Castilla ist eine kleine chilenische Kommune am atlantischen Ozean, 500 Kilometer nördlich der Hauptstadt Santiago. Aufgrund ihrer Tier- und Pflanzenwelt gehört die Region zum UNESCO-Weltnaturerbe. Meerestiere wie etwa der Humboldt-Pinguin sind weltweit einzigartig.
Die Region wird allerdings auch vom Kupferbergbau geprägt und die Bergwerke benötigen elektrische Energie. Das brachte den brasilianischen Unternehmer Eike Batista im Jahr 2008 auf die Idee, das gigantische Kraftwerk "Castilla" zu planen. Doch damit stieß er überraschend auf massiven Widerstand. Dieser Widerstand geht vor allem vom kleinen Dorf Tortoral aus.
Dabei leben hier, im Dorf, nicht einmal hundert Menschen, es gibt weder Internetanschlüsse noch ein Handynetz, dafür Ziegen und Olivenhaine. Solarzellen produzieren elektrischen Strom. Alles, was im Dorf passiert, wird in der Junta de Vecinos besprochen, dem Nachbarschafsrat, der oft zur Frühstückszeit tagt: .
"Castilla" ist das Hauptgesprächsthema, die Probleme der Kraftwerke um Totoral beschäftigten die Menschen in dieser Region schließlich schon lange, sagt Juan Morales, Sprecher des Nachbarschaftsrats:
"Wir hier in Chile haben mit dem Bau von Kraftwerken viel Erfahrung. Vor allem, da sie uns und die umlegenden Kommunen direkt betreffen. So wurde etwa im Nachbardorf Huasco die komplette Meereswelt zerstört und durch die Asche der Kohlekraftwerke hat die Olivenproduktion großen Schaden erlitten. Diese Schäden sieht man, spürt man, sie sind greifbar. Das sind die Kohlekraftwerke für uns."
Es geht allerdings nicht allein um Kraftwerke. Der Bergbau-Boom hat auch Schattenseiten. So war die Region Copiapó auf das rasante Wachstum der letzten Jahre nicht vorbereitet. Der Umweltaktivist José Manuel Gutierrez beobachtet wie die größte Stadt der Region Copiapó mit dem Wachstum nicht mehr Schritt halten kann:
"Wir haben hier eine Stadt ohne ausreichende Infrastruktur. Wir sprechen von Krankenhäusern, Schulen, dem gesamten urbanen Netz. Wir hatten einst 107.000 Einwohner, heute sind es 250.000 und 540.000 werden prognostiziert: Das wäre eine Katastrophe!"
Vom Bau des Kohlekraftwerks "Castilla" wären auch die Fischer der Region ganz direkt betroffen. Denn das erwärmte Kühlwasser würde die Temperatur des Meeres steigen lassen. Der Fischer Jorge Morales befürchtet verheerende Folgen:
"Schon "El Niño" hatte 1982 alles vernichtet - Fischbestände und Meerespflanzen. Es hat 15 Jahre gedauert, bis sich alles wieder regenerierte. Und das war ein natürliches Phänomen. Stellen Sie sich vor, das Ganze wird nun durch Technik ausgelöst. Wohin soll das führen? Eine Region wird aussterben, uns Fischer wird es nicht mehr geben."
Risiken für den Fischfang, für die einzigartige Natur, sowie für die Menschen in der Region – das war den Bürgern aus Totoral schließlich zu viel. Vor zwei Jahren klagten sie gegen das Kraftwerksprojekt und vor dem Obersten Gerichtshof in Santiago bekamen sie schließlich Recht. Es stellte sich heraus, dass die Genehmigung für "Castilla" illegal erteilt worden war. Denn in der geschützten Region dürfen sich keine Industrien ansiedeln, die die Umwelt belasten.
Doch MPX stellte nach dem Prozess einfach einen neuen Bauantrag, wieder wurde das Projekt genehmigt und wieder klagten die Bürger von Totoral. Das Berufungsgericht Antofagasta gab ihnen erneut Recht. Das Projekt "Castilla" sei verfassungswidrig, sagten die Richter. Nun steht die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in Santiago aus, der letzten Instanz. In dieser Phase kommt nun ein neuer Spieler hinzu. Der deutsche Energiekonzern E.on beschloss sich mit 50 Prozent am Projekt "Castilla" zu beteiligen, um so in den vielversprechenden lateinamerikanischen Markt einzusteigen. Nach der Entscheidung des Berufungsgerichtes Antofagasta, nachdem also klar wurde, dass das Genehmigungsverfahren illegal war.
E.on-Sprecher Alexander Ihl sagte dem Deutschlandfunk, das Unternehmen habe das Verfahren und die Bedingungen des Vorhabends sorgfältig geprüft, Vorbehalte haben sich nach seinen Angaben dabei nicht ergeben. Pokert E.on und hofft, dass das Kraftwerksprojekt dennoch genehmigt wird, jetzt oder in naher Zukunft? Ein Szenario, das den Bürgern in Totoral Angst mache, sagt Lidia Araya von der Nachbarschaftsgemeinschaft:
"Wir sind letzten Endes nur ein kleines Dorf. Wir haben keine großen Kenntnisse und wir haben keinen Zugang zu Kommunikationsmitteln, oder öffentlicher Versorgung. Deshalb denken Konzernchefs und Politiker, dass wir ungebildet sind. Aber wir verstehen immerhin, dass dieses Projekt unserem Dorf Tod und Zerstörung bringt."
Die Nachbarn aus Totoral werden nicht aufgeben. Bauer Henry Soldaño sagt, dass nichts anderes in Frage komme:
"Was bleibt uns übrig? Stark und entschlossen bleiben und bis zum Ende kämpfen!"
Die Region wird allerdings auch vom Kupferbergbau geprägt und die Bergwerke benötigen elektrische Energie. Das brachte den brasilianischen Unternehmer Eike Batista im Jahr 2008 auf die Idee, das gigantische Kraftwerk "Castilla" zu planen. Doch damit stieß er überraschend auf massiven Widerstand. Dieser Widerstand geht vor allem vom kleinen Dorf Tortoral aus.
Dabei leben hier, im Dorf, nicht einmal hundert Menschen, es gibt weder Internetanschlüsse noch ein Handynetz, dafür Ziegen und Olivenhaine. Solarzellen produzieren elektrischen Strom. Alles, was im Dorf passiert, wird in der Junta de Vecinos besprochen, dem Nachbarschafsrat, der oft zur Frühstückszeit tagt: .
"Castilla" ist das Hauptgesprächsthema, die Probleme der Kraftwerke um Totoral beschäftigten die Menschen in dieser Region schließlich schon lange, sagt Juan Morales, Sprecher des Nachbarschaftsrats:
"Wir hier in Chile haben mit dem Bau von Kraftwerken viel Erfahrung. Vor allem, da sie uns und die umlegenden Kommunen direkt betreffen. So wurde etwa im Nachbardorf Huasco die komplette Meereswelt zerstört und durch die Asche der Kohlekraftwerke hat die Olivenproduktion großen Schaden erlitten. Diese Schäden sieht man, spürt man, sie sind greifbar. Das sind die Kohlekraftwerke für uns."
Es geht allerdings nicht allein um Kraftwerke. Der Bergbau-Boom hat auch Schattenseiten. So war die Region Copiapó auf das rasante Wachstum der letzten Jahre nicht vorbereitet. Der Umweltaktivist José Manuel Gutierrez beobachtet wie die größte Stadt der Region Copiapó mit dem Wachstum nicht mehr Schritt halten kann:
"Wir haben hier eine Stadt ohne ausreichende Infrastruktur. Wir sprechen von Krankenhäusern, Schulen, dem gesamten urbanen Netz. Wir hatten einst 107.000 Einwohner, heute sind es 250.000 und 540.000 werden prognostiziert: Das wäre eine Katastrophe!"
Vom Bau des Kohlekraftwerks "Castilla" wären auch die Fischer der Region ganz direkt betroffen. Denn das erwärmte Kühlwasser würde die Temperatur des Meeres steigen lassen. Der Fischer Jorge Morales befürchtet verheerende Folgen:
"Schon "El Niño" hatte 1982 alles vernichtet - Fischbestände und Meerespflanzen. Es hat 15 Jahre gedauert, bis sich alles wieder regenerierte. Und das war ein natürliches Phänomen. Stellen Sie sich vor, das Ganze wird nun durch Technik ausgelöst. Wohin soll das führen? Eine Region wird aussterben, uns Fischer wird es nicht mehr geben."
Risiken für den Fischfang, für die einzigartige Natur, sowie für die Menschen in der Region – das war den Bürgern aus Totoral schließlich zu viel. Vor zwei Jahren klagten sie gegen das Kraftwerksprojekt und vor dem Obersten Gerichtshof in Santiago bekamen sie schließlich Recht. Es stellte sich heraus, dass die Genehmigung für "Castilla" illegal erteilt worden war. Denn in der geschützten Region dürfen sich keine Industrien ansiedeln, die die Umwelt belasten.
Doch MPX stellte nach dem Prozess einfach einen neuen Bauantrag, wieder wurde das Projekt genehmigt und wieder klagten die Bürger von Totoral. Das Berufungsgericht Antofagasta gab ihnen erneut Recht. Das Projekt "Castilla" sei verfassungswidrig, sagten die Richter. Nun steht die Entscheidung des Obersten Gerichtshofes in Santiago aus, der letzten Instanz. In dieser Phase kommt nun ein neuer Spieler hinzu. Der deutsche Energiekonzern E.on beschloss sich mit 50 Prozent am Projekt "Castilla" zu beteiligen, um so in den vielversprechenden lateinamerikanischen Markt einzusteigen. Nach der Entscheidung des Berufungsgerichtes Antofagasta, nachdem also klar wurde, dass das Genehmigungsverfahren illegal war.
E.on-Sprecher Alexander Ihl sagte dem Deutschlandfunk, das Unternehmen habe das Verfahren und die Bedingungen des Vorhabends sorgfältig geprüft, Vorbehalte haben sich nach seinen Angaben dabei nicht ergeben. Pokert E.on und hofft, dass das Kraftwerksprojekt dennoch genehmigt wird, jetzt oder in naher Zukunft? Ein Szenario, das den Bürgern in Totoral Angst mache, sagt Lidia Araya von der Nachbarschaftsgemeinschaft:
"Wir sind letzten Endes nur ein kleines Dorf. Wir haben keine großen Kenntnisse und wir haben keinen Zugang zu Kommunikationsmitteln, oder öffentlicher Versorgung. Deshalb denken Konzernchefs und Politiker, dass wir ungebildet sind. Aber wir verstehen immerhin, dass dieses Projekt unserem Dorf Tod und Zerstörung bringt."
Die Nachbarn aus Totoral werden nicht aufgeben. Bauer Henry Soldaño sagt, dass nichts anderes in Frage komme:
"Was bleibt uns übrig? Stark und entschlossen bleiben und bis zum Ende kämpfen!"