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Umweltproblem Energiesparlampen

Bis 2012 sollen alle konventionellen Glühbirnen durch Energiesparlampen ersetzt werden. Doch die klimafreundlichen Leuchten enthalten Quecksilber - eine der giftigsten Substanzen der Welt, deren Einsatz in Industrie und Handel bald verboten werden soll. Ist die Energiesparlampe gar nicht so umweltfreundlich?

Von Wiebke Lehnhoff |
    Das Schwermetall Quecksilber gilt als eine der giftigsten Substanzen der Welt. Deshalb soll Quecksilber möglichst in den nächsten zwei Jahren weltweit aus Industrie und Handel verbannt werden. Das ist ein ehrgeiziges Ziel, denn rund um den Globus stoßen Kohlekraftwerke den größten Anteil aus.

    Fest steht außerdem schon jetzt, dass beim Quecksilberverbot eine Ausnahme für Energiesparlampen gelten soll. Denn die funktionieren bisher nur gut, wenn sie das Schwermetall enthalten. Das sei das Quecksilber-Paradox, sagt Elena Lymberidi-Settimo. Sie leitet seit 2004 die "Zero Mercury Campaign", also die Kampagne "Null Quecksilber", des Europäischen Umweltbüros in Brüssel.

    Obwohl Energiesparlampen das giftige Metall enthalten, ist Elena Lymberidi-Settimo für ihren Einsatz:

    "Wenn wir durch die Energiesparlampen weniger Elektrizität brauchen, setzen die Kohlekraftwerke auch weniger Quecksilber frei. Deswegen wird insgesamt weniger Quecksilber an die Umwelt abgegeben, auch wenn man das aus den Lampen mitrechnet. Es ist ja nicht nur das Ziel, kein Quecksilber mehr in Produkten zu verwenden, sondern auch weniger davon in die Umwelt freizusetzen. Und da sind Kohlekraftwerke weltweit der größte Faktor. Wir müssen also eine Balance finden zwischen Energiesparen und Quecksilber vermeiden."

    Weil Energiesparlampen Quecksilber enthalten, dürfen sie nicht einfach in den normalen Hausmüll oder in einen Glascontainer geworfen werden. Denn wenn die Birnen zerbrechen, wird das Quecksilber frei und kann zum Beispiel eingeatmet werden.

    Darüber müssten die Menschen noch besser informiert werden, findet die Europa-Abgeordnete der Grünen, Rebecca Harms. Bisher werden nur etwa 30 Prozent der Energiesparlampen aus Privathaushalten richtig entsorgt. Die Rücknahme ist also noch nicht optimal geregelt, sagt Rebecca Harms:

    "Da muss noch besser organisiert werden. Meiner Meinung nach, muss man die Anbieter, die Verkäufer von Energiesparbirnen dazu verpflichten, diese Birnen zurückzunehmen, das erleichtert die Rückgabe - zentrale Sammelstellen sind immer schwerer zu erreichen. Und das Zweite: Wir wollen, dass diese Energiesparlampen weiterentwickelt werden, unschädlichere Materialen da verwendet werden. Da muss einfach noch in Forschung und Entwicklung mehr investiert werden."

    Allerdings ist die Menge an Quecksilber in Energiesparlampen in den letzten Jahren deutlich gesunken. Wo früher noch über fünf Milligramm des Schwermetalls die Birne zum Leuchten brachten, reichen heute zwei bis drei Milligramm. Hersteller arbeiten auch an Modellen mit unter zwei Milligramm. Das ist so viel, wie etwa auf die Spitze eines Kugelschreibers passt.

    Damit die Quecksilberbelastung in der Umwelt trotzdem nicht zu hoch ist, hat die Europäische Union schon vor über zehn Jahren einen Grenzwert festgelegt. Ferran Tarradellas, Sprecher des EU-Energie-Kommissars:

    "Energiesparlampen, die mehr als fünf Milligramm Quecksilber enthalten, sind illegal. Das sagt eine Direktive der Kommission von 1995 über gefährliche Substanzen. Die Lampen, die auf dem Markt bleiben, enthalten zwischen zwei und drei Milligramm Quecksilber. Das ist nach europäischem Gesetz für die Gesundheit völlig in Ordnung. Um Ihnen einen Vergleich zu geben: Quecksilber-Thermometer enthalten 1000 Milligramm - und die werden immer noch verkauft."

    Das wird sich nach dem Willen der Umweltminister jedoch bald ändern. Und auch die Glühbirnen der Zukunft sollen umweltverträglich sein - einige Hersteller arbeiten bereits an Energiesparlampen ohne Quecksilber. Wissenschaftler schätzen, dass es nicht mehr lange dauert, bis dabei der Durchbruch gelingt. Das gilt auch für die Leuchtdiode oder LED-Lampe. Die funktioniert zwar schon ganz ohne Quecksilber, ist aber für den Haushalt noch nicht technisch ausgereift.