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Sachsen
Hakenkreuz und Wehrmachtsuniformen bei Heimatumzug

Einen reichlich unkritischen Umgang mit der Nazi-Vergangenheit hat offenbar der Heimatverein im sächsischen Colmnitz. Bei einem Dorffest, das der Verein organisiert hatte, wurden gestern offensichtlich NS-Symbole gezeigt. Nun ermittelt die Polizei.

30.05.2016
    Das Bild zeigt einen Mann in der damaligen Rot-Kreuz-Uniform mit einem Koffer in der Hand, auf dem sowohl das Rote Kreuz als auch das Hakenkreuz abgebildet sind.
    Bei dem Heimatumzug waren Hakenkreuze zu sehen. (picture alliance / dpa / Marcus Fischer)
    Zunächst hatte die online erscheinende "Leipziger Internetzeitung" über den Vorfall berichtet. Teilnehmer des Umzugs zum "Schul- und Heimatfest" am Sonntag hätten unter anderem Wehrmachtsuniformen mit Hakenkreuzen getragen. Andere hätten sich in Fahrzeugen mit Tarnfarben präsentiert, die mit Maschinengewehrattrappen versehen gewesen seien. Als Beleg veröffentlichte die Online-Zeitung mehrere Fotos der Veranstaltung, die vom Heimatverein des Ortes organisiert wurde.
    Die Polizei wurde erst durch Medienberichte aufmerksam. Inzwischen nahm sie Ermittlungen auf. Es bestehe der Verdacht der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, hieß es in einer Mitteilung. Konkret werde gegen einen unbekannten Mann ermittelt, der einen Koffer mit einem Hakenkreuz in der Hand gehalten habe.
    Das Gründungsmitglied des Heimatvereins, Thomas Schumann, verteidigte sich gegen Kritik. Bei dem Fest habe es sich um eine Retrospektive der letzten 900 Jahre gehandelt, sagte er Sueddeutsche.de. Es solle alles darstellen, was in dem Ort passiert sei: "Der Zweite Weltkrieg gehört da eben dazu."
    Das sich Sammler von Militaria auf Heimatfesten zeigen, ist keine Seltenheit. Vor zwei Jahren gab es Streit, weil beim traditionellen "Tag der Sachsen" auch Soldaten und Kriegstechnik aus dem Nationalsozialismus gezeigt werden sollte. Das Kuratorium des Sachsentages untersagte die Auftritte und verbot auch gleich das Zeigen von Uniformen aus der DDR. Man wolle alles unterlassen, was Krieg und Diktatur verherrliche, hieß es damals.
    Auch im diesjährigen Karneval lösten Festumzüge Empörung aus. Dabei ging es um Motivwagen unter anderem in Bayern, die sich in herabwürdigender Weise mit der Flüchtlingsthematik beschäftigten.
    (adi/tzi)