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Vielfraße aus Silizium

Informationstechnik. – Klimawandel, Kohlendioxid und das Sparen von Energie sind Topthemen der vergangenen Wochen. Und gerade Elektronik findet sich häufig in den Hitlisten der Stromfresser. Aber es geht auch anders, wie die Messe CeBIT zeigt.

Von Manfred Kloiber | 19.03.2007
    Viele PC-Benutzer haben sich um den Energieverbrauch ihrer grauen Kiste noch nicht sonderlich gekümmert. Im Schnitt 350 Watt frisst ein Standard-PC – da kommen an einem Arbeitstag drei Kilowatt-Stunden zusammen. Aber auch die Computer-Experten auf der CeBIT sind sich nicht ganz einig, was sinnvoller Weise zu tun ist. Linux-Guru Klaus Knopper aus Kaiserslautern empfiehlt Bescheidenheit:

    "Hardware verwenden, die keine so hohe Leistungsanforderungen hat, vor allem Grafikkarten mit den riesigen Lüftern drauf, die schon mehr Strom schlucken als das Board. Ich verwende vor allem auch etwas ältere Computer, die nicht so hohe Anforderungen an Strom und Leistung haben, um generell weniger Hitze zu produzieren."

    Diesen Rat kann er leicht geben, weil sein Lieblings-Betriebssystem LINUX auch mit etwas langsameren Computer gut zurecht kommt. Da hat es Oliver Kiel von Microsoft schon schwerer, denn das neue Vista ist anspruchsvoll. Er rät dazu, alle Energiesparoptionen des Betriebssystems auszunutzen. Dann werden einzelne Komponenten des Computers dann zu- und abschaltet, wenn sie gebraucht oder verschmäht werden. Das bringe viel:

    "Der Energieverbrauch geht je nach Hardware des Rechners auf bis zu drei Watt runter, so dass wir jede Menge Strom damit sparen können. Vor allem in Umgebungen, wo man sagt, der Rechner sollte nachts erreichbar sein, damit Administratoren zum Beispiel Updates einspielen können. Da ist es sehr wichtig, dass ich eben sage, der Rechner ist zwar erreichbar, aber eben nicht in voller Leistungsfähigkeit, so dass er mehrere hundert Watt Strom verbraucht, sondern dass er eben auf sehr wenig Energie runter gefahren wird."

    Stefan Wiegel vom Spezial-Computerhersteller IGEL macht für Arbeitsplätze eine ganz andere Rechnung auf. Sein Unternehmen verkauft so genannte Thin-Clients - Computer, die sehr einfach und Strom sparend gebaut sind. Sie zeigen nämlich nur an, was ein zentraler Server an Daten liefert. So ein Thin-Client verbraucht unter zehn Watt, also weniger als ein dreißigstel eines herkömmlichen PC. Bei Unternehmen mit mehreren hundert oder tausend Arbeitsplätzen kommt da richtig was zusammen:

    "Das Hauptargument an der Stelle ist wirklich, auf den Arbeitsplatz herunter zu rechnen, wie viel Stromersparnis ich pro Arbeitsplatz habe. Und das ist immens. Realistisch sind Zahlenwerte, hier bei einem Acht-Stunden-Betrieb, dass man pro Client, also pro Arbeitsplatz 60 Euro einspart, allein an Stromkosten."

    Auf das Jahr gerechnet – versteht sich. Doch beim normalen PC für den Schreibtisch wird das Thema Energiesparen von den Herstellern nicht so groß geschrieben. Sie verhalten sich ähnlich wie Autohersteller, die vor allem auf PS und Hubraum abstellen. Was fehlt sei der Leidensdruck, meint Professor Thorsten Herfet von der Universität des Saarlandes, denn beim Notebook funktioniert das Stromsparen ja.

    "Bei Notebook ist das Kriterium ganz klar. Und es ist ein immanentes Ziel der Hersteller, das zu erreichen. Nämlich Batterielebensdauer. Sie wollen ihren Notebook möglichst lange einsetzen können. Und das geht nur durch – ja – möglichst ausgeklügelte Energiesparkonzepte."