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"Vergleichen, vergleichen, vergleichen"

Billigfliegen kann teuer werden - diese Auffassung vertritt Otto Saalmann vom ADAC. Insbesondere bei den Gepäckgebühren lohne sich ein Vergleich. Aber auch Sonderabgaben für Kartenzahlung, Sitzplatzreservierung und Onlinebuchung könnten heftig zu Buche schlagen.

Otto Saalmann im Gespräch mit Susanne Kuhlmann |
    Susanne Kuhlmann: Dass der Trip mit dem Billigflieger am Ende ziemlich teuer werden kann, ärgert Fluggäste schon lange. Der ADAC zeigt in seiner aktuellen Untersuchung, dass sich daran nichts geändert hat. Stichwort: Flugnebenkosten. Das sind die Kosten, die auf den am Anfang der Buchung ausgewiesenen Preis aufgeschlagen werden. Im Studio in München sitzt Otto Saalmann, Sprecher des ADAC. Guten Tag.

    Otto Saalmann: Schönen guten Tag. Hallo!

    Kuhlmann: Herr Saalmann, der Ausgangspreis umfasst zunächst ja einmal den Reisepreis plus Steuern und Flugbenzinabgabe, und das gilt für alle Anbieter. Richtig?

    Saalmann: Richtig. Deswegen haben wir das bei unserem Test auch ausgeklammert, weil es da natürlich auch Unterschiede gibt. So ist der eine Flugplatz teurer als der andere. Das haben wir weggelassen, weil das müssen ja alle zahlen.

    Kuhlmann: Was kann denn alles hinzukommen, wenn man im Menü weiterklickt?

    Saalmann: Da kommen ganz schöne Kosten auf einen zu, vor allen Dingen, wenn man mit Gepäck reist, bei einigen. Das heißt, da ist der Koffer gar nicht inklusive. Bei einigen ist es nur das Übergepäck, da geht es dann richtig ins Geld. Dann aber auch zum Beispiel Gebühren für Kartenzahlung, Gebühren für eine Sitzplatzreservierung, Gebühren für eine Bearbeitung, Beratung, dann aber auch Gebühren zum Beispiel, weil man online eincheckt, und ähnliche Sachen, und da kommt ganz schön was zusammen.

    Kuhlmann: Und wenn man das dann bei verschiedenen Anbietern macht, sich also im Internet durchklickt, durcharbeitet, dann ist das ein ziemlicher Zeitaufwand, bis man den günstigsten Reisepreis gefunden hat?

    Saalmann: Das ist das Problem dabei, denn es ist wirklich für jemanden, der dort jetzt nicht gewieft ist, eine Sisyphosarbeit im Grunde genommen, sich hier wirklich durchzuklicken. Man sollte natürlich auch wissen, was zum Beispiel der eigene Koffer wiegt. Das sollte man vorher schon mal machen. Wir haben es ja auch nicht so gecheckt, dass wir selber geflogen sind, sondern wir haben natürlich logischerweise das Ganze fiktiv gemacht, aber eben doch bis zur Buchung quasi, sodass wir unseren Gesamtpreis dann im Endeffekt errechnet hatten. Und wenn man sich überlegt, dass wir Ryanair – das war der Spitzenreiter – insgesamt mit 24 Kilo Koffer und mit allem Drum und Dran 270 Euro hin und zurück nur an Gebühren und Zuschlägen zu zahlen hatten, ohne Steuern und Flugplatzgebühren, also wirklich nur die reinen Nebenkosten, das ist schon ziemlich happig. Bei Turkish Airlines hat es das Ganze schon für 15 Euro gegeben. Also was bleibt dem Verbraucher übrig? – Er kann nichts anderes machen – und das ist das Problem – als vergleichen, vergleichen, vergleichen.

    Kuhlmann: Und er sollte in diese Vergleiche auch die anderen Fluglinien mit einbeziehen?

    Saalmann: Auf jeden Fall, denn es kann dann durchaus sein, dass man bei einer Fluggesellschaft, die einen ganz normalen Flug anbietet – und oft gibt es ja da auch Schnäppchen. Es ist ja nicht so, dass man hier mit allen Gesamtkosten genauso billig, vielleicht sogar noch unter Umständen billiger kommt, als wenn man jetzt, sage ich mal, sämtliche Gebühren mitzahlen muss. Billiger ist es nur bei wirklich Übergepäck, nehme ich mal an, weil das Gepäck, haben wir festgestellt, das ist im Grunde genommen der größte Preistreiber bei der ganzen Geschichte. Aber ich würde mich da wirklich mal allgemein informieren, wie sieht es denn jetzt beim regulären Flug aus.

    Kuhlmann: Sie sagten eben, der nicht so gewiefte Internetnutzer, der braucht lange. Und der Gewiefte? Kann der Zeit sparen?

    Saalmann: Er braucht auch lange. Wenn er alles vergleichen will, braucht er auch lange. Aber gut: Da weiß man halt, wenn man so was öfter macht, wenn man wirklich im Internet Flüge bucht, völlig egal, ob hier Deutsche Bahn oder sonst irgendwo, wenn man dort sozusagen zu Hause ist, dann geht das halt schneller, weil man ungefähr weiß, wo man hinlangen muss. Das ist das eine.
    Wenn man hier natürlich erst mal alles mühsamst sich zusammensucht und auch gar nicht so richtig weiß, wo man anfangen muss, dann ist es schon sehr schwierig, denn die Kostentransparenz ist gerade bei diesen Sachen, die wir hier getestet haben, schwer zu durchschauen für den Laien.

    Kuhlmann: Eine Entscheidungshilfe könnte ja vielleicht auch die Entfernung zum Flughafen sein. Wenn man lange in den Hunsrück oder an den Niederrhein unterwegs ist zu Flughäfen der Billigflieger, dann kostet das auch Geld.

    Saalmann: Richtig, das kommt dazu. So etwas gibt es ja auch, das ist aber dann nur bei normalen Flügen gemeinhin der Fall, dass das Ticket da mit drin ist, dieses Bahn and Rail. Aber das sollte man auf jeden Fall mit einbeziehen. Das ist natürlich auch immer ein Zeitaufwand; da muss man sich auch überlegen, was ist mir das wert, wenn ich wirklich zwei Stunden vorm Einchecken da sein muss, zusätzlich aber vielleicht auch noch eine Anreise habe von zwei Stunden. Das sind alles so Dinge, die man da mit einfließen lassen sollte. Aber – und das ist vielleicht der wichtigste Tipp, den man geben kann – nur zu gucken was weiß ich, Berlin, Paris für 29 Euro, super günstiges Schnäppchen, sich nur darauf zu verlassen, das ist dann doch ein bisschen wenig.

    Kuhlmann: Ganz kurz noch. Herr Saalmann, können Sie abschätzen, ob sich die aktuellen Funde von Sprengstoffpaketen auf Flugpassagiere, Kosten und so weiter auswirken werden?

    Saalmann: Das können wir jetzt im Augenblick überhaupt noch nicht sagen. Da ist noch gar nichts raus, das ist auch sehr, sehr spekulativ. Das abzuschätzen, ist für uns jetzt momentan noch nicht möglich.

    Kuhlmann: Die Flugnebenkosten können die vermeintliche Billigreise erheblich verteuern, und dagegen hilft nur ein gründliches Vergleichen vieler Angebote. So weit Otto Saalmann vom ADAC. Vielen Dank nach München.