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"Wir können nicht endlos Exzellenzinitiativen machen"

Der Wissenschaftsminister von Baden-Württemberg, Peter Frankenberg, will die Exzellenzinitiative zur Spitzenförderung nach der nächste Runde neu aufstellen. Man müsse verstärkt die Forschungsleistungen in die Verteilung der Gelder einbeziehen, so Frankenberg.

Peter Frankenberg im Gespräch mit Armin Himmelrath | 04.11.2009
    Armin Himmelrath: Eigentlich – eigentlich müsste der baden-württembergische Wissenschaftsminister Peter Frankenberg ziemlich zufrieden sein mit der Exzellenz-Initiative, also dem Wettbewerb von Bund und Ländern zur Förderung besonders guter Forschung. Sein Bundesland ist schließlich das erfolgreichste Land beim Rennen um die begehrten Elite-Titel. Jetzt aber lässt Peter Frankenberg aufhorchen: Die nächste Förderrunde der Exzellenzinitiative will er noch durchführen, danach aber soll Schluss sein mit diesem besonderen Programm. Ich habe Peter Frankenberg kurz vor der Sendung gefragt, wie er auf diese überraschende Idee gekommen ist.

    Peter Frankenberg: Also das richtet sich jetzt nicht gegen die zweite Runde der Exzellenzinitiative, sondern ist die Frage, wie machen wir danach weiter. Und ich denke, wir können nicht sozusagen endlos Exzellenzinitiativen machen, wir können aber auch nicht die Einrichtungen exzellenter Forschung nach einer zweiten Runde der Exzellenzinitiative alleine lassen und ohne zusätzliche Finanzierung für Forschungsexzellenz lassen. Und daher der Gedanke ist, dass man Forschungsexzellenz danach sozusagen prämiert und nicht mehr im Antragsverfahren, sondern sozusagen die Performance prämiert.

    Himmelrath: Das heißt, das wäre Änderung. Bisher wird ja eine Universität ausgezeichnet, die ein gutes Zukunftskonzept oder nach vorne gerichtetes Konzept vorlegt, dann würde es gehen nach Ihrem Vorschlag um die Leistung, die bereits erbracht wurde?

    Frankenberg: Richtig. Also das ist jetzt auch eine Mischung, das muss man sehen, es wird also gemischt im Grunde genommen die Forschungsperformance, also die Exzellenz, mit dem, was man für die Zukunft beantragt. Und das ist ein sehr aufwendiges Verfahren, und es betrifft ja in der dritten Linie nur ganze Universitäten, und die Cluster betreffen dann Untereinheiten. Mein Vorschlag lautete, dass man danach die Fakultäten für ihre Forschungsleistungen prämiert und alle zehn Jahre evaluiert, also einen ständigen Anreiz für höhere Forschungsleistungen schafft und dazu eine gemischte Finanzierung Bund/Länder einrichtet.

    Himmelrath: Diese Finanzierung, soll die sich orientieren an dem bisherigen Schlüssel der Exzellenzinitiative, wo ja drei Viertel vom Bund kommen, ein Viertel von den Ländern?

    Frankenberg: Ja, das könnte man durchaus so nehmen. 75/25 ist, glaube ich, für diese gezielte sozusagen Forschungsexzellenzförderung ein sehr probater Schlüssel.

    Himmelrath: Für wie groß halten Sie die Chancen, das auch politisch durchzusetzen? Die Exzellenzinitiative wird ja von allen Seiten eigentlich gelobt. Das wird schwer, sich davon zu verabschieden, oder?

    Frankenberg: Also ich kritisiere die Exzellenzinitiative überhaupt nicht, die ist ja auch im Design von mir wesentlich mitgestaltet worden. Aber ich glaube, wir müssen uns Gedanken machen, wie wir langfristig exzellente Forschung in Deutschland belohnen und fördern. Die Exzellenzinitiative hat in den beiden Runden Wesentliches auf den Weg gebracht, einen hohen Motivationsschub erbracht, aber wir können das nicht sozusagen perpetuieren und auf unabsehbare Zeit immer wieder Exzellenzinitiativen fortsetzen. Und daher ist das sozusagen der Gedanke zum Anschluss an die Exzellenzinitiativen. Ich glaube, dass es sehr akzeptabel ist, weil die Chance auf Förderung etwas breiter gestreut wäre, weil auch einzelne Fachbereiche, die exzellent sind, einzelne Fakultäten an Universitäten dann eher eine Förderungschance hätten als jetzt.

    Himmelrath: Würde das nicht teurer für die Länder, wenn sie dann mehr Exzellenz in ihrem jeweiligen Gebiet zu fördern hätten?

    Frankenberg: Es kommt auf die Kriterien an. Es gibt da in Großbritannien so etwas Ähnliches, das allerdings nicht aufbaut, sondern mit die Grundfinanzierung leistet, das ist der Research Assessment Exercise. Und man muss dort ein Punktesystem einführen, und man darf dann wirklich nur wirklich exzellente Forschungsfakultäten honorieren. Das heißt, diejenigen, die dort schlecht abschneiden, kriegen nichts, das ist auch keine Gießkanne.

    Himmelrath: Und das halten Sie für durchsetzbar in Deutschland?

    Frankenberg: Ich halte das für durchsetzbar, weil es ein Verfahren ist, was in der Antragsgestaltung weniger aufwendig ist, was Leistung belohnt und bei dem eigentlich die Chancen, gut abzuschneiden, anders verteilt wären als jetzt, also sozusagen auch geografisch etwas breiter verteilt wären.