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Spitzenkräfte mit globaler Perspektive

"Elite mag man in Gottes Namen sein; niemals darf man als solche sich fühlen", sagte der kritische Theoretiker und Soziologe Theodor W. Adorno. Nun wird wieder gern über Elite geredet – kritisch, wenn es um das fehlende soziale Gewissen von Topmanagern geht, die sich Millionen-Abfindungen in die Taschen schaufeln für Deals, bei denen Tausende von Arbeitsplätzen geopfert werden. Positiv, wenn es darum geht, dass Deutschland Eliteanstalten braucht, Hochschulen und Schulen also, in denen künftige Spitzenkräfte herangezogen werden, in denen man sich folglich als künftige Elite fühlt.

Von Karl-Heinz Heinemann | 09.08.2004
    In den USA, in Großbritannien und Frankreich gibt es Schulen und Hochschulen, an denen die gesellschaftliche Elite ihre Kinder ausbilden lässt. Dieser Anstalten verheißen ihren Absolventen den Aufstieg in die Spitzenpositionen der Gesellschaft. Und in Deutschland?

    Es gibt wenige Eliteschulen, Salem gehört dazu, die haben aber im deutschen Schulsystem in der Struktur keine besondere Position. Wenn Sie sich britische, da ist es am deutlichsten, das britische System angucken – jedermann in Großbritannien weiß, was die Clarendon nine sind, mit Eton an der Spitze, dann gibt es die Rugby Group, also es gibt eine feste Hierarchie, die in den Köpfen der wesentlichen Personen, die über Positionen auch entscheiden, fest verankert ist und das seit langer Zeit.

    ...meint der Darmstädter Soziologe Michael Hartmann, der die deutsche Elite untersucht hat. Früher gab es in fast jeder Großstadt ein ehrwürdiges altsprachliches Gymnasium, an das die örtliche Elite ihre Kinder schickte. Heute muss man nicht mehr unbedingt die Ilias in Originalsprache gelesen haben, um zu den Mächtigen, Anerkannten und Wichtigen der Gesellschaft zu gehören. Die global agierende Manager-Elite schickt ihre Kinder auf International Schools, die in Singapur und Toronto, Düsseldorf und Tokio nach dem gleichen weltweit normierten Curriculum arbeiten. Das IB, das International Baccalaureat, das man dort erwirbt, wird weltweit als Berechtigung zum Studium anerkannt. Auch in Deutschland gibt es International Schools, zum Beispiel in Frankfurt und in Düsseldorf.

    In Deutschland hat das Internat im Schloss Salem am Bodensee den Ruf, eine Eliteschule zu sein. Nicht, weil die Schüler dort ausschließlich Spitzenleistungen vollbrächten, sondern weil man schon viel Geld haben muss, um sich diese Schule leisten zu können und weil hier die Kinder aus Königshäusern und aus Vorstandsetagen zur Schule gehen. Gegründet wurde das Internat 1919 vom damaligen Schlossherrn, dem Prinzen Max von Baden, dem letzten Kanzler des Kaiserreichs, und seinem Sekretär Kurt Hahn. Ihr Ziel war die Heranbildung einer neuen deutsche Elite, die nach der Niederlage des Ersten Weltkriegs und dem Zusammenbruch des alten Regimes die Führung übernehmen sollte. Wird dort heute noch Elite erzogen?

    Ich finde, Elite muss man unterscheiden, und ich denke, dass Salem für den einen oder anderen die Elite darstellt, aber für mich eher die Charakterelite, da ich denke, dass Salem die Schüler auf den Weg bringen will, und man kann nicht sagen, ab einem bestimmten Zeitpunkt bin ich Elite oder verkörpere Elite, sondern dass man es irgendwie in sich hat oder auf den Weg dahin gebracht wird.

    Ich habe gehört, wenn man von Salem hört, dann hört man nur, Salem ist eine renommierte Schule, an der die Schüler auch gefördert werden, die Internatsgemeinschaft, dass das eine einmalige Erfahrung ist, und natürlich habe ich da das Bild von einer Eliteschule mit bekommen.


    Der Speisesaal im barocken Gemäuer des ehemaligen Zisterzienserklosters. Dort sind die Klassen sieben bis elf des Internats untergebracht. Der Schulleiter Bernhard Bueb hat die Schule vor 30 Jahren aus den Wirren der Spät-Sechziger Jahre heraus geführt, die auch in die heile Welt am Bodensee eingebrochen waren. Mit mäßigen Modernisierungen hat er den Elite-Anspruch der Schulgründer über die Zeit gerettet:

    Salem erhebt den Anspruch, eine Schule zu sein, die Verantwortungselite hervorbringen will. Erhebt den Anspruch, ich glaube wir sind in vielen Punkten noch nicht so weit wie wir sein wollen, daher würde ich den Satz, wir sind Eliteschule, noch nicht so unterschreiben. Wir wollen Schüler dazu erziehen, das Beste aus ihren Talenten zu machen, und die Bereitschaft erzeugen, Verantwortung zu übernehmen. Das ist das Ziel, und das tun wir, indem wir einerseits sie im akademischen Bereich versuchen, sehr exzellent zu fördern, zugleich ihnen im Internat Gelegenheit geben, Verantwortung zu übernehmen und dadurch zu lernen, wie man mit Verantwortung umgeht. Und da stellen wir hohe Forderungen an die Schüler.

    Bueb verkörpert das Programm von Salem: Aufrecht, aristokratisch und wertkonservativ, und zugleich darauf bedacht, sich auf eine globalisierte Welt einzustellen. Auch Salem bietet nun das International Baccalaureat an.

    Zweifellos – Salem ist eine hervorragende Schule. Keine Klasse hat mehr als 15 Schüler, die Lehrerinnen und Lehrer sind hoch motiviert, einige betreuen die Kinder als Mentoren rund um die Uhr. Man kann auch beim eigenen Lehrer Nachhilfestunden nehmen, dafür wird er dann gesondert bezahlt. Das Leistungsspektrum in Salem sei genau umgekehrt zu dem an öffentlichen Schulen, erklärt der Schulleiter.

    Es gibt viele gute Schüler, aber auch viele schlechte, während das Mittelfeld schwach besetzt ist. Dreißig bis vierzig Prozent der Schüler bekommen ein Stipendium- und die Stipendiaten werden genau ausgesucht. Nur als Vollzahler wird jeder oder jede genommen. Besonders leistungsfähige Stipendiaten sollen das intellektuelle Niveau heben, aber auch noch mehr. Schulleiter Bueb beachtet nicht nur die Schulleistungen bei der Auswahl der Stipendiaten:

    Wir wählen die Schüler nach den schriftlichen Unterlagen aus, darauf hin, dass sie farbige Persönlichkeiten sind. Wir wollen nicht so Klassenbeste, die hinterm Schreibtisch sitzen, sondern junge Menschen, die ihre Begabung nützen, um mehr aus ihren auch nichtakademischen Talenten zu machen.

    Zur Elite wird man in Salem nicht durch die exzellente schulische Förderung, sondern durch die Internatserziehung – die Sozialdienste, das Zusammenleben in der Gruppe, die Übernahme von zahlreichen Aufgaben, sei es bei der freiwilligen Feuerwehr, im sozialen Dienst, der Sonderschüler betreut, oder beim Technischen Hilfswerk. Als vor zwei Jahren zwei Flugzeuge über dem Bodensee zusammenstießen, halfen Salemer zusammen mit den anderen Rettungskräften bei der Bergung der Leichen.

    2100 Euro im Monat kostet das Schulgeld, mehr als ein Durchschnittsbürger im Monat verdient. Dafür bekommen die Schüler eine Unterbringung in kärglichen Mönchszellen, sie schlafen in Etagenbetten, die heute kaum noch eine Jugendherberge anbieten würde. Morgens müssen sie sich auf den 100 Meter langen, auch im Winter unbeheizten Fluren ankleiden. Bettenmachen, Tischdecken, in der Küche helfen – was zuhause das Personal erledigt, hier müssen es die Sprösslinge aus reichem Hause selbst tun.

    In Salem lernen die Internatszöglinge soziale Fähigkeiten und Führungsqualitäten. Aber das ist es nicht allein.
    Sie erwerben ein bestimmtes Auftreten, eine eigene Sprache, sie lernen, welche Moden und Geschmacksrichtungen angesagt sind. Die 17-jährige Salemerin Teresa Sosa-Braun sagt, sie könne Salemer auf den ersten Blick auf der Straße erkennen:

    Ich denke einerseits vom Erscheinungsbild und Auftreten, aber auch irgendwo von der Ausstrahlung, was nicht unbedingt gut ist, aber ich meine, man kann nicht abstreiten, dass Salemer Schüler ein gepflegteres Aussehen haben. Sie achten schon darauf, was sie anziehen, ist aber nicht so dieser Druck da, aber jeder gleicht sich mit der Zeit an.

    Für Schulleiter Bueb ist das richtige Auftreten mindestens so wichtig wie es die Zensuren auf dem Zeugnis sind:

    Meine Kinder sind selber hier am Internat, 15 und 17, und ich sehe, dass genau dieses bei ihnen wirkt, dass sie, das kann manchmal auch arrogant wirken, weil so Internatsschüler erkennt man sofort. Sie haben ein sehr selbstbewusstes Auftreten. Aber es ist sehr förderlich für ihre Karriere.

    Der französische Bildungssoziologe Pierre Bourdieu spricht vom Habitus, den feinen Unterschieden, an denen die Zugehörigen der gehobenen Schichten sich erkennen, und die den Zugang zu besseren Bildungschancen und sozialen Aufstiegsmöglichkeiten verschaffen.

    Der Darmstädter Soziologe Michael Hartmann hat festgestellt, dass der richtige Habitus auch in Deutschland entscheidend ist für den Aufstieg in gesellschaftliche Spitzenpositionen, vor allem in der Wirtschaft:

    Habitus wird meines Erachtens im Kern geprägt in den ersten Lebensjahren, indem man in seinem gesamten Verhalten bis hin in körperliche Bewegungen, übernimmt Formen, die in der Familie vorgelebt werden, Überzeugungen, Einstellungen, man hat bestimmte Bilder an der Wand hängen, die man als Kind ja nicht bewusst wahrnimmt, man hat Bücher da stehen, man hört eine bestimmte Musik oder man hört sie eben nicht, man sieht einen Vater, der selbstbewusst auftritt, man sieht einen Vater, der was zu sagen hat, oder man sieht ihn eben nicht. Man sieht einen Vater der Angst um einen Job hat oder man sieht einen Vater, der gewohnt ist, über Leute zu entscheiden, und all das macht in sehr frühen Lebensjahren den Habitus aus, der danach ausgebildet werden kann in Schule und Hochschule oder eben nicht.

    Eigentlich sei es in der Schule schon zu spät, um den richtigen Habitus zu erlernen, meint er. Die Arroganz, mit der die Salemer unangenehm auffallen, wie einige Schüler selbstkritisch einräumen, ist eher ein Zeichen von Unsicherheit in der Elite-Rolle. Dennoch - die Zugehörigkeit zur Salem-Gemeinde öffnet Türen, nicht nur über den indirekten Weg des richtigen Auftritts.

    Die Altsalemer sind eine verschworene Gemeinschaft, die einen erstaunlichen Zusammenhalt besitzen. Und sie haben ein Buch, wo alle registriert sind, und wenn sie irgendwo an einen Ort in der Welt kommen, rufen sie einander an. Man kann nicht mangelnde Leistung dadurch kompensieren, also die Meinung, weil man Salemer ist, kann man irgendwo in einer Firma unterkommen, wenn man sonst nichts kann, das müssen sie sich schnell abschminken. Aber wenn man was kann, und wenn man wer ist, dann wird einem das schon sehr helfen, wenn da wer ist, der einem rät oder im besten Fall einen auch einstellt. Ich hab zwei Fälle von Vorstandsvorsitzenden, die zwei Stipendiaten eingestellt haben, die sie kennen gelernt haben als Salemer, das sind auch exzellente Leute, aber sie wären sicher woanders gelandet, wenn sie nicht Salemer gewesen wären.

    In diesem Internat bekommt man also eine Menge mit auf den Weg, um in die Elite aufzurücken, oder um die elterliche Position zu halten. Dennoch lässt sich ihre Rolle in den Spitzen-Etagen der Wirtschaft und der Politik nicht gleichsetzen mit der Bedeutung, die die Absolventen der Public-Schools in England, der Privatschulen und der renommierten Ostküsten-Universitäten in den USA oder der Grandes Ecoles und der Ecole Nationale d’Administration ENA in Frankreich einnehmen.

    Im Unterschied zu Salem sind die rund 1500 International Schools keine Internate. Für elitäre Exklusivität sorgt auch hier das Schulgeld von 9000 bis 20 000 Euro jährlich. Die weltweit verbreiteten Schulen arbeiten nach gemeinsamen Lehrplänen, die Abschlussprüfung wird von einem gemeinsamen Büro in Genf vorbereitet. Die Kinder aus der global agierenden Managerelite können so relativ problemlos mit dem Vater von Singapur nach Madrid und dann nach Düsseldorf umziehen und in der dortigen International School sofort den Anschluss finden.

    Bevor man das zweistöckige, elegant geschwungene Hauptgebäude der Schule in Düsseldorf-Kaiserswerth betreten darf, muss man einen ausführlichen Fragebogen ausfüllen. Nach dem 11. September 2001 werde hier sehr auf Sicherheit geachtet, meint Beatrice Larose, Development Manager der Schule. Neben den Japanern sind US-Amerikanische die größte Gruppe unter den 26 Nationalitäten der 800 Schüler. Der amerikanische und der japanische Generalkonsul gehören von Amts wegen zum Verwaltungsrat der Schule. Neil McWilliam, der Schulleiter, zeigt uns als erstes ein großes, helles Atelier. Creativity wird in dieser International School groß geschrieben. Überall hängen, meist sorgfältig gerahmt, Schülerarbeiten an den Wänden.

    You see – kids work. It is very important to us to say, we value, what you have done. We put it on the wall to let everybody see.

    ...erläutert Neil McWilliam, der australische Schulleiter. Ein Erziehungsprinzip, das auch jeder Grundschule in einem sozialen Brennpunkt gut zu Gesicht stünde. Immer wieder taucht der Düsseldorfer Radschläger als Motiv an den Wänden auf. Der symbolisiere die Prinzipien dieser Schule, erklärt Neil McWilliam, der mit seinem distinguierten Auftreten auch der Head einer englischen Public School sein könnte. Man könne nämlich, wie der Radschläger, alle Dinge auch einmal anders herum sehen, andere Perspektiven einnehmen, beweglich sein und dabei immer die Balance behalten.

    Im Grundschultrakt hocken 15 Drittklässler auf dem Boden. Sie erläutern dem Musiklehrer ihre selbst gemalten Bilder.

    Mark Twain .., he described a spectacular sunset, and then the children painted the different episodes from his description and than they put them together in one big picture and now they are going to compose a music to describe the different aspects of the picture, so we go from words to pictures and to music.

    Ein Text von Mark Twain über einen Sonnenuntergang wurde von den acht Neunjährigen in Bilder umgesetzt, nun sollen sie danach eine Melodie komponieren.

    In any particular classroom you will find different kids doing different things because it is very important to establish responsibility for their own learning.

    Verantwortung ist also auch hier wie in Salem ein Schlüsselbegriff. Aber hier werden die Akzente anders gesetzt: Es geht darum, selbstverantwortlich zu lernen, schon in der Grundschule. Die meiste Zeit des Unterrichts verbringen sie mit der Arbeit an ihren Wochenplänen. Neben der großen Bibliothek für die Größeren gibt es eine eigene Grundschulbibliothek. Auch hier stehen, wie in jeder Klasse, vernetzte Computerarbeitsplätze. Es gibt hier 200 Rechner für 800 Schülerinnen und Schüler. Der Umgang mit Informationen, ihre Auswahl und Bewertung sei das A und O des Curriculums, meint Direktor McWilliam. Als Lehrer sei man heute in der Situation eines Quarterbacks im amerikanischen Football – man müsse den Ball an eine Stelle schlagen, an der der Mitspieler erst in Zukunft sein wird.

    Am Ende des Rundgangs besteht Schulleiter McWilliam darauf, dass wir ihn auf die Herrentoilette begleiten. Er will uns die Arbeitsergebnisse aus dem neunten Schuljahr zeigen: In Augenhöhe haben die Schüler dort Poster aufgehängt, in denen sie an die 20 Probleme erinnern, die die Menschheit in den nächsten 20 Jahren lösen muss.

    Ja, responsibility sei ein wichtiges Ziel dieser Schule, betont er noch einmal. Das ist aber nicht, wie in Salem, ein Erziehungsprogramm neben dem Unterricht, sondern ein Lernprinzip: Im Unterricht selbst sollen die Schüler Verantwortung für den eigenen Lernprozess übernehmen.

    In Salem bildete sich vor drei Jahren ein rechtsradikales Grüppchen, das sich gegen die Überfremdung ihrer Schule ausließ. In der Düsseldorfer International School fehlt jede Basis für diese Art von Deutschtümelei oder Fremdenfeindlichkeit. Hier gibt es mehr US-Amerikaner und Japaner als Deutsche. Multikulturalität wird hier – im Gegensatz zu fast jeder normalen deutschen Grund- oder Hauptschule, nicht als Problem gesehen, sondern als Bereicherung. Wie ist das möglich? Hans Lauterbach, der österreichische Chairman des Schul-Verwaltungsrats:

    Das Geheimnis ist vielleicht, da spreche ich aus der Sicht eines internationalen Elternteiles, dass wir hier eine große Familie sind, die das selbe Schicksal teilen, dass wir für eine internationale Firma an einen Standort gesendet wurden, meistens der arbeitende Teil der Eltern hat weniger Probleme, der ist in seine Firma sowieso eingebunden, aber der andere Teil und die Kinder suchen vor Ort Kontakt, Gleichgesinnte, die in der selben Situation sind, da hilft die Schule sehr, sehr viel mit, und die Kinder wachsen in dieser Umgebung auf.

    Um die Schule bildet sich eine Gemeinschaft, die zwar multikulturell hinsichtlich der Herkunft aus allen Teilen der Welt ist, sozial ist diese Gemeinschaft dagegen sehr homogen. So lernen die Kinder zwar die Neujahrsriten in Korea kennen, aber kaum die Probleme von Migrantenkindern aus türkischen Arbeiterfamilien in Düsseldorf.

    Dennoch möchte Schulleiter McWilliam seine Anstalt nicht als Eliteschule gesehen wissen. Höchstens in dem Sinne, dass sie in den Vergleichen unter den International Schools immer an führender Stelle gewesen sei. Die 9000 Euro Schulgeld müssten die wenigsten Eltern selbst bezahlen, in der Regel übernimmt das Unternehmen die Kosten. Stipendien gibt es dagegen nur für vier Schüler. Dennoch gebe es eine Warteliste von deutschen Eltern, die ihre Kinder auch für 9000 Euro hierher schicken wollen.

    Das Schulprogramm ist weltoffen und auf Zukunft hin orientiert. Diese Lernbedingungen, dieses Klima würde man allen Kindern wünschen. Elitär ist nicht das Programm, sondern die Bedingungen, unter denen es umgesetzt wird – die unterscheiden sich eben erheblich von denen einer öffentlichen Schule und sind nur denen zugänglich, die es sich leisten können.

    Eliteschule ist diese International School nicht nur, wie es der Schulleiter gern sieht, weil sie eine besonders gute Schule ist, sondern auch, weil sie die Schule einer kleinen, abgeschlossenen sozialen Gruppe ist, der von international agierenden Geschäftsleuten und Managern.

    Dennoch fehlt in Deutschland eine vergleichbare Tradition, dass sich aus diesen Schulen ebenso wenig wie aus Salem ein so mächtiges Elitennetzwerk herausbilden würde wie es in England, Frankreich oder in den USA der Fall ist. Darin sehen Kritiker jedoch eine Chance. Denn: Der Aufstieg in die Elite ist zwar hierzulande nicht einfacher als anderswo, wie der Elitenforscher Michael Hartmann festgestellt hat. Aber sie hat sich noch nicht so sehr von der übrigen Bevölkerung abgekapselt wie in anderen Ländern.