Blumenthal: Was ist das für ein Papier, das jetzt in die Endphase des Bundestagswahlkampfes regelrecht hineinplatzt?
Röhrlich: Es ist ein Konzept für ein integriertes Energieforschungsprogramm in Deutschland. Dabei geht es jetzt nicht darum, dass Energiepolitik gemacht wird, dass also gesagt wird, wir bauen dieses oder jenes, sondern es geht darum, festzustellen, was denn alles von Wissenschaftlern im Auge behalten werden soll. Damit man, egal wie jetzt gerade die energiepolitischen Weichenstellungen sind, also Ausstieg oder nicht, damit man trotzdem reagieren kann – auch auf die lange Sicht hin. Es sind drei Forschungsinstitutionen daran beteiligt gewesen: die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften oder auch Acatech, die Deutsche Akademie für Naturforscher, die Leopoldina, und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Blumenthal: Warum hat Ministerin Schavan diese Studie überhaupt in Auftrag gegeben?
Röhrlich: Sie hat sie in Auftrag gegeben um halt auf lange Frist zu wissen: Wo besteht Forschungsbedarf. Und es ist so, dass diese Wissenschaftler dieses Papier eigentlich vorstellen wollten, wenn sie im kommenden Oktober, am 15. Oktober, sich selbst in ihrer neuen Funktion als Politikberater vorstellen. Sie wollten also zeigen: Wir machen das jetzt, wir nehmen zu übergreifenden Themen Stellung, wir sind diejenigen, die fachlichen Rat geben können. Und da war das halt ein Beispiel, das dort vorgestellt werden sollte und das ist jetzt halt ein bisschen früher rausgekommen.
Blumenthal: Nun soll diese Studie ja schon seit einigen Wochen und Monaten in den Schubladen der Ministerin gelegen haben. Warum hat sie es nicht einfach vorgestellt?
Röhrlich: Angeblich – und das sagt die Acatech, und das sollte man ja auch glauben – haben die drei Präsidenten darum gebeten, der Forschungsgesellschaften. Weil sie genau das verhindern wollten, was jetzt passiert ist. Dass nämlich einzelne Teile rausgepickt werden und groß durch den Wahlkampf gedreht werden. Sie halten diese ganze Angelegenheit für viel zu wichtig als dass man damit jetzt Parteipolitik machen sollte.
Blumenthal: Schauen wir in die Studie hinein, die Sie gelesen haben: Was ist der Inhalt?
Röhrlich: Es sind 62 Seiten und auch 58 Seiten geht es um Energieeffizienz und verlustarme Verteilung und Speicherung von Energie, um Biomasse – ob und wie man sie nachhaltig nutzen kann. Es geht um Batterieforschung, und auf vier Seiten geht es um Atomenergie.
Blumenthal: Die Studie geht ja als, ja Atomstudie durch die Medien. Wie viel Kernenergie ist denn dann tatsächlich drin?
Röhrlich: Eigentlich so gut wie gar nichts. Es ist die goldene Binse, die da heißt, dass da man, je nachdem wie die gesellschaftlichen Bedingungen sind, auch wieder neue Kernkraftwerke bauen könnte. Wenn das nicht so wäre, würden wir keinen Atomwahlkampf haben. Wenn man diese vier Seiten genau durchliest, dann steht da zwar, man kann auch neu bauen, aber es steht vor allen Dingen darin: Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren, denn um ums herum wird neu gebaut. Zwei sind jetzt bereits im Bau, viele weitere sind in der Planung – Atomkraftwerke. Und wenn es jetzt so ist, dass andere Länder auch weiter entwickeln, es laufen Forschungen in der vierten Generation der Atomanlagen, dann sollte man in Deutschland doch auch Know-how haben, damit man beurteilen kann, was läuft. Ist das wirklich so sicher, wie man uns das verkaufen will? Und um dieses Know-how geht es eigentlich.
Blumenthal: Zwei Themen in der Debatte, jetzt auch im Bundestagswahlkampf, sind Gorleben und Asse. Welche Aussagen trifft die Studie zu diesem umstrittenen Thema – atomares Endlager?
Röhrlich: Auch da ist es eigentlich die goldene Binse. Es wird gesagt: Wir können in Salzformationen reingehen oder in Ton. Und zu beiden gibt es reichlich vorhandene Forschung. Es gibt noch ein wenig Forschungsbedarf, vor allen Dingen was Felslabore angeht, also wirklich vor Ort die Forschung. Wie reagiert der Fels auf das, was ich da jetzt reinstecke? Mehr steht da nicht drin, das ist bekannt und die ganze Brisanz kommt eigentlich erst dadurch, dass Journalisten das Ganze mit dem Namen von Frau Schavan verknüpfen. Dass also sie verhindern wolle, dass in ihrem Wahlkreis das Atomendlager hinkäme.
Blumenthal: Wir haben’s angekündigt: Sprengstoff oder Knallfrosch? Vielleicht können Sie die Frage beantworten, wohin tendieren Sie als Journalistin, die die Studie gelesen hat?
Röhrlich: Noch nicht einmal zum Knallfrosch. Das ist eigentlich ein ganz leises Säuseln, was da durch geht. Und es steckt keine große Brisanz drin. Alles was an Brisanz drin ist, ist die goldene Binse und der Rest geht eigentlich um völlig andere Themen. Hauptsächlich um erneuerbare Energien, um das, was man wirklich machen sollte.
Röhrlich: Es ist ein Konzept für ein integriertes Energieforschungsprogramm in Deutschland. Dabei geht es jetzt nicht darum, dass Energiepolitik gemacht wird, dass also gesagt wird, wir bauen dieses oder jenes, sondern es geht darum, festzustellen, was denn alles von Wissenschaftlern im Auge behalten werden soll. Damit man, egal wie jetzt gerade die energiepolitischen Weichenstellungen sind, also Ausstieg oder nicht, damit man trotzdem reagieren kann – auch auf die lange Sicht hin. Es sind drei Forschungsinstitutionen daran beteiligt gewesen: die Deutsche Akademie für Technikwissenschaften oder auch Acatech, die Deutsche Akademie für Naturforscher, die Leopoldina, und die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Blumenthal: Warum hat Ministerin Schavan diese Studie überhaupt in Auftrag gegeben?
Röhrlich: Sie hat sie in Auftrag gegeben um halt auf lange Frist zu wissen: Wo besteht Forschungsbedarf. Und es ist so, dass diese Wissenschaftler dieses Papier eigentlich vorstellen wollten, wenn sie im kommenden Oktober, am 15. Oktober, sich selbst in ihrer neuen Funktion als Politikberater vorstellen. Sie wollten also zeigen: Wir machen das jetzt, wir nehmen zu übergreifenden Themen Stellung, wir sind diejenigen, die fachlichen Rat geben können. Und da war das halt ein Beispiel, das dort vorgestellt werden sollte und das ist jetzt halt ein bisschen früher rausgekommen.
Blumenthal: Nun soll diese Studie ja schon seit einigen Wochen und Monaten in den Schubladen der Ministerin gelegen haben. Warum hat sie es nicht einfach vorgestellt?
Röhrlich: Angeblich – und das sagt die Acatech, und das sollte man ja auch glauben – haben die drei Präsidenten darum gebeten, der Forschungsgesellschaften. Weil sie genau das verhindern wollten, was jetzt passiert ist. Dass nämlich einzelne Teile rausgepickt werden und groß durch den Wahlkampf gedreht werden. Sie halten diese ganze Angelegenheit für viel zu wichtig als dass man damit jetzt Parteipolitik machen sollte.
Blumenthal: Schauen wir in die Studie hinein, die Sie gelesen haben: Was ist der Inhalt?
Röhrlich: Es sind 62 Seiten und auch 58 Seiten geht es um Energieeffizienz und verlustarme Verteilung und Speicherung von Energie, um Biomasse – ob und wie man sie nachhaltig nutzen kann. Es geht um Batterieforschung, und auf vier Seiten geht es um Atomenergie.
Blumenthal: Die Studie geht ja als, ja Atomstudie durch die Medien. Wie viel Kernenergie ist denn dann tatsächlich drin?
Röhrlich: Eigentlich so gut wie gar nichts. Es ist die goldene Binse, die da heißt, dass da man, je nachdem wie die gesellschaftlichen Bedingungen sind, auch wieder neue Kernkraftwerke bauen könnte. Wenn das nicht so wäre, würden wir keinen Atomwahlkampf haben. Wenn man diese vier Seiten genau durchliest, dann steht da zwar, man kann auch neu bauen, aber es steht vor allen Dingen darin: Wir dürfen den Anschluss nicht verlieren, denn um ums herum wird neu gebaut. Zwei sind jetzt bereits im Bau, viele weitere sind in der Planung – Atomkraftwerke. Und wenn es jetzt so ist, dass andere Länder auch weiter entwickeln, es laufen Forschungen in der vierten Generation der Atomanlagen, dann sollte man in Deutschland doch auch Know-how haben, damit man beurteilen kann, was läuft. Ist das wirklich so sicher, wie man uns das verkaufen will? Und um dieses Know-how geht es eigentlich.
Blumenthal: Zwei Themen in der Debatte, jetzt auch im Bundestagswahlkampf, sind Gorleben und Asse. Welche Aussagen trifft die Studie zu diesem umstrittenen Thema – atomares Endlager?
Röhrlich: Auch da ist es eigentlich die goldene Binse. Es wird gesagt: Wir können in Salzformationen reingehen oder in Ton. Und zu beiden gibt es reichlich vorhandene Forschung. Es gibt noch ein wenig Forschungsbedarf, vor allen Dingen was Felslabore angeht, also wirklich vor Ort die Forschung. Wie reagiert der Fels auf das, was ich da jetzt reinstecke? Mehr steht da nicht drin, das ist bekannt und die ganze Brisanz kommt eigentlich erst dadurch, dass Journalisten das Ganze mit dem Namen von Frau Schavan verknüpfen. Dass also sie verhindern wolle, dass in ihrem Wahlkreis das Atomendlager hinkäme.
Blumenthal: Wir haben’s angekündigt: Sprengstoff oder Knallfrosch? Vielleicht können Sie die Frage beantworten, wohin tendieren Sie als Journalistin, die die Studie gelesen hat?
Röhrlich: Noch nicht einmal zum Knallfrosch. Das ist eigentlich ein ganz leises Säuseln, was da durch geht. Und es steckt keine große Brisanz drin. Alles was an Brisanz drin ist, ist die goldene Binse und der Rest geht eigentlich um völlig andere Themen. Hauptsächlich um erneuerbare Energien, um das, was man wirklich machen sollte.