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Wie konsumieren Kinder?

Obwohl sie wenig Geld haben, sind sie für die Werbestrategen der großen Konzerne extrem interessant: Kinder als Konsumenten. Mit dem ersten Taschengeld geraten die Kleinen ins Visier von Handy-, PC- oder Modedesignern. Und dabei soll ihnen nicht nur das eigene Geld aus der Tasche gezogen werden, sondern vor allem das der Eltern. Wie Kinder konsumieren, das untersucht jedes Jahr die so genannte Kids Verbraucher Analyse, in Auftrag gegeben vom Egmont Ehapa Verlag.

Von Dieter Nürnberger |
    Deutschlands Kinder, so ein Tenor dieser Studie, haben durchaus Geld zur Verfügung. Diese Kids Verbraucher Analyse wurde heute zum 14. Mal veröffentlicht - und in diesem Jahr war vielleicht das Überraschende, dass die so oft beklagte wirtschaftliche Situation im Land, oder auch die der Eltern, zumindest nicht auf die Kinder durchschlägt. Knapp 6 Milliarden Euro seien da generell bei den 6-13-Jährigen in Deutschland pro Jahr verfügbar. Und als Durchschnittswert für einen Monat kommen die Kids dann auf rund 83 Euro. Das ist eine Summe aus Taschengeld, Erspartem und auch Geldgeschenken. Das sei nicht wenig, sagt Ralf Bauer, Leiter der Marktforschung beim Egmont Ehapa Verlag, hier wurde die Studie durchgeführt.

    " Wir stellen auch zu unserer Überraschung fest, dass Jahr um Jahr das Geldvolumen bei den Kindern zunimmt. In diesem Jahr haben wir erstmals die Summe von über 1.000 Euro, die Kids pro Kopf und Jahr zur Verfügung haben. Das ist wohl dadurch möglich, dass die Eltern in vielen Fällen selbst versuchen, etwas zu sparen. An allen Ecken und Enden, aber bei den Kindern wird versucht, zuletzt zu sparen. Bei den Kindern ist auch das Markenbewusstsein weiterhin sehr hoch - bei den Klamotten, es geht auch schon bei Schulranzen los. Es gibt aber überall auch Grenzen: Wenn die Kinder wirklich das supermodernste und teuerste Handy haben wollen, dann sind die Eltern dazu weitaus weniger bereit diesen Markenwünschen nachzukommen. "

    Interessant sind solche Studien natürlich immer für Viele. Für die Wirtschaft und Werbung ohnehin ebenso wie für die Politik oder gesellschaftliche Gruppen. Und spannend auch immer, ob vermutete Entwicklungen denn auch wirklich eingetreten sind. Und auch hier Antworten. Eine beispielsweise, betrifft die Mediennutzung der 6-13jährigen. Spielt hier der Computer inzwischen eine ähnlich wichtige Rolle wie ein Kinderbuch? Welche Rolle spielt das so oft zitierte allgegenwärtige Fernsehen? Die Antwort ist da nicht so eindeutig, wie vielleicht erwartet.

    " Die Moderne ist bei den Kindern inzwischen komplett angekommen und sie nutzen sie auch. Sie sind aber in der Lage mehrere Dinge zu nutzen. Das nennt man Multitasking. Da verdrängt dann nicht das eine das andere, sondern es werden Sachen auch parallel gemacht. Die Eltern sagen dann, dass das Kind von Tätigkeit zu Tätigkeit hüpfe. "

    Das heißt: es wird gelesen - Kinderzeitschriften ebenso wie Bücher. Aber beim Spielzeug werde beispielsweise auch gern mal die Puppe durch den Gameboy ersetzt. Plüsch- und Stofftiere besitzen knapp 70 Prozent, ein elektronisches Spielgerät wie den Gameboy immerhin schon 40 Prozent der Zielgruppe. Aber das beliebteste Freizeitgerät ist und bleibt das Fahrrad mit 80 Prozent Nutzungsverhalten. Am Computer wird überwiegend gespielt, aber eben auch gelernt, beispielsweise mit Lern- oder Lexikon-Software. Eine Sache kam in den vergangenen Jahren stets in die Schlagzeilen, das waren die Kosten für das Handy bei Jugendlichen und Kindern. Dieser Beitrag ist weiterhin recht hoch, obwohl der Zenit hier überschritten scheint.

    " Interessant hier: Die Gesamtsumme ist schon hoch. Es kommen dafür - von den Eltern und den Kindern gemeinsam aufgebracht und getragen - im Jahr über 280 Euro zusammen. Im vergangenen Jahr waren wir aber bei über 300 Euro. Dank einer Kostenkontrolle der Eltern, aber auch generell sinkende Handytarife, sind die Kosten etwas zurückgegangen. "

    Und für die Experten dürfte auch interessant sein, wie beispielsweise auch gesellschaftliche Entwicklungen Einfluss haben. So wurde von der Politik und auch von den Gesundheitsfachleuten in den vergangenen Monaten ja stets auf Ernährungsfehler hingewiesen. Die Kinder würden zu ungesund essen, sich zu wenig bewegen. Hier scheint es einen zumindest teilweise positiven Trend zu geben. Es wird weniger süß getrunken, und Sport hat einen hohen Stellenwert für viele. Also: Viele wohl auch überraschende Erkenntnisse in dieser aktuellen Kids-Verbraucher-Analyse 2006. Wobei die Hauptüberraschung schon darin liegt, dass es der Zielgruppe finanziell wohl noch nie so gut ging wie in diesem Jahr. Zumindest beim statistischen Durchschnittswert.