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Weg vom Öl

Höchstens zehn Jahre bleiben dem Emirat Dubai noch, dann werden seine Ölvorräte zu Ende gehen. Doch die Stadt macht sich unabhängig vom Schwarzen Gold.

Von Grit Kienzlen | 13.02.2005
    Die Hotellobby des seit wenigen Monaten geöffneten Madinat Jumeirah Hotels in Dubai, genauer gesagt ist es die Lobby des zentralen Palastgebäudes. Poliertes Marmormosaik ziert den Fußboden und die Wände halbhoch, darüber winden sich Arabesken aus dunklem Holz. Das Licht schwerer Kristallleuchter bricht sich im zentralen Brunnen. Weihrauch und arabische Musik komplettieren das Arrangement.

    Rund 400 Euro pro Nacht kostet ein Zimmer in dem Urlaubsparadies, das den traditionellen arabischen Lebensstil von Dubai nachahmen will, wie die Pressedame Mia Hedman erklärt:

    Der Bazar, das Hotel und die Sommerhäuser entlang der Wasserstrasse repräsentieren das Leben entlang des Kanals im alten Dubai. Genau dieses Gefühl versuchen wir hier zu erzeugen, deshalb sehen Sie hier auch die traditionellen Wassertaxen, die das wichtigste Fortbewegungsmittel in der Anlage sind.

    Den Kanal mit seinen kleinen Booten, den Dhows, gab es in Dubai tatsächlich schon in den Sechszigerjahren. Aber das Emirat war damals arm, ein Flecken Wüste, bewohnt von Händlern, Fischern, Perlentauchern und Beduinen. Der Reichtum und der Glanz kamen erst mit dem Öl.

    Dem im November vergangenen Jahres verstorbenen Scheich Zayed bin Sultan Al Nahyan kommt das Verdienst zu, die sieben Emirate an der Stiefelspitze der Arabischen Halbinsel 1971 geeint zu haben. Das größte und an Ölvorkommen mit Abstand reichste Emirat ist Abu Dhabi. Dubai nimmt sich dagegen winzig aus, hat sich aber viel stärker entwickelt. Seit zehn Jahren macht das Emirat mit immer neuen Großprojekten und märchenhaftem Wachstum von sich reden und zieht die Nachbaremirate mit.

    Abu Dhabi stärkt ihm dafür den Rücken, finanziell und politisch. Der neue Staatspräsident Scheich Chalifa bin Zayed al Nahyan, Sohn des verstorbenen Emirs, will im Stile seines Vaters weiterregieren. Seinem Kabinett gehören Mitglieder der Herrscherfamilien aller Emirate an, darunter als Wirtschaftsministerin die erste Frau in der Regierung, Schaika Lubna al Quassimi.

    So gibt es zwar keinerlei demokratische Strukturen in dem Staat, doch er gilt als politisch stabil. Traditionell kam den Herrscherfamilien die Aufgabe zu, Konsens zwischen verschiedenen Interessen und Gruppen herzustellen. In diesem Sinne haben sie die Milliarden Petrodollar nicht in einige wenige Taschen gewirtschaftet, sondern in die Entwicklung des Landes gesteckt. Die Bürger sind weithin zufrieden. Extremismus spielt in dem Staat von der Größe Bayerns keine Rolle.

    Das Zentrum Dubais frisst sich ähnlich den Städten des amerikanischen Westens mit vielspurigen Straßen in die ehemalige Wüste. Dort, in einem der großen Fünfsterne-Geschäftshotels, dem Emirats Towers ist Doris Greif Generaldirektorin, eine gutaussehende Münchnerin Ende 30. Sie hat die Entwicklung des Tourismus hier von Anfang an miterlebt und betrieben.

    Also diese Destination hat einige Krisenjahre überstanden und zwar mit relativ geringem Schaden. 1990 als die Irakis die Kuwaitis überfallen haben, also bei der Invasion, ist relativ wenig passiert. Dann war der 11. September, die ganze Welt ist zu einem Stillstand gekommen, aber in den Emiraten ging das Geschäft immer noch gut. Der Irakkrieg hat uns auch nicht viel anhaben können, also vermute ich, dass die Destination stabil genug ist. Denn wenn sie über solche Krisen gekommen ist, was soll dann noch viel passieren?

    Letztlich haben die Vereinigten Arabischen Emirate als stabile Alternative für Investitionen sogar oft von den Krisen profitiert. Fünf Millionen Touristen verzeichnete Dubai 2003. Bis 2010 sollen es jährlich 15 Millionen werden. Die Regierung fördert dies durch den Ausbau des Flughafens. In den kommenden fünf Jahren soll sich seine Kapazität verdoppeln auf 30 Millionen Passagiere im Jahr. Dubai ist eine Drehscheibe zwischen Europa und Asien, Ost und West geworden. Großprojekte wie der Bau zweier palmenförmiger künstlicher Großinseln vor der Küste und einer Ansammlung kleinerer Inseln, die die Weltkarte abbilden, sollen die Destination für Touristen attraktiver machen. In der Wüste entsteht für 6 Milliarden Dollar ein Vergnügungspark der Superlative, Dubailand. Ausgebaut wird vor allem der Fünfsternesektor. Typische Dubaireisende sind Geschäftsleute, die mit ihren Familien noch ein paar Tage Sonne dran hängen.

    Die Regierung, schwärmt die Hoteldirektorin Doris Greif, hat den Tourismus hier gezielt aufgebaut und arbeitet auch heute noch direkt mit den Hotelbetreibern zusammen, zum Beispiel um das Sommerloch zu füllen, wenn die Temperaturen hier 50 Grad im Schatten erreichen bei fast 100 Prozent Luftfeuchtigkeit.

    Die Regierung beeinflusst das insofern, dass wenn die Hoteliers sagen - wir haben reguläre Meetings mit der Regierung Dubais: Nehmen sie einen klassischen Sommer. Vor drei vier Jahren, war Juli August tote Hose hier. Da sind die Hotels auf 30, 40 Prozent gelaufen und dann haben wir alle geschimpft: Unsere Belegungszahlen im Sommer sind Scheiße, was machen wir? Dann hat sich jemand einfallen lassen: So, jetzt machen wir die Dubai Summer Surprises, da machen wir verschiedene Veranstaltungen, speziell auch familien-orientiert. Wir wissen, es ist heiß. Dementsprechend wird alles in klimatisierten Räumen stattfinden und wer an den Strand gehen will, kann auch dies tun, dann hat man entsprechend die Preise angeglichen, Emirates Airline hat natürlich mitgeholfen und innerhalb von einem Jahr sind die Zahlen auf 80 bis 90 Prozent hochgegangen, dann hat man die Preise wieder nach oben angeglichen.

    Die Gäste kommen vornehmlich aus Europa, aus der Arabischen Welt und Russland. Noch breiter ist das Spektrum der Nationalitäten bei den Angestellten, die in komplett durchmischten Unterkünften untergebracht werden:

    Vor vielen Jahren waren es aus dem Süden Indiens vor allem, Philippinos und Sri Lanker und heute sind es 90 verschiedene Nationalitäten, die hierher kommen, um Arbeit zu finden, unter diesen viele westliche europäische Länder, was vor zehn Jahren undenkbar gewesen wäre, speziell auch auf Positionen die nicht zum Management gehören. Das ist heute aber bereits die Norm.

    Es ist eine der großen Leistungen der Vereinigten Emirate, Toleranz entwickelt zu haben und sich zu erhalten bei einem Ausländeranteil von über 80 Prozent. Jeder kann seine Religion frei ausüben. Die Emiratis haben sich an den Alkoholkonsum in den Hotels gewöhnt und haben selbst begonnen, in den Banken Karriere zu machen, was sich wegen der Zinsen mit islamischem Recht eigentlich gar nicht vereinbaren lässt. 15 Prozent der aus den Emiraten stammenden Angestellten sind heute bereits Frauen, einige sogar in der Hotellerie.

    Schwierigkeiten, sagt Doris Greif, habe sie schon auch. Aber es sind welche, die mancher gerne hätte:

    Das Problem, dass Dubai als eine Destination heute hat, ist dass wir zu vielen großen Geschäften Nein sagen müssen, weil wir die Zimmer nicht haben. Und ich rede jetzt von den großen Kongressen, die stattfinden. Im Jahr 2007 wird im April der Dentist Kongress stattfinden in Dubai. Da kommen 25.000 Zahnärzte hier ins Land und unterhalten sich über die neuen Plomben. Das heißt bis 2007 brauchen wir definitiv die Zimmer, die in Planung sind, denn sonst sind wir wieder in der Bredouille, dass wir unseren regulären Gästen und Kunden, ob das die Veranstalter sind oder Corporate Leute: Es tut mir leid, aber für diesen Zeitraum habe ich keine Zimmer für Euch. Und wir verlieren nämlich als Destination auf die lange Sicht und ich spreche von 2010 plus diese großen Veranstaltungen, die so wichtig sind für das Land und die ganze Infrastruktur.

    Erzählerin: Da erreichte das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen. "Ach Schwester", seufzte ihre Schwester Dinarasad, "wie schön ist Deine Geschichte und wie spannend!" - "Was ist das schon", erwiderter sie, "gegen das, was ich euch morgen erzählen werde, wenn ich dann noch lebe und mich der König verschont. Das wird noch spannender sein."
    Es klingt märchenhaft wie sich der Landstrich an der Strasse von Hormus entwickelt. Und im Falle der spektakulären Hotels gibt es keine Geschäftsberichte, die ausweisen würden, ob sich die Investitionen tatsächlich amortisieren. Das gilt auch für das in Segelform an den Strand gebaute Hotel Burj El Arab, den Turm der Araber, in dem es nur Suiten gibt, die jeweils von einem persönlichen Butler betreut werden. Es kommt wohl darauf an, wie man die Rechnung macht. Mit seinen Hotels hat sich Dubai Sehenswürdigkeiten geschaffen.

    Vor allem müssen Sie dann bedenken: Wie kam Dubai auf den Weltmarkt? Wann ging es richtig los - spektakulär? Mit der Eröffnung des Burj. Also der hat einen Grund. Wie Paris den Eiffelturm hat, haben wir halt den Burj.

    7,8 Prozent reales Wirtschaftswachstum erreichten die Vereinigten Arabischen Emirate 2003, was dem Trend der vergangenen sechs Jahre entspricht. 68 Prozent des Bruttoinlandproduktes weisen sie außerhalb des Öl-Sektors aus. In Dubai allein sind es sogar 90 Prozent, die nicht mit Öl erwirtschaftet werden. Erreicht wurde dies durch gezielte Diversifizierung - nicht nur in den Tourismus.
    In Dubai gibt es ein gutes Dutzend Freihandelszonen. Dort können sich ausländische Unternehmer niederlassen. Ihr Geschäft gehört ihnen zu 100 Prozent, sie zahlen keine Gewerbe- oder Einkommensteuer und dürfen das erwirtschaftete Kapital vollständig in ihre Ursprungsländer zurückführen. Zu den Freihandelszonen gehört ein riesiger Bazar für Goldschmuck, der Goldsouk. Oder auch die Medien City, in der Sender wie Al Dschasira und Al Arabija, aber auch CNN, sowie die Agenturen Reuters und AP ohne Auflagen Nachrichten produzieren.

    Ebenfalls als Freihandelszone ist das Internationale Finanzzentrum geplant, das in einem riesigen Büro-Torbogen mit integrierten Restaurants und Kunstmuseum untergebracht werden soll. Bis 2010 soll der gesamt Komplex samt Börse in Betrieb sein und nach der Vorstellung der Planer eine Brücke bilden zwischen den großen Finanzplätzen Europas und des Fernen Osten.

    Wir haben dafür im wahrsten Sinne des Wortes das Handelsrecht soweit es Dubai betrifft ausgesetzt und die besten angelsächsischen Gesetze dafür eingeführt.

    So Sandy Shipton, der Leiter der Anlagen- und Fondsmanagement-Abteilung des Dubai International Financial Center. Diese Freihandelszone soll helfen, einen Teil der rund eine Billion Dollar Kapital, das außerhalb der Region investiert ist und gemanagt wird, zurückzuführen. Es sollen Versicherungs- und Rückversicherungskapazitäten entstehen und als eine Besonderheit ein Zentrum für Islamisches Banking, das Geldanlage konform mit dem Scharia-Recht ermöglicht:

    Die meisten von uns sind sich darin einig, dass es zu viele Banken auf der Welt gibt. Aber was Finanzprodukte für islamisches Banking angeht, müssen Sie das anders sehen. Bis jetzt gab es dabei Probleme mit den globalen Regularien. Wir haben das behoben mit unserem Islamischen Bankgesetz, das automatisch die Hindernisse der Kapitaladäquanzrichtlinie, und der globalen regulatorischen Überwachung beseitigt.

    Sandy Shipton setzt vor allem auf arabische Kunden, denen die Geldanlage zu hause - und "Zuhause" heißt vor allem im arabischen Raum leichter gemacht werden soll. Hinzu kommt: Viele Araber sind verärgert über die Reisebeschränkungen, die Ihnen von den USA aber auch Europa auferlegt wurden als Folge der Terroranschläge in Nordamerika. 200 Finanzinstitutionen wurden darauf angesprochen, sich in Dubai niederzulassen, 45 davon sollen Interesse bekundet haben, ein halbes Dutzend erhielt bislang eine Lizenz, darunter die Schweizer Credit Suisse.
    Dubai hat seine Unabhängigkeit vom Öl strategisch geplant. Im Jahr 2000 entwickelte die Regierung eine Vision mit drei Horizonten, die innerhalb von zehn Jahren Realität werden sollte, also bis 2010.
    Der erste Horizont war die Stärkung und Optimierung seiner bestehenden Industrien, also Handel, Logistik und Tourismus. Der zweite Horizont zielt auf die wichtigsten wissensbasierten Industrien, also IT, Medien, Finanzen und Hochschulen. Mit dem dritten Horizont sollen Forschung und Entwicklung möglich werden, Nanotechnologie und Biotechnologie. Über diese drei Horizonte werden wir den Transfer schaffen von der Abhängigkeit vom Öl hin zu einer wissensbasierten Industrie…
    …erklärt der Marketing Direktor der Dubai Internet City, Wadi Ahmed das Konzept. Mehr als 700 Firmen haben sich in der Internet City, einer weiteren Freihandelszoneniedergelassen. Sie profitieren von der Steuerfreiheit, der freien Kapitalrückführung und nutzen eine brandneue, für ihre Bedürfnisse entworfene Infrastruktur an Breitbandnetzen und Telekommunikation.

    Fragen nach der Refinanzierung weicht der Manager Wadi Ahmed lieber aus. Ihm geht es um den langfristigen Nutzen, sagt er:

    Oft, wenn wir die Vorzüge der Freizone Internet City erklären, bekommen wir die Frage gestellt, was hat Dubai davon? Ganz einfach: Schauen Sie sich an, wo wir vor fünf Jahren standen und sehen sie heute: Es gibt mehr als 700 Internet und Computer-Technologie-Firmen hier, alle wichtigen Markennamen sind vertreten und wir haben 20.000 Angestellte im Wissensbereich. Was wir bekommen, ist ein natürlicher Wissenstransfer. Das hat Dubai davon. Dubais Zukunft entsteht so.

    Die Perspektive allein sorgt allerdings noch nicht für ökonomische Nachhaltigkeit. Zwar erzeugen die fremden Arbeitskräfte Wachstum, sie geben einen Teil ihres Geldes in Dubai aus. Aber sie sollen nach dem Willen der Regierung auch wieder zurückkehren. Einbürgerungen sind sehr selten. Wie kann die Internet City also Gewinn erwirtschaften, wenn sie keine Steuern erhebt?

    Da kommt der dritte Horizont ins Spiel, der auf neuere Industriezweige zielt. Wir werden mit biotechnologischer und nanotechnologischer Forschung anfangen. Da beginnt dann echte Entwicklungs- und Fertigungsarbeit. Im Augenblick sind wir ja nur in der Transformationsphase.
    Direkt neben der Internet City beginnt das Knowledge Village, wo die Forscher von morgen ihr Rüstzeug bekommen sollen. Es beherbergt Niederlassungen von 14 ausländischen Universitäten. In der weiter außerhalb gelegenen Academic City sollen einmal 80 Universitäten vertreten sein. Das ist auch deshalb wichtig, weil die Geburtenrate unter der einheimischen Bevölkerung extrem hoch ist. Dubai braucht Jobs für die heranwachsende Generation. Die geht allerdings nur mit gebremstem Eifer zur Universität. Es gibt ein weithin anerkanntes Motivationsproblem, das direkt mit dem Wohlstand der Elterngeneration zu tun hat. Wozu sich anstrengen?

    Fraglich ist außerdem, ob die Ansiedlung von Uni-Dependancen tatsächlich so viel kreatives Potential schafft, dass daraus Forschung und Entwicklung hervorgehen können. "Alles was wir bis jetzt geschafft haben, war sehr beeindruckend. Also schauen wir doch einfach mal", sagt dazu der Marketing-Direktor Wadi Ahmed.


    Erzählerin: Da erreichte das Morgengrauen Schahrasad, und sie hörte auf zu erzählen. "Wie schön ist Deine Geschichte!" lobte ihre Schwester. "Was hast Du davon schon gesehen!" erwiderte sie. "Morgen Nacht erzähle ich Euch etwas noch aufregenderes und spannenderes, wenn ich dann noch lebe und mich der König verschont."
    Märchenhaft, der Realität von Soll und Haben, von Gewinn und Verlust irgendwie entrückt - so wirkt selbst die Internet City auf Besucher aus dem Okzident. Nochmals gefragt: Ist das Zukunftsprojekt profitabel? Für Marketing Direktor Wadi Ahmed ist die Antwort ein klares Ja, sein Verkaufsdirektor widerspricht.

    Es komme eben wiederum darauf an, wie man rechnet. Aller Ertrag werde reinvestiert. Zahlen hat niemand im Kopf.

    Im Nahen und Mittleren Osten sind die Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen Dubai gehört, der wichtigste Handelspartner Deutschlands. In der Exportstatistik rangieren die VAE kurz nach Hong Kong und Taiwan. Gekauft werden vor allem deutsche Autos und Ingenieurleistungen.
    Volkswagen will Lastwagen ab 2006 sogar in Abu Dhabi fertigen. Auch Mittelständler sind willkommen. Abu Dhabi, Dubai und die anderen Emirate locken mit niedrigen Kosten für Strom und auch für das Wasser aus den Entsalzungsanlagen. Wenn sie investieren, dann in einem Staat mit ordnungsgemäßer Verfassung und Rechtssicherheit, so der deutsche Wirtschaftsanwalt Jörn Hadler.

    Wichtig für Deutsche Unternehmen zu wissen ist, dass wir hier die Vollstreckungsmöglichkeit haben von Urteilen - da muss man sehen, was für Rechtswahlklauseln man entsprechend vereinbart. Letztendlich haben wir aber insgesamt eine Vertragsfreiheit und einen sehr freien Markt.

    Firmengründungen dauern in den VAE im Schnitt 29 Tage. 500 deutsche Unternehmen sind schon vor Ort, wobei diese, wenn sie außerhalb der Freihandelszonen operieren, verpflichtet sind, einen Staatsbürger der Emirate mehrheitlich zu beteiligen.

    Im April vergangenen Jahres vereinbarte Bundeskanzler Schröder mit dem Vizepremier in Abu Dhabi Scheich Hamdan eine privilegierte Partnerschaft, die deutschen Firmen eine bevorzugte Startposition geben soll. Abu Dhabi, das noch auf lange Sicht reich an Öl ist, will neben der Petrochemie auch seinen Industriesektor ausbauen. Und auch hier, eine Autostunde von Dubai entfernt, kommt jetzt der Reisesektor in Gang. Die Fluggesellschaft Etihad wurde vor einem Jahr gegründet und machte zuletzt mit einem einzigartigen Großeinkauf auf sich aufmerksam: Fünf Boing Flugzeuge und 24 Airbus Maschinen, darunter auch vier der neuen doppelstöckigen A380. Bis die meisten davon Ende des Jahres geliefert werden, fliegt Etihad noch mit sechs geleasten Maschinen umher. Sie begrenzen derzeit die Expansion, so der Marketing-Direktor Ian Ferguson:

    Es gibt drei Gruppen von Passagieren. Zunächst natürlich die Touristen. Als nächstes kommt die wirklich große Gemeinde der Geschäftsleute in der Hauptstadt Abu Dhabi, also Öl-Industrie und Pharmazeutika, Autos und so weiter. Die dritte Gruppe nennen wir Freunde und Familien. Das sind die, die all die Gastarbeiter in Abu Dhabi besuchen kommen oder anders herum Gastarbeiter aus Europa und Asien, die nach hause fliegen, um ihre Freunde zu sehen.
    In einer globalisierten Welt, so die Vision der Herrscher in den Vereinigten Arabischen Emiraten, werden Dubai und Abu Dhabi eine Drehscheibe sein zwischen Ost und West, für die Gastarbeiter aus allen Erdteilen, für Handel, Finanzen und Wissen. Wie gut diese Vision funktioniert, wird sich zeigen, wenn das Öl am Golf tatsächlich versiegt und die Wirtschaft ganz aus eigener Kraft bestehen muss.