Archiv


Welch gelegener Ort

Seit der Arzt und Naturforscher Paracelsus vor 500 Jahren die heilende Wirkung der Quellen in der Schweizer Taminaschlucht beschworen hat, sprudeln dort nicht nur das Thermalwasser und das Geld, sondern auch manche künstlerische Inspiration.

Monika Künzel im Gespräch mit Paul Good, Hans Saner, Gunter Gebauer und Robert Kurt Kudielka. Mit dem Radioessay "Endzeiten oder: Von der Unfähigkeit zur Gegenwart" von Michael Hampe |
    Friedrich W. Schelling, Victor Hugo oder Thomas Mann erholten sich hier. Rainer Maria Rilke schwärmt: "Welch gelegener Ort, sich an den Quellen begegnen." Der Schweizer Künstler Alfonso Hüppi hat jetzt einen neuen Ort für Begegnung geschaffen: eine Kompass-Gruppe aus vier eleganten thronartigen Sitzstelen. Auf diesen vier Stühlen aus Misoxer Granit haben anlässlich der Schweizer Triennale der Skulptur in Bad Ragaz vier Philosophen Platz genommen, um im offenen Diskurs nach Orientierungen in der Gegenwart zu suchen: der Düsseldorfer Akademie-Professor Paul Good, der Basler Kulturphilosoph Hans Saner und die beiden Berliner Philosophen Gunter Gebauer und Robert Kudielka. Zwar verlangen sie nicht: Du musst dein Leben ändern. Wohl aber regen sie an, das Leben zu überdenken, da vertraute Wegweiser, Zeichen von außen, sich als störanfällig erwiesen haben. Und sie ermuntern, den inneren Kompass zu stärken und so auch manchen medialen Inszenierungen zu widerstehen.

    Bad Ragaz
    ist eine politische Gemeinde im Kanton St. Gallen, an den Ausläufern des Taminatals, in der Schweiz.
    Bad Ragaz bei Wikipedia

    Alfonso Hüppi (* 11. Februar 1935 in Freiburg im Breisgau) ist ein deutscher Maler, Grafiker und Bildhauer. Er lebt in Baden-Baden und zeitweise in Namibia.
    Alfonso Hüppi bei Wikipedia


    Alfonso Hüppi
    Schön wär's - Schon war's
    GEH
    44 S. m. zeichn. Zeichnungen
    2005 Matto

    Aus dem Stamm
    Die Sinnlichkeit des Materials
    Holzskulptur heute. Katalog zur Ausstellung im Kunstverein Wilhelmshöhe Ettlingen, 2009 und Städtisches Kunstmuseum Singen, 2009
    2009 Edition Braus
    Holz ist nicht allein nützlich, sondern auch sinnlich. Grund genug für eine künstlerische Hommage an dieses früher wie heute essenzielle Material. Mit der Wiederentdeckung des natürlich gewachsenen Werkstoffs erlebt die Holzbildhauerei einen Aufschwung, der ungebrochen anhält.
    Die Arbeiten von über 40 national und international renommierten Bildhauerinnen und Bildhauern zeigen, dass Holz auch heute noch für die Entwicklung der Skulptur eine bedeutende Rolle spielt. Versammelt sind in diesem Buch die Arbeiten von Georg Baselitz, Werner Pokorny, Stephan Balkenhol, Erwin Wortelkamp, David Nash, Alfonso Hüppi, Jin-Ho Heo und vielen weiteren zeitgenössischen Künstlern.

    Kunst, die aus dem Busch kommt und in die Alpen führt. In: Badisches Tagblatt vom: 18.06.2009 - Mit seinem "Kompass" nimmt Alfonso Hüppi an der Skulpturen-Triennale in Bad Ragaz teil / Philosophen-Talk auf Sitzstelen des Baden-Badener Künstlers
    Badisches Tagblatt vom 18.06.2009 (Word-Dokument)

    ETANENO, Museum im Busch, NAMIBIA
    Etaneno ist eine Rinderfarm mitten im Buschland Namibias, 50km südlich von Otjiwarongo auf 1450m Höhe gelegen. Erwin Gebert bewirtschaftet sie nach lebenslanger Tätigkeit als freier Architekt in Freiburg i.Br. Er baute ein neues Farmhaus mit Ökonomiegebäuden und eine dazugehörige Arbeitersiedlung.
    Im Frühjahr 1998 beschlossen Erwin Gebert und Alfonso Hüppi, dass Etaneno auch ein Ort für die Kunst und die Künstler werden soll. Als Erstes musste eine Ausstellungshalle gebaut werden, die zugleich den Künstlern als Arbeitsstätte dient. Schon im Jahr darauf war der Bau realisiert. Das Dach war dicht, die ersten Künstler rückten an und hinterließen ihre Werke. Seither drücken kunstsinnige Termiten, Rinder und Leoparden an den Fenstern ihre Nasen platt.

    Paul Good (* 29. Oktober 1942 in Mels, Schweiz) ist ein Schweizer Philosoph. Er lebt und arbeitet in Bad Ragaz (Schweiz) sowie in Düsseldorf (Deutschland). Er war Professor für Philosophie von 1983 bis 2008 an der Kunstakademie Düsseldorf. In Bad Ragaz unterhält er seit 2008 ein "Philosophie Atelier" für Buch- und Tagungsprojekte zu Philosophie und Kunst.
    Paul Good bei Wikipedia
    Paul Goods Homepage

    Paul Good
    Roman Signer
    Härtetest des Schönen.
    2009 DuMont Buchverlag
    Das Werk von Roman Signer (geboren 1938) hat eine hohe internationale Anerkennung erlangt. Es zeichnet sich dadurch aus, dass ständig etwas passiert, meist Kurioses, Schräges, Banales Explosives. Die vertraute Welt zuverlässiger Dinge gerät für einen Moment ins Wanken. Mit alltäglichen und industriellen Gegenständen provoziert der Künstler, der seinen Körper bei den Mini- Performances wie einen anderen Gegenstand der Versuchsanordnung einsetzt, lauter kleine Ereignisse. Man sieht sich mit verblüffenden Zeitereignissen, mit Zeitskulpturen konfrontiert. Ausgeführt werden sie durch physikalische Kräfte, die der Protagonist nach einfachen Konzepten wählt. In seiner Studie zu dieser Kunst der Überraschung, des Leichtsinns, der Banalität, eröffnet der Philosoph Paul Good einen verständlichen Zugang zu Signers Werk. Der Lesefluss wird begleitet von zahlreichen Abbildungen.

    Hans Saner (* 3. Dezember 1934 in Grosshöchstetten) ist ein Schweizer Philosoph. Er studierte Philosophie, Psychologie und Germanistik in Lausanne und Basel. Von 1962 bis 1969 war er persönlicher Assistent von Karl Jaspers, dessen Nachlass er herausgab. Hans Saner lebt heute als freischaffender Publizist in Basel.
    Hans Saner bei Wikipedia

    Das Wagnis der Freiheit
    Karl Jaspers
    Gesammelte Aufsätze der Philosophie.
    Hrsg. v. Hans Saner
    1996 Piper

    Was ist der Mensch?
    Karl Jaspers
    Philosophisches Denken für alle.
    Ausgew. u. einl. Kommentare v. Hans Saner .
    2003 Piper
    Große Philosophen helfen den Menschen, sich in der Welt zu orientieren und Antworten auf die entscheidenden Fragen zu finden. Wie kein anderer deutscher Denker hat Karl Jaspers philosophisches Denken für viele verständlich gemacht. Dieser Band mit Texten aus dem Gesamtwerk von Karl Jaspers bietet Antworten auf die zentralen Fragen der menschlichen Existenz. Die Texte sind in fünf große Kapitel gegliedert: Selbstbildnis; Was ist Philosophie?; Was ist der Mensch?; Die Frage nach der Transzendenz; Was vermag die Philosophie in der Welt?


    Hans Saner
    Der Schatten des Orpheus
    2009 Lenos
    Der Band enthält fünf Arbeiten, die um musik- und existenzphilosophische Fragen kreisen: um das Verhältnis von Musik, Liebe und Tod im altsumerischen Mythus von "Ischtars Fahrt in das Land ohne Rückkehr" und im griechischen Orpheus-Mythus; um die Liebe zu außermenschlichen Objekten (Pflanzen, Tieren, Landschaften und Symbol-Werten) und ihre Folgen für das Leben; um das Verhältnis von Melancholie und Leichtsinn; um das Verhältnis von globaler Einheit und regionaler Vielfalt in der Musikpädagogik am Ende des 20. Jahrhunderts und schließlich um die Beziehung von Musik und Dichtung. Dabei werden die existenziellen Probleme in ihren Beziehungen zu den Künsten betrachtet und innerhalb der Künste überwiegend zur Musik. Das wiederum schließt ein Verhältnis der Künste zu den entscheidenden Lebensfragen ein. Nirgends geht es um abgelöste ästhetische Probleme, aber auch nie um amusische Existenz. Die Kunst ist darin der Philosophie verwandt, dass sie in Zeichen Sinn zeigt. Deshalb befragt die Philosophie die Künste nach ihrer Wahrheit: dem anders gesetzten Sinn.


    Gunter Gebauer
    (* 23. Januar 1944 in Timmendorfer Strand), ist ein deutscher Philosoph und Linguist.
    Gunter Gebauer bei Wikipedia

    Wittgenstein - Philosophie als "Arbeit an Einem selbst"
    Herausgeber: Gunter Gebauer, Fabian Goppelsröder, Jörg Volbers
    2009 Fink (Wilhelm)
    Wittgenstein gibt zwei Hinweise auf sein eigenes Philosophieren: Man dürfe Philosophie "eigentlich nur dichten", und "Philosophie ist Arbeit an Einem selbst". Von der Wittgensteinforschung wird diese Selbstbeschreibung seines Philosophierens weitgehend ignoriert.
    Ziel dieses Bandes ist es, Wittgensteins eigene Auffassung der Philosophie ernst zu nehmen und auf sein Werk anzuwenden. Vierzehn Beiträge aus den USA, Frankreich, Österreich und Deutschland fragen im vorliegendem Band nach dem ganz eigenen Philosophieverständnis eines der einflussreichsten Denker des 20. Jahrhunderts. Den Aufsätzen geht es um das Verständnis eines "anderen Wittgenstein". Von renommierten Autoren wird untersucht, wie sich dieses Denken auswirkt. Ethik, Ästhetik, Politik sowie die Möglichkeiten und Grenzen philosophischer Theoriebildung erscheinen in einem anderen Licht. Es zeigt sich ein verkannter existenziell-ethischer Impuls in Wittgensteins Denken und Methode, den es in seiner ganzen Tragweite zu erfassen gilt.

    Robert Kurt Kudielka
    (* 30. August 1945 in Lindau am Bodensee) ist ein deutscher Kunstwissenschaftler.
    Robert Kurt Kudielka bei Wikipedia


    aus / gezeichnet / zeichnen
    Katalog zur Ausstellung der Sektion Bildende Kunst der Akademie der Künste, Berlin, 2009. Kuratiert von Robert Kudielka, Michael Schoenholtz u. Inge Zimmermann .
    2009 Fürst & Iven
    Katalog präsentiert alle beteiligten Künstler mit einer Auswahl ihrer ausgestellten Arbeiten sowie Texte von Mitgliedern, die den Begriff des Zeichnens in seiner historischen sowie aktuellen Dimension reflektieren. Er enthält zudem biografische Angaben sowie ein vollständiges Ausstellungsverzeichnis. Die Ausstellung präsentiert etwa 450 Werke von 66 Künstlern und stellt den gewandelten Begriff vom Zeichnen in der gegenwärtigen bildenden Kunst zur Diskussion. Dabei steht die autonome Funktion der Zeichnung in der künstlerischen Praxis im Vordergrund. Neben raditionellen Verfahrensweisenverdeutlichen fotografische und digitale Konzeptionen sowie hybride Mischformen die enorme Spannweite des zeitgenössischen Zeichnungsbegriffs. Ausgewählte Arbeiten verstorbener Akademie-Mitglieder lassen die historische Tragweite sichtbar werden.


    Michael Hampe
    (* 1961 in Hannover) ist ein deutscher Professor für Philosophie und Buchautor. Er lehrt seit dem 1. Oktober 2003 an der ETH Zürich im Department für Geistes-, Sozial und Staatswissenschaften. Weiterlesen:
    Michael Hampe bei Wikipedia

    Michael Hampe
    Das vollkommene Leben
    Vier Meditationen über das Glück.
    2009 Hanser
    Warum fühlen wir uns so selten glücklich, wo es doch an klugen Rezepten zum Glücklichsein nicht mangelt? Der Philosoph Michael Hampe fordert in diesem Meisterstück erzählender Philosophie zu einem Gedankenexperiment auf. In vier von verschiedenen Traditionen inspirierten Essays entwickelt er Vorschläge, wie das Ziel des vollkommenen Lebens erreicht werden könnte: allein durch Verstand oder durch Spiritualität, durch skeptische Distanz zur Welt oder durch die Harmonie zwischen Menschen und Dingen. Vollkommenes Glück, vermutet Hampe, kann letztlich nur in einem Leben liegen, das sich von Doktrinen befreit hat und deshalb der Betrachtung der Welt überlässt.