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Sich fortbewegen, wenn sich nichts mehr bewegt

Der Blick vom Balkon geht ins Grüne. Der Holzton der Kuckucksuhr ist mit dem der Eckbank abgestimmt. Im Vitrinenschrank schimmert gediegenes Porzellan. Landhausstil vom feinsten, die Eigentumswohnung längst schuldenfrei, ein Jahresabonnement für die Oper.

Von Susanne Betz | 10.09.2004
    Solch ein Leben gibt man nicht auf, wenn man nicht unbedingt muss, sollte man meinen. Die, die es leben, müssen auch nicht weg, wollen es aber. Deshalb bieten sie alles im Internet zum Verkauf an: die Wohnung, das Auto, die Antiquitäten, auch die Kuckucksuhr. Sie lösen die Konten auf und büffeln eine neue Sprache. Sie, das ist ein gut situiertes Ehepaar aus Süddeutschland, das zeitgleich mit dem Eintritt in den Vorruhestand, den Absprung in ein neues Leben wagt. Die beiden ziehen einen kompletten Schlussstrich und wandern in Kürze nach Teneriffa aus.

    Es ist einfach die Idee, auch einmal etwas anderes zu machen, ein anderes Leben zu beginnen. Mit der Verrentung beginnt ja ein anderes Leben, also warum soll man das nicht auf das ganze Leben umsetzen.

    Ihr Mann wird konkreter, wenn es um seine eigentlichen Beweggründe geht, warum er Deutschland den Rücken kehrt.

    Es wird ständig gezetert, ständig werden Reförmchen hin- und hergeschoben, das eine hebt das andere wieder auf, es kommt immer nur Flickwerk raus, und das nervt schlichtweg.

    Auch Andrea Hoffmann, 38, und Mutter von drei Kindern, will einen Neuanfang. Sie ist mit ihrer Familie vor fünf Monaten in die USA ausgewandert. Auch sie hat eine Rückkehr nicht eingeplant und deshalb alle Zelte hinter sich abgebrochen.

    David Hoffmann, 36, lebt und arbeitet bereits seit einem dreiviertel Jahr in Los Angeles. Seine Arbeit, genauer gesagt, seine Arbeitslosigkeit, war auch der Grund, warum die Familie Deutschland verlassen hat.

    Zuerst hat mein Mann einen guten Job gehabt bei einer Firma für digitale Filmbearbeitung, die hat dann Insolvenz angemeldet, und schwubdiwubs waren wir arbeitslos, das dritte Kind war unterwegs, da stand auch zur Debatte, dass wir in Deutschland umziehen. Da gab’s aber auch nichts. Der Markt war am Absacken. Da hat er versucht in der Autoindustrie unterzukommen, da ging auch nichts. Dann flog er auf eigene Kappe nach San Diego, hat sich dort beworben, hat seine Interviews gehabt. Und nach zwei Wochen rief eine Firma an und hat ihm einen Job angeboten.

    Weil die amerikanische Filmproduktionsfirma den Münchner Computerspezialisten, der dreidimensionale Effekte entwirft, unbedingt haben wollte, hat sie auch alle Formalitäten für die Visa der fünf Familienmitglieder geregelt. Für die Hoffmanns war das Aus- beziehungsweise Einwandern deshalb eine relativ unkomplizierte Sache. Dafür ist ihnen der Abschied gefühlsmäßig sehr schwer gefallen.

    Ganz anders sehen die Motive eines süddeutschen Arztes und seiner Familie aus. Er ist mit seiner Facharztpraxis fest etabliert, es geht ihm wirtschaftlich gut. Trotzdem möchte der 43jährige so schnell wie möglich weg. Und zwar nach Australien. Denn für seine drei Kinder sieht er in Deutschland keine gute Zukunft.

    Die treibende Kraft hinter dem ganzen ist durchaus zu sehen in der Angst um die Kinder und deren Ausbildung, die in Deutschland weit hinter dem Standard, den man erhofft oder erwartet, zurückliegt. Ganz im Gegensatz zu Australien, das bei Pisa oder anderen Tests hervorragend abgeschnitten hat. Und dann kommt natürlich noch hinzu die berufliche Förderung, die ich hier nicht erhalte. Ganz im Gegenteil, eher ständig irgendwelche Probleme und Hindernisse, die man zu überwinden hat, und man sagt: Warum tue ich mir das hier an?

    Seit 1993 haben 1,2 Millionen Deutsche ihre Heimat auf immer verlassen. Zielland Nummer eins waren und sind die USA. Aber auch Spanien, Neuseeland, Australien, Kanada und die Schweiz werden stark favorisiert. Der Strom der Auswanderer floss stetig und gleichmäßig, doch seit einiger Zeit schwillt er an.

    Für 2003 wurden vom Statistischen Bundesamt knapp 130.000 Auswanderer registriert. Aber alle Experten schätzen die Dunkelziffer auf ein Vielfaches. Denn die meisten Emigranten melden sich erst später oder gar nicht in Deutschland ab, um Ansprüche aus Renten- und Sozialversicherung zu behalten. Der Verfasser von Ratgeberbüchern und Webseiten für Auswanderer, Peter Thul, nimmt an, dass im vergangenen Jahr über 200.000 Deutsche ihre Heimat für immer verlassen haben.

    Eine Art Seismograph für das Phänomen Auswandern ist das Raphaelswerk in Hamburg. Es ist der Caritas der Katholischen Kirche angeschlossen und führt die schöne Zusatzbezeichnung "Dienst am Menschen unterwegs." 1871 von einem ebenso reichen wie frommen Kaufmann gegründet, setzte das Raphaelswerk in den deutschen Häfen und in den großen amerikanischen Städten Vertrauensmänner ein, die den oft mittellosen Auswanderern mit Rat und Tat zur Seite standen.

    Heute unterhält das Raphaelswerk von Lübeck bis Passau 21 Beratungsstellen. Ratsuchende können Details über das Schulwesen auf West Samoa erfahren oder wie das Steuerwesen in Südafrika funktioniert. Ihre Klientel, so die Generalsekretärin des Raphaelswerkes, Gabriele Mertens, ist ein Querschnitt durch die deutsche Gesellschaft.

    Wir haben Leute, die von Arbeitslosigkeit bedroht sind oder den selbständigen Handwerksmeister, der hier an Bürokratie, Steuern und Gott weiß was verzweifelt. Wir haben den jungen Nachwuchswissenschaftler, der in Forschungsinstituten in den USA oder Kanada seine Zukunft sieht. Wir haben den Rentner, der mit 65 seine Sachen packt und sich seinen Lebenstraum verwirklicht und auswandert.

    11.326 Auswanderungswillige haben im vergangenen Jahr den kostenlosen Beratungsdienst des Raphaelswerkes in Anspruch genommen. Sehr viel mehr als noch vor drei oder vier Jahren. Auch wenn nicht jeder seine Pläne realisiert, so lässt sich doch für die jüngste Zeit ein Exodus hochrechnen, wie ihn Deutschland seit dem Krieg nicht mehr erlebt hat.

    Die meisten, die auswandern, wollen in erster Linie weg. Weg von Deutschland. Das Wohin ist von sekundärer Bedeutung. Diese Menschen bewegen sich, weil sich ihrer Meinung nach in Deutschlands nichts mehr bewegt. Der Blick zurück des Münchner Arztes, der mit seiner Familie nach Australien möchte, fällt fast wie eine Abrechnung aus.

    Deutschland ist auf einem absteigenden Ast in vieler Beziehung, wirtschaftlich, medizinisch. Das wird ein Sozialhilfeempfängerstaat. Für Leute, die vorhaben irgendetwas aufzubauen, ist es, glaube ich, eher hemmend.

    Vera Tolberg, eine junge Mikrobiologin, hat vor einem Jahr ihre Stelle an einem deutschen Universitätsklinikum gekündigt, weil sie hierzulande keine ausreichenden Perspektiven mehr sah. Jetzt lebt sie in Philadelphia und arbeitet in der Forschungsindustrie. Vera Tolberg kritisiert, dass Deutschland seinen Hochqualifizierten viel zu wenig Anreize zum Bleiben biete.

    Warum sind die USA so weit in der Wissenschaft? Weil sie die Besten haben. Die Besten kommen, sie haben etwas anzubieten. Deutschland tut das überhaupt nicht. Ich weiß, wie viel ich geben, wie viel ich leisten kann, es wird überhaupt nicht bezahlt.

    Wenn immer mehr Menschen ihre Heimat verlassen, dann sagt das etwas über die konkreten Bedingungen aus. Es reflektiert aber auch das allgemeine Lebensgefühl. In den Sorgen und Erwartungen der Menschen, die sich vom Raphaelswerk beraten lassen, konzentriere sich wie in einem Brennglas die Stimmung, die sich derzeit in ganz Deutschland ausbreite, stellt Gabriele Mertens, die Generalsekretärin fest.

    Wir haben deutlich im letzten Jahr festgestellt, dass sich in der Bevölkerung eine Lähmung, ein Pessimismus breit macht, und dass ein ganz bestimmter Prozentsatz dieser Leute darauf reagiert, indem er sagt, ich verschwinde, hier gibt’s für mich nichts mehr, hier ist keine Zukunft. Und ich will auch nicht, dass meine Kinder so leben müssen.

    Zu einer ähnlichen Feststellung kommt der Leiter des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, Professor Meinhard Miegel:

    Ich habe in den zurückliegenden ein, zwei Jahren eine Fülle von Signalen erhalten, die da lauten, in Deutschland macht es keinen Sinn mehr, dieses Land ist nicht reformfähig, wir sitzen auf gepackten Koffern, wir haben unsere erwachsenen Kinder schon ins Ausland geschickt, wir werden ihnen nachfolgen. Diese Töne hat man, sagen wir vor fünf oder zehn Jahren in dieser Zahl nicht gehört. Da hat sich etwas verändert. Es breitet sich eine gewisse Resignation aus. Die besonders Dynamischen sagen, das wird nichts mehr mit Deutschland. Und das ist natürlich eine besonders problematische Entwicklung, wenn sich ein solcher Geist ausbreitet.

    Wenn sich solch ein Geist ausbreitet? Ja was ist dann? Wird Deutschland, das in der politischen und ökonomischen Betrachtung bislang immer nur als attraktives Einwanderungsland wahrgenommen wurde, sich dann immer mehr zu einem Auswanderungsland entwickeln?

    Die Antwort von Gabriele Mertens, der Generalsekretärin des Raphaelswerkes, die die Zahlen, Trends und Motive seit Jahren genau analysiert, fällt jedenfalls ziemlich eindeutig aus.

    Ich denke, Deutschland wird tatsächlich ein Auswanderungsland. Und wenn wir genau hingucken: Es war auch immer ein Auswanderungsland.

    In der Tat, Deutschland war über Jahrhunderte ein klassisches Auswanderungsland. Mennoniten und Quäker aus Krefeld gründeten 1683 die Stadt Germantown als erste dauerhafte deutsche Ansiedlung Nordamerikas. Arme Saisonarbeiter wanderten im 17. Jahrhundert nach Holland aus. Ein Jahrhundert später zogen die Banater Schaben in großen Trecks nach Ungarn, und Zarin Katharina II. rief 30.000 hessische Kolonisten an die Wolga. Unterdrückung und bittere Armut trieben bis Anfang des 20. Jahrhunderts rund sieben Millionen Deutsche nach Übersee – 90 Prozent davon in die USA. Für Hamburg und Bremen, die mit Antwerpen und Rotterdam als Auswanderungshäfen konkurrierten, war das ein lukratives Geschäft.

    In den 30er Jahren bewirkte das NS-Regime einen Exodus des Geistes. 300.000 jüdische Männer, Frauen und Kinder verließen Deutschland, darunter Tausende Wissenschaftler, Künstler und Unternehmer. Amerika blieb auch nach dem Zweiten Weltkrieg bevorzugtes Ziel. Allein 1952, nach Aufhebung der Reisebeschränkungen in Westdeutschland, emigrierten 90.000 Deutsche in die USA.

    Auswanderer von heute stehen – sofern sie nicht in ein EU-Land möchten - vor anderen, aber nicht minder großen Herausforderungen. Die meisten Länder selektieren nach einem engmaschigen Raster, wen sie auf Dauer aufnehmen und vor allem arbeiten lassen. Deshalb geht der Traum von einem Neuanfang oft gar nicht in Erfüllung.

    Anja Rusche zum Beispiel, eine 30jährige Grundschullehrerin aus Hamburg, möchte nach Australien auszuwandern. Doch sie weiß nicht, ob sie den Hürdenlauf der Formalitäten, den sie schon seit fast einem Jahr mitmacht, letztlich bewältigen wird

    Ich muss jetzt also einen Englischtest machen. Ich habe bereits einen gemacht. Dieser Test kostet 160 Euro. Ich hab dann im nachhinein festgestellt, dass es der falsche Test war. Es ist auch so, dass man ständig andere Informationen bekommt. Ich rufe also in Australien an, werde auf die Website verwiesen, sitze drei Stunden vorm Computer, komme da nicht weiter, rufe in Berlin bei der Botschaft an. Ich muss dann sämtliche Unterlagen übersetzen lassen, meine Examina, meine Studienabschlüsse, um diese dann nach Australien zu senden. Wenn der Beruf dann dort anerkannt wird, habe ich die Möglichkeit, mich um ein general skilled visum zu bemühen. Es müssen dann Punkte gesammelt werden. Es geht darum, wie alt ist man, für diesen Englischtest gibt es bestimmte Punkte, man muss insgesamt 115 Punkte sammeln.

    Aus dieser Not mancher Auswanderungswilligen hat Peter Hahn sich eine Existenz aufgebaut. Der 42jährige ist selbst vor zehn Jahren von Berlin nach Neuseeland gekommen. Nicht weil er damals unbedingt aus Deutschland weg wollte, sondern der Liebe wegen. Mit der ist er heute verheiratet und hat zwei Kinder.

    Der studierte Jurist konnte in Neuseeland aber nicht als Rechtsanwalt praktizieren. Peter Hahn ist deshalb Einwanderungsberater geworden. Ab 4.000 neuseeländische Dollar, etwa 2.000 Euro kostet sein Service in einfachen Fällen. Wenn ein Businessplan nötig ist, arbeitet er mit einem ebenfalls aus Deutschland ausgewanderten Unternehmensberater zusammen. Das kostet dann schon mal 15.000 Euro. Während er früher ein bis zwei Anfragen im Monat bekam, sind es heute drei bis vier pro Woche. Hahn empfiehlt seinen Kunden genau das zu tun, was auch er selbst gemacht hat, nämlich offen für Neues zu sein.
    Es ist hier völlig normal, dass ein Polizist irgendwann beschließt, Tomaten anzubauen. Aber man muss diese Flexibilität mitbringen. Wenn man in seinem Beruf bleiben möchte, es gibt ein paar Berufssparten, wo das möglich ist, das sind so Handwerksberufe, das sind Berufe, die hier gefragt sind, da kommt man mit seiner deutschen Lehre als Automechaniker oder Klempner hier gut an. Fast in allen anderen Berufen muss man hier umdisponieren, da kaufen sie sich ein Bed & Breakfast oder kaufen sich eine Farm und züchten Hirsche.

    Die neue Abwanderung hat Folgen. Zunächst einmal fließt Geld ab. Denn Menschen, die Deutschland für immer verlassen, verkaufen in der Regel ihr Eigentum und investieren in der neuen Heimat. Sechs Prozent der deutschen Renten werden ins Ausland überwiesen – das bedeutet einen Kaufkraftverlust von über vier Milliarden Euro. Vor allem aber wirkt sich die steigende Abwanderung ungünstig für den Produktions- und Wissensstandort Deutschland aus, wie Professor Meinhard Miegel, der Leiter des Bonner Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft, beobachtet.

    Wenn Hochqualifizierte das Land verlassen, dann führen sie zu einer Schwächung dieses Landes. Und so etwas kann man innerhalb von verhältnismäßig kurzer Zeit ablesen an der wirtschaftlichen Entwicklung. Ich erinnere daran, dass nach dem Zweiten Weltkrieg zum Beispiel hochqualifizierte Flugzeugfachkräfte in die USA nicht nur gingen, sondern geholt wurden. Mit der Konsequenz, dass wir viele Jahre brauchten, um Rückstände aufzuholen. Und so etwas kann sich in Spezialgebieten durchaus wiederholen.

    Diejenigen, die Deutschland auf immer den Rücken kehren, sind in der Regel besonders mutige, innovative und flexible Menschen. Professor Miegel sieht darin eine Schwächung der gesamten Gesellschaft.

    Wenn besonders Mobile das Land verlassen, dann hat das zur Folge, dass diejenigen, die im Land verbleiben, keine Impulsgeber mehr haben. Es ist also nicht so sehr ein quantitatives Problem, sondern eine qualitative Frage. In jeder Gemeinde, in jedem Unternehmen ist es immer nur eine Handvoll Leute, die die Musik macht. Und wenn die weggehen, dann bleibt das ganze Unternehmen, die Gemeinde und dann letztlich ein Land stehen.

    Auf der politischen Agenda taucht das Thema Auswandern bislang nur selten auf. Der bayerische Ministerpräsident Stoiber etwa mahnte in einer Regierungserklärung an, die Abwanderung als Alarmsignal ernster zu nehmen.

    Weil viele junge Menschen keine Perspektive mehr sehen, wandern natürlich auch die Besten ab. Und das können wir uns auf Dauer nicht leisten, und deshalb sollten wir neben der Zuwanderungsdebatte auch die Auswanderungsdebatte in diesem Zusammenhang, wenn es um die Zukunft Deutschlands geht, viel intensiver bearbeiten.

    Kehren wir aber zu den Menschen zurück, um die es hier geht. Menschen, die vor kurzem aus Deutschland ausgewandert sind oder vor diesem Schritt stehen. Was erwarten sie? Bereuen sie ihren Schritt vielleicht? Und wie definieren sie in Zukunft Heimat?

    Peter Hahn jedenfalls, der Einwandererberater in Neuseeland, möchte niemals mehr nach Deutschland zurück. Zu groß ist für ihn mittlerweile der Unterschied zwischen den Lebensgefühlen.

    Es ist ein ganz anderes Umgehen hier mit den Menschen. Wenn man neu in eine Gesprächsrunde kommt, werden die positiven Seiten versucht herauszufinden, es werden Beziehungen hergestellt zu gemeinsamen Bekannten, was der macht, was jener macht. In der Regel mit sehr viel positiver Energie. Und das ist eine Sache, die fällt einem immer wieder auf, wenn man nach Deutschland zurückkommt, dass dort doch immer viel, um es mal ganz böse zu sagen, gejammert wird. Das findet man hier selten.

    Und das Rentnerehepaar, das in Intensivkursen Spanisch lernt, hofft auf Teneriffa möglichst schnell Anschluss und eine wirkliche Heimat zu finden.

    Es gibt die Option natürlich, dort unten zu leben wie die Spanier. Die werden auch alt, die werden auch krank. Und insofern, wenn wir uns bewusst integrieren, denke ich, unterscheiden wir uns in nicht sehr vielen Dingen von den Einheimischen. Das hoffen wir eigentlich, dass wir das erzielen können. Ein Stück Schicksalsergebenheit ist damit im Spiel.

    Andrea Hoffmann schließlich, die bis zu ihrem 38. Lebensjahr immer im selben Münchner Stadtteil lebte und vor ein paar Monaten mit Mann und drei Kindern nach Kalifornien ausgewandert ist, sieht ihrer Zukunft als Einwanderin nicht ohne eine Spur von Ironie entgegen.

    Meine Heimat ist Deutschland, und ich glaube, ich werde auch immer deutsch bleiben, wenn man es so sagen kann. Ich kenne es von Freunden, die nach Neuseeland ausgewandert sind, die Freundin sagt immer: Je länger du im Ausland bist, desto deutscher wirst du.