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Resistente Keime

Wenn Antibiotika mit einer bakteriellen Infektion nicht mehr fertig werden, dann haben es die Ärzte meistens mit einem sogenannten multiresistenten Erreger zu tun. MRSA-Stämme, also bestimmte Staphylokokkenarten, gehören zu den bekanntesten Vertretern dieser hartnäckigen Keime. Bislang waren sie vor allem in Krankenhäusern zu Hause, doch in letzter Zeit lassen sie sich auch immer öfters außerhalb der Hospitäler finden. Jetzt warnen Wissenschaftler vor der Übertragung beim Baden im Meer.

Von Arndt Reuning |
    Badestrände sind wie Tauschbörsen für Staphylokokken. Wer die Bakterien beherbergt und ins Wasser geht, nimmt die eigenen Keime mit hinein. Wer aus dem Wasser kommt, bringt eventuell fremde Erreger mit heraus. So das Ergebnis einer Untersuchung von Wissenschaftlern der University of Miami, die Badende an einem Strand im südlichen Florida untersucht hatten. Wer an dem Versuch teilnahm, ging mit einem leeren Plastikgefäß ins Wasser und brachte es nach fünfzehn Minuten mit einer Wasserprobe gefüllt wieder mit heraus. Bei knapp 40 von 100 Strandbesuchern hatten die Wissenschaftler Staphylokokken in den Testbehältern entdeckt. Und drei Prozent der positiven Proben machten die aggressiven MRSA-Stämme aus. Kein Grund zur Panik, aber zur Vorsicht, sagt Lisa Plano, die die Studie geleitet hat.

    "Ich denke nicht, dass man den Strandbesuch fürchten sollte. Egal ob es diese Organismen dort nun gibt oder nicht. Wer gesund ist, wer keine Hautverletzungen hat und kein geschwächtes Immunsystem, der mag den Erregern zwar ausgesetzt sein. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist hoch. Aber wenn man einfache Vorsichtsmaßnahmen einhält, keine Risiken eingeht und nicht gerade mit einer offenen Wunde schwimmt, sollte man keine Probleme haben."

    MRSA verursacht vor allem Hautinfektionen, die zu Beginn aussehen wie ein Insektenstich, sich bei Menschen mit einem geschwächten Immunsystem aber schnell ausbreiten können. Zu den Vorsichtsmaßnahmen gehört daher laut Lisa Plano zum Beispiel auch, dass man nach dem Baden im Meer duschen geht. Für gesunde Strandbesucher besteht kaum die Gefahr, dass die Bakterien zu einer Infektion führen. Aber manche Menschen können die Keime auch auf ihren Schleimhäuten beherbergen, ohne dass die sich jemals bemerkbar machen. Ist die Infektion aber ausgebrochen, rät die Forscherin aus Florida zum Badeverzicht.

    "Wenn Sie tatsächlich unter einer Infektion leiden, dann würde ich doch vorschlagen, dass Sie sie nicht mit ihren Freunden am Strand teilen. Solange, bis die Krankheit geheilt ist. Die meisten Menschen wissen nicht, ob sie die Erreger in sich tragen. Aber wenn bei Ihnen eine aktive Infektion festgestellt worden ist, dann teilen Sie sie bitte nicht."

    Ob die Versuche an den warmen Stränden von Florida sich ohne weiteres auch auf Badegebiete in Europa übertragen lassen, können die Wissenschaftler noch nicht mit Gewissheit sagen. Die Überlebensaussichten der MRSA-Keime im Meer werden sie aber als nächstes erforschen. Neben der Temperatur könnten auch der Salzgehalt des Wassers und die ultraviolette Sonnenstrahlung eine Rolle spielen. Außerdem könnte es auch natürliche Reservoirs geben, in denen die Keime geschützt vor den harschen Umweltbedingungen gedeihen können.

    "Wir wissen, dass MRSA aus Meeressäugern isoliert werden kann, zum Beispiel aus Delfinen und Robben. Das würde dafür sprechen, dass die Bakterien im Wasser existieren können. Nun müssen Studien unternommen werden, um herauszufinden, wie lange diese Keime im Wasser überleben können. Dass sie es können, das wissen wir."

    Auf lange Sicht hilft aber wohl nur eines im Kampf gegen resistente Bakterien: Mehr Disziplin im Umgang mit Antibiotika.