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Vermieter zurückhaltend bei Gebäudesanierung

In Deutschland werden zu wenige ältere Gebäude energetisch saniert. Wenn die Bundesregierung die Ziele zur Einsparung von Kohlendioxid erreichen will, müsste die jährliche Sanierungsquote verdoppelt werden, nämlich von ein auf zwei Prozent. Doch davon müssen nicht nur Eigenheimbesitzer, sondern vor allem auch Vermieter überzeugt werden. Und die sind zurzeit noch zögerlich, wenn es darum geht, in Wärmedämmung oder neue Fenster zu investieren. Viele glauben schlicht, dass sich der Aufwand für sie nicht rechnet.

Von Claudia Rometsch | 06.10.2011
    Mindestens 360.000 Gebäude müssten jährlich energetisch saniert werden, damit die Klimaziele der Bundesregierung erreicht werden könnten. Tatsächlich angepackt werden aber nur halb so viele Sanierungen. Vor allem Vermieter sind zurückhaltend. Dabei könnten sie ihre Ausgaben über die Miete wieder herein holen, sagt Stephan Kohler von der Deutschen Energie-Agentur.

    "Wir haben ein Programm durchgeführt, wo wir 330 Modellvorhaben realisiert haben, wo wir nachweisen können, dass eine Energieeinsparung von ungefähr 70 Prozent warmmieten-neutral realisiert werden kann. Also der Mieter wird nicht höher belastet. Aber die Kosten, die auftreten, kann der Vermieter im Rahmen der Kaltmietenerhöhung voll umlegen."

    In vielen Fällen gelinge das dem Vermieter aber nicht, stellte Michael Voigtländer fest. Der Experte für Immobilienökonomie am Institut der Deutschen Wirtschaft wertete 1300 Sanierungsobjekte aus.

    "In 40 Prozent der Fälle konnten wir zeigen, dass die Miete überhaupt nicht angehoben wurde. Das heißt, er bleibt dann natürlich auf den Kosten sitzen. Warum hat der das dann gemacht? Wahrscheinlich, weil es eine längst überfällige Sanierung war."

    Höhere Mieten lassen sich offenbar nicht immer durchsetzen, auch wenn der Vermieter das Recht dazu hätte. Laut Gesetz dürfen Hauseigentümer die Kaltmiete nach einer energetischen Modernisierung des Hauses um bis zu elf Prozent erhöhen.

    "Das erreichen eigentlich kaum Vermieter, sondern in der Regel liegt diese Rendite, die da erzielt wird, zwischen null und fünf Prozent. Also von daher, richtig Geld verdienen kann man mit Sanierung nicht."

    Ob sich der Aufwand für den Vermieter lohnt, das hängt auch sehr stark vom Einzelfall ab. Eine Faustregel: Je älter das Gebäude ist, desto eher rechnet sich die energetische Sanierung.

    "Das Baualter spielt deswegen eine Rolle, weil natürlich ohnehin Bauinvestitionen irgendwann getätigt werden müssen. Und es zeigen eigentlich alle Untersuchungen, energetische Sanierungen sind überhaupt nur dann sinnvoll, wenn man in Maßnahmen bündelt."

    Und damit Synergieeffekte nutzt, indem zum Beispiel eine ohnehin notwendige Fassadenrenovierung mit einer Wärmedämmung verbunden wird. Damit sich die energetische Sanierung für mehr Hauseigentümer rechne, sei aber letztlich eine effektivere Förderung notwendig, sagt Voigtländer.

    "Heute ist es so, dass es unheimlich viele Förderprogramme gibt, des Bundes, der Länder, der Kommunen, teilweise der Energieversorger. Das macht den Markt sehr unübersichtlich, gerade für Kleinvermieter, die gar nicht wissen, wie kann ich jetzt wirklich die maximale und die beste Förderung erhalten. Da wäre es wichtig, das Ganze zu bündeln."

    Eine bessere Förderung hält auch die Deutsche Energie-Agentur für notwendig, um die Ziele bei der Gebäudesanierung in Deutschland zu erreichen. Derzeit stehen 1,5 Milliarden Euro für das Gebäudesanierungsprogramm der bundeseigenen Förderbank KfW bereit. Mittelfristig werde aber ein Fördervolumen in Höhe von fünf Milliarden Euro gebraucht, sagt Kohler. Die Deutsche Energie-Agentur setzt sich auch für Anreize über steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten ein. Ein entsprechender Beschluss war vor der Sommerpause am Widerstand des Bundesrates gescheitert. Nun wird weiter verhandelt. Das sei auch ein Grund, warum derzeit viele Vermieter mit der Sanierung ihrer Häuser zögerten, beobachtet Kohler.

    "Und deshalb haben wir auch die Bundesregierung aufgefordert, dieses Thema möglichst schnell zu klären, weil natürlich deshalb eine gewisse Verunsicherung im Markt ist."