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UNESCO-Studie
Große Unterschiede beim Hochschulzugang weltweit

Weltweit besucht jeder dritte junge Erwachsene eine akademische Bildungseinrichtung, so ein Policy Paper der UNESCO. Eine gute Entwicklung, die Studierendenzahlen haben sich damit erhöht. Doch gibt es von Region zu Region Unterschiede und Ungerechtigkeiten im Hochschulzugang.

Von Suzanne Krause | 21.04.2017
    Studenten sitzen am 11.11.2014 im Hörsaal der Tongji Universität in Anting bei Shanghai (China)
    In vielen Entwicklungsländern schaffen gewisse soziale Gruppen wie Niedrigverdienende, ethnische Minderheiten oder Ureinwohner fast nie den Sprung an die Universität. (picture alliance / dpa - Ole Spata)
    Im Jahr 2000 gab es weltweit 100 Millionen Studierende. 2014 waren es 207 Millionen. Ein überaus rasanter Sprung nach vorn, meint Michaela Martin. Die Hochschulexpertin beim Internationalen Institut für Bildungsplanung, einer der UNESCO angeschlossenen Institution, hat das Phänomen unter die Lupe genommen. Michaela Martin sagt, der erweiterte Hochschulzugang hänge vor allem mit einer Entwicklung zusammen:
    "Dass in vielen Schwellenländern eine Mittelschicht entstanden ist, die Zugang zu Hochschulen erstrebt. Die Expansion der Schulsysteme, insbesondere des Sekundarschulwesens in vielen Ländern erklärt auch, warum die Nachfrage nach Hochschulbildung so rapide gestiegen ist. Und auch noch in vielen Ländern steigen wird in der Zukunft."
    Weltweit insgesamt mehr weibliche Studierende als männliche
    Rund um den Globus besucht heute laut der Statistik jeder dritte junge Erwachsene eine akademische Bildungseinrichtung. Allerdings gibt es je nach Weltregion große Unterschiede.
    "In Afrika zum Beispiel liegt die Zugangsrate nur bei acht Prozent. Während sie in Europa und in Nordamerika bei 75 Prozent liegt."
    Die Expertin nennt eine Faustregel: Je geringer der Zugang zu Hochschulen in einem Land sei, desto ungerechter sei er zumeist auch. Speziell in Ländern mit geringem Einkommen. Dort machen Frauen nur 30 Prozent der Immatrikulierten aus. Dabei gibt es heute weltweit insgesamt mehr weibliche Studierende als männliche.
    Eine weitere Ungerechtigkeit: In vielen Entwicklungsländern schaffen gewisse soziale Gruppen wie Niedrigverdienende, ethnische Minderheiten oder Ureinwohner fast nie den Sprung an die Universität, hält Michaela Martin fest.
    "Zum Beispiel hat in den Philippinen nur ein Prozent des ärmsten Fünftels der Bevölkerung Zugang zur Hochschule. In Südafrika liegt die Teilnehmerquote für Schwarzafrikaner nur bei 14 Prozent, während die der weißen Bevölkerung bei 55 Prozent liegt."
    Das zehnseitige Policy Paper der UNESCO begnügt sich nicht mit einer reinen Bestandsaufnahme. In seinem Titel verspricht es: "Sechs Maßnahmen, um abzusichern, dass bei der Hochschulbildung keiner ausgegrenzt wird."
    "Länder können einen gerechten und gebührenfreien Zugang zur Hochschule in ihren Hochschulgesetzen verankern. Das ist schon der Fall in Deutschland, aber in vielen anderen Ländern sind Studiengebühren ein Hindernis zum Hochschulzugang."
    Thema Hochschulfinanzen
    Einen neuen Blick auf das Thema Hochschulfinanzen propagiert Taya Louise Owens. Owens, Mitglied der Forschergruppe, die bei der UNESCO regelmäßig den Weltbildungsbericht erstellt, stellt klar: Heute gehe es nicht mehr nur um die Frage, welche Summe, welches Budget der Staat investiere, oder darum, wie teuer ein Studienplatz pro Kopf kommt.
    "Ob jemand eine Hochschule besuchen kann, hängt nicht nur davon ab, ob er die Studiengebühren aufbringen kann. Sondern auch davon, ob er die Mittel hat für Bücher und weiteres Studienmaterial, für Fahrtkosten, Unterkunft und Verpflegung."
    Owens empfiehlt den Regierungen, in ihrer Hochschulpolitik mehr die materielle Lage von Studierenden zu berücksichtigen. Daran angepasst sein sollten Studiengebühren ebenso wie Kredite und Darlehen für Studierende aus bescheidenen Verhältnissen. Und bei der Rückzahlung sollte die Monatssumme auf maximal 15 Prozent des Einkommens des Hochschulabsolventen beschränkt bleiben, so der Vorschlag der UNESCO.