Montag, 13. Mai 2024

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Reportage: Morbus Crohn
"Mein Crohn ist extrem anfällig auf Stress"

Die Diagnose hat Bernd Franzen erst mit Mitte 30 bekommen: Morbus Crohn. Vorher hatte er schon immer etwas mit dem Bauch. Inzwischen weiß er, worauf er achten muss und wie er seine Darmerkrankung möglichst gut händeln kann.

Von Renate Rutta | 13.10.2015
    "Mein Name ist Bernd Franzen. Ich bin Betroffener von Morbus Crohn seit Kindheit und ich lebe da eigentlich seit 55 Jahren recht gut damit.
    Wobei es eine kleine Einschränkung gibt: Es gab Zeiten, wo es mir sehr schlecht ging, wo ich innerhalb von kurzer Zeit viele Operationen hatte aber auch viel mehr Zeiten, wo es mir richtig gut geht.
    Ich habe Ende der 60er-Jahre - als es noch gar nicht so weit verbreitet war - schon zum Beispiel als kleiner Junge eine Darmspiegelung bekommen und hatte immer Probleme mit dem Darm.
    Es gab nie eine Diagnose aber es war so, der Junge hat was mit dem Bauch.
    Eine Diagnose habe ich dann erst mit Mitte 30 bekommen, als ich mal Bauchschmerzen im rechten Unterbauch bekommen habe.
    Worauf ich tatsächlich achten muss, "mein Crohn" ist extrem anfällig auf Stress. Wenn ich in Stresssituationen gerate, gehen meine Entzündungswerte deutlich in die Höhe.
    Ich habe tatsächlich ein bisschen Glück, dass diese Entzündungen mit wenig Symptomen einhergehen, das heißt, selbst wenn ich Entzündungen aktiv habe, bin ich im Alltag nicht so eingeschränkt. Mein Problem ist, dass es durch diese ständige Entzündung immer wieder Verwachsungen gibt, was dann dazu führt, dass der Chirurg eingreifen muss.
    Was mittlerweile dazu geführt hat, dass auch meine Berufswahl anders geworden ist. Ich bin von Ausbildung her Biologe, arbeite da freiberuflich aber im Zweitberuf bin ich als Yogalehrer unterwegs. Und dieser Zweitberuf nimmt mittlerweile deutlich Zeit ein.
    Ich arbeite ganz normal, muss aber wirklich darauf achten, ich muss immer mit Fehlzeiten rechnen. In diesem Jahr hat es mich zweimal erwischt. Ich war zweimal im Krankenhaus. Das sind Dinge, die muss man einrechnen.
    Für mich war die Schlüsselerkenntnis, dass meine Entzündungsaktivität stark gekoppelt ist mit meiner Stressbelastung. Wenn es mir gelingt, mit meinem Stress gut umzugehen, geht es meiner Entzündung gut, der Krankheit schlecht. Für mich ist der Weg gefunden, dass ich aktiv gelernt habe, Entspannungsübungen zu machen und ich auch in Sachen Yoga sehr aktiv bin, was dazu führt, dass mein Stresslevel insgesamt gut zu managen ist.
    Essen, Ernährung hat einen deutlichen Einfluss darauf, wie ich mich fühle und über den Weg hat es auch einen Einfluss auf den Crohn. Nur es gibt keine Diät, wo man sagen könnte, iss das und das und es geht Dir gut. Das funktioniert nicht.
    Ich ernähre mich im Moment vegetarisch und weitgehend frisch. Das bekommt mir gut und ich denke, das hat auch einen guten Einfluss auf meinen Allgemeinzustand und das wiederum ist gut für den Crohn.
    Für mich ganz wichtig neben dem privaten Stressmanagement ist, sich durch den Crohn nicht alleine stellen zu lassen. Für mich ist zum Beispiel die Selbsthilfe ein ganz wesentlicher Bestandteil in meinem Krankheitsmanagement. Also, Menschen zu kennen, denen es gleich geht und mit denen man auch mal reden kann."