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Umweltschutz an der Hochschule

Friedensnobelpreisträger Al Gore hat seit der Veröffentlichung seines preisgekrönten Films "Eine unbequeme Wahrheit" keine Verbesserung im Kampf gegen den Klimawandel erkennen können. Die Situation habe sich stattdessen seit 2006 sogar verschlechtert. Klimaschutz sei weiterhin kein Topthema der Politik. An den Hochschulen in den USA ist die Umwelt allerdings ein gewichtiges Thema. Am Wochenende wurden in der Hauptstadt Washington Umweltprojekte von Hochschulen aus dem ganzen Land präsentiert.

Von Arndt Reuning | 21.04.2008
    Welcome to D.C. - die HipHop-Formation "Mambo Sauce" heißt alle Gäste willkommen, die sich im Zentrum der amerikanischen Hauptstadt eingefunden haben, auf der National Mall zwischen dem Kapitol und dem Obelisken des Washington Monument. Zum Green Apple Musikfestival, einem Konzert im Zeichen der Nachhaltigkeit und des Umweltschutzes.

    Seit dem Morgen schon regnet es, und langsam verwandelt sich der Rasen vor der Bühne in ein Schlammloch. Ein paar hundert Meter weiter sitzen die Teilnehmer der National Sustainable Design Expo unter einem riesigen Zelt im Trockenen, während sich die Besucher durch die engen Gänge schieben. Die Ausstellung soll Regierungsorganisationen und gemeinnützige Verbände in Kontakt bringen mit jungen Studierenden von amerikanischen Colleges und Universitäten, die hier ihre Umweltschutzprojekte vorstellen. So zum Beispiel Kristen Matsumura von der Universität von Kalifornien in Davis:

    "Unser Projekt beschäftigt sich mit der Produktion von Biokunststoff mit Hilfe von Abwasser. In Kläranlagen gibt es Bakterien, die können natürliches Plastik herstellen. Das sie normalerweise als einen Energiespeicher benutzen. Wir haben diejenigen Bakterienstämme herausgesucht, die am meisten Kunststoff produzieren. Unsere Idee ist es, in einer Kläranlage ein kleines Nebenbecken einzurichten, wo diese Bakterien für uns arbeiten. Wir können hinterher den biologisch abbaubaren Kunststoff extrahieren und daraus zum Beispiel Wegwerfbesteck herstellen oder auch Geräte für die Medizin."

    Ein paar Stände weiter stehen vier ungewöhnliche Laternen auf dem Tisch. Entwickelt von Studierenden der Cooper Union, einem College in New York City, für ländliche Gebiete im afrikanischen Ghana. Erklärt der Student Anurag Panda:

    "Die Laternen werden aus Lehm hergestellt, hier der getöpferte Teil. Das Licht stammt von LEDs, Leuchtdioden. Die sind hell, aber strahlen nur in eine Richtung. Wir haben nach einem effizienten Weg gesucht, wie wir das Licht verteilen können. Das beste, was wir dafür gefunden haben, sind Plastikflaschen, wie sie in Ghana für Saft verwendet werden."

    Das besondere daran: Der Keramikkörper der Laternen verbirgt eine Bleibatterie, die über Solarzellen im Laufe des Tages geladen werden kann und in der Nacht Strom abgibt für die Beleuchtung. Eines von insgesamt 58 Projekten, die von der US-Umweltschutzbehörde EPA gefördert worden sind, und die sich nun in Washington um weitere Forschungsgelder bewerben. Manche Teams untersuchen, wie sich energiefressende Altbauten sanieren lassen, andere nutzten die Auf-und-Ab-Bewegung von Lenkdrachen, um Strom zu erzeugen. Es geht um die Aufbereitung von Trinkwasser, um Männerjacken aus umweltfreundlichen Materialien und Hilfe für arsenverseuchte Böden in Bangladesch. Oder um ein Biodiesel-Projekt in der Kleinstadt Keene im Bundesstaat New Hampshire, bei dem der Treibstoff aus gebrauchtem Fett und Öl von Restaurants hergestellt wird.

    Als im Laufe des Nachmittags der Regen über Washington immer stärker wird, muss das Ausstellungszelt kurzzeitig geräumt werden. Dem Enthusiasmus der Teilnehmer hat das allerdings keinen Abbruch getan.


    Infos:

    Earthday

    Green Apple Musicfestival

    4th Annual National Sustainable Design Expo