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Stellenabbau an Unis - Rüge für Sachsen

Die Anzahl der Studenten steigt stärker als das Bildungsministerium geplant hat. Trotzdem sollen 1000 Stellen für Lehrende an den sächsischen Hochschulen abgebaut werden. Durch die geplanten Kürzungen könnte der Freistaat 185 Millionen Euro Zuschüsse nicht bekommen.

Von Claudia Altmann | 04.05.2012
    An den 15 sächsischen Hochschulen sollen bis zum Jahr 2020 1000 Stellen in der Lehre gekürzt werden und das bei steigenden Studierendenzahlen. Das wird vom Bundesbildungsministerium kritisiert. Sollte dieser Kurs so weitergefahren werden, könnte der Freistaat 185 Millionen Euro Zuschüsse nicht bekommen, die ihm laut Hochschulpakt 2020 eigentlich bis 2015 zustehen. Voraussetzung dafür ist aber, dass die Studienkapazitäten nicht abgesenkt werden. Im sächsischen Wissenschaftsministerium sieht man die Rüge indes gelassen. Sprecher Karltheodor Huttner:

    "Wir fühlen uns jetzt nicht an Pranger gestellt, um es mal so deutlich zu sagen. Wir haben ja auch vor dem Schreiben ja entsprechende Verhandlungen mit dem Finanzminister geführt, die jetzt vor der endgültigen Entscheidung stehen. Nämlich dadurch, dass wir wesentlich mehr Studenten haben als die Vorausberechnungen waren, Gelder aus dem Hochschulpakt für zusätzliche Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen."

    In Sachsen hatten sich für das derzeitige Wintersemester 20.310 Studenten eingeschrieben und damit ein Viertel mehr, als das Ministerium prognostiziert hatte. Völlig verfehlte Planung, sagt der Rektor der TU Dresden, Hans Müller-Steinhagen. Zwar räumt er ein, dass der plötzliche Wegfall des Wehrdienstes zu mehr Studenten führt, aber:

    "In Dresden waren wir nicht überrascht davon. Wir hatten die Entwicklung in den vergangenen Jahren gesehen. Wir wissen auch, dass der Wissenschaftsstandort Dresden auch für Studierende aus den westlichen Bundesländern, aber auch aus der ganzen Welt immer attraktiver wird. Wir wussten auch, dass wir die Doppeljahrsabiturjahrgänge in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Hessen haben."

    Das Ministerium beruhigt damit, dass die Hochschulen demnächst mit zusätzlichen Lehrkräften versorgt werden sollen und zwar:

    "Lehrkräfte mit besonderen Aufgaben, die natürlich nicht fest angestellt sind, nur für die Zeit der Hochlast dann aushelfen sozusagen, die Studenten zu unterrichten. Wir gehen davon aus, dass wir ab Wintersemester etwa 150 solcher Aushilfskräfte bekommen und ab dem nächsten Jahr dann 300."

    Für Müller-Steinhagen sind aber befristete Verträge keine dauerhafte Lösung.

    "Es hilft uns natürlich jede Stelle, die wir auch für einige Jahre bekommen, ist eine Hilfe. Das ist gar keine Frage. Auf der anderen Seite muss man aber auch ganz offen und ehrlich sagen, hochqualifizierte akademische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die fallen nicht einfach vom Himmel, die kann man nicht einfach von einem Tag auf den anderen einstellen. Normalerweise dauert das Monate, in manchen Fällen sogar ein, zwei Jahre. Das heißt, wenn wir tatsächlich für das kommende Wintersemester eine Verstärkung bekommen, dann muss diese Entscheidung praktisch sofort fallen. Weil, nur dann können wir zumindest Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen noch einstellen. Professuren bis dahin kann man keine neu berufen."

    Ministeriumssprecher Huttner kündigte an, nach Abschluss der Verhandlungen mit dem sächsischen Finanzministerium nach Berlin zu melden, dass eine ordnungsgemäße Durchführung des Studiums möglich sein werde. Das aber sieht der Rektor der TUD unter den derzeitigen Bedingungen anders.

    "Ich muss sagen, wenn die TU Dresden sich auch zahlenmäßig so weiterentwickelt und davon gehe ich aus, dann wird eine Kürzung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dazu führen, dass wir nur zwei Alternativen haben:Entweder die Lehre wird schlechter. Das kann ich nicht zulassen. Oder wir reduzieren die Zahl der Studierenden, die wir zulassen, was ich aber wirtschaftspolitisch und wissenschaftspolitisch für falsch halte."