dem Rücken auf einer Liege. Oberarzt Dr. Marc Bludau, der chirurgische Leiter des Darmzentrums, macht einen kleinen Bauchschnitt und schiebt die winzige Kamera in den Bauchraum.
    "Man schaut, ob der Tumor gestreut hat, ob andere Veränderungen vorhanden sind."
    Marc Bludau begutachtet die Organe im Bauch und ob sie verändert sind.
    "Das ist nicht der Fall. Die Leber wird angeschaut, ob dort Lebermetastasen vorliegen…"
    Auf großen Monitoren sind die Kamerabilder aus dem Bauchinnern zu sehen: Das Bauchfett ist gelb. Die Faszien, die Trennschichten, sehen aus wie Spinnweben.
    Ganz anders das Tumorgewebe:
    "Weiß und hart."
    Oberarzt Felix Popp hat zwischenzeitlich die Kameraführung übernommen. Durch drei weitere Schnitte im Bauch führen die Ärzte die Instrumente ein: kleine Zangen zum Greifen und ein Ultraschallgerät zum Schneiden und Blut stillen. Marc Bludau sieht sich den Dickdarm genauer an:
    "Das Gewebe scheint hier verändert, und man kann auch diese typischen Gefäßeinsprossungen in den Tumor gut erkennen."
    Der Arzt legt den Krummdarm frei. Er löst ihn - vorsichtig - von den Nachbarorganen ab. Niere, Milz und Bauchspeicheldrüse dürfen nicht beschädigt werden. Die Ärzte versiegeln mit Klammern an zwei Stellen den Darm, damit kein Darminhalt in den Bauchraum fließen kann. Dann schneiden sie das vom Tumor befallene Darmstück heraus. Es ist etwa 40 Zentimeter lang.
    "So, wir geben jetzt das Darmstück zur histopathologischen Aufarbeitung ab..."
    … um das Gewebe genau untersuchen zu können.
    "So, jetzt haben wir das Darmende vorbereitet und können das gleich unten an dem Rectumstumpf anschließen..."
    …also an den Teil des Enddarms. Das machen die Ärzte mithilfe eines speziellen Gerätes, das durch das Gesäß eingeführt wird und die beiden Darmenden zusammenheftet.
    "Herr Dr. Fuchs - anheben, vorschieben, anheben, absenken jetzt anheben, vorschieben, weiter vorschieben, absenken jetzt."
    Mit dem Stapler lassen sich die beiden Darmenden mit Metallklammern zusammenheften.
    "Das macht so einen Klack. Gut, dann mal zudrehen, weiter, weiter, weiter. Und jetzt gleich, nach 30 Sekunden, wird die Klammernahtreihe ausgelöst. Und dadurch ist dann die neue Verbindung geschaffen und vollständig etabliert."
    "Ich schließe jetzt."
    "Ja. Jetzt wird noch mal 20 Sekunden gewartet, dass es nicht zu Nachblutungen kommt. Und jetzt öffnet sich das Klammernahtgerät wieder. Es wird jetzt wieder über den Anus komplett entfernt."
    Die Ärzte prüfen, ob die Naht hält und ob sie auch dicht ist. Dann bedankt sich Dr. Marc Bludau bei seinem Team.
    "Und wir beenden jetzt die Operation."