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Wirtschaft am Wochenende

Der Verein "Junior Management Academy Krefeld", kurz will Schülern neben dem normalen Unterricht wirtschaftliches Grundwissen vermitteln. In nahezu allen Berufen ist entsprechendes Know-how immer wichtiger, doch im Schulalltag spielte es kaum eine Rolle. Ab April sollen etwa 25 Jugendliche in 220 Unterrichtstunden auf Ausbildung und Studium vorbereitet werden.

Von Stephanie Kowalewski | 23.01.2008
    Mit Gitarrenmusik werden die Besucher in der gut gefüllten Aula des Krefelder Gymnasiums Fabritianum begrüßt. Rund hundert Jugendliche und Eltern sind zum Informationsabend gekommen. Mehr als erwartet, denn es geht um Wirtschaft und zusätzliche Arbeit - beides steht bei vielen jungen Leuten nicht gerade hoch im Kurs.

    Doch hier folgen sie gespannt den Ausführungen von Professor Rolf Nagel von der Fachhochschule Düsseldorf. Gerade erklärt er was die neue Wirtschaftsausbildung für Schüler zu bieten hat. Die Fakten: Zwei Jahre lang, mehrmals im Monat samstagvormittags je vier Stunden Unterricht - zusätzlich zum normalen Schulalltag versteht sich. Da muss der ein oder andere Schüler schon schlucken.

    " Samstags, da hat man natürlich auch andere Dinge zu tun, aber ich meine, bei so einer Bescheinigung und wo man sich auch abheben kann, dass es der Arbeitgeber auch merkt, dass man sich dafür interessiert, da ist das kein Problem.

    Und dann noch irgendwelche Hausaufgaben oder Projekte die da nebenher laufen - da muss man sicherlich Freizeit opfern. Ist es dir aber wert? Ja klar, auf jeden Fall.

    Natürlich ist das viel Arbeit. Aber ich meine, wer was im Leben erreichen will, der muss auch was dafür tun oder? "

    Wirklich abschreckend sind die Rahmenbedingungen also offenbar nicht. Inhaltlich wird es um Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaft und die Kernfelder des Marketings und der Personalwirtschaft gehen, erklärt Prof. Rolf Nagel:

    " Aber wir wollen das vor allem nicht so theoretisch machen sondern verknüpfen mit praktischen Beispielen, mit Erfahrungen aus dem betrieblichen Alltag. Also Schülerinnen und Schüler sollen nachher einfach auch in der Lage sein, zu beantworten, welche Vorteile gibt es eigentlich im internationalen Handel, welche Auswirkungen der Globalisierung haben wir. Solche Fragestellungen wollen wir klären. "

    Für die Junior Management Academy können sich Schüler der Jahrgangsstufe 11 aller weiterführenden Krefelder Schulen mit einem Notendurchschnitt von 2,5 bewerben. Marie, Thomas und Aline wollen in jedem Fall dabei sein.

    " Ich habe noch keine richtig konkrete Ahnung, was ich später machen möchte, und ich denke, dass mir das helfen wird, vielleicht auch da genauere Informationen zu bekommen.

    Ja, ich möchte später Wirtschaftswissenschaft mit dem Schwerpunkt Maschinenbau in Aachen studieren und dann schon mal gucken, wie das ist.

    Ich mache das jetzt nicht nur, damit das nachher in meinem Lebenslauf steht, sondern für mich selber, damit ich weiß, ich habe Ahnung von der Sache. "

    Mit etwas Glück gehören sie zu den 25 Jugendlichen, die ab April lernen, wie ein Betrieb organisiert ist, wann sich Investitionen lohnen und welche Marketingstrategien erfolgreich sind. Den entsprechenden Stoff, sagt Rolf Nagel, vermitteln Dozenten der Fachhochschule Düsseldorf.

    " Wir werden allerdings auch den ein oder anderen Praktiker oder Existenzgründer hinzuziehen, damit eben die Schüler das Gefühl bekommen, dass das nicht wieder nur aus dem schulischen Bereich kommt, sondern dass eine Vernetzung da ist in den betrieblichen Alltagen. "

    So viel geballtes Wissen kann es nicht umsonst geben, sagt der schulische Koordinator Horst Obdenbusch. 50 Euro kostet die wirtschaftliche Ausbildung der Schüler pro Monat. Doch das Projekt soll allen Schülern offen stehen und nicht am Geld scheitern.

    " Ganz wichtig ist uns, dass für diese Schüler, die die Qualität mitbringen, die wir uns erhoffen, die aber das finanziell nicht stemmen können, dass hier die Bürgerstiftung Krefeld einspringen wird und wird eine nennenswerte Zahl an Schülern, wenn sie denn die Bedingungen erfüllen, unterstützen. "

    Immerhin belastet die zweijährige Ausbildung den Familienetat mit insgesamt 1200 Euro. Gut angelegtes Geld meinen diese Mütter und Schüler.

    " Ich denke, es ist die Sache wert. Die Professoren müssen sich ja auch die Zeit nehmen, das Ganze muss vorbereitet werden, das kostet auch viel Geld. Und dann denke ich, es ist eine gute Investition in die Zukunft.

    Ich denke auch, dass es gut angelegtes Geld ist, aber es ist schon ein ganz schöner Batzen, der zusammenkommt und gerade dann, wenn man mehrere Kinder hat.

    Meine Großeltern sowie mein Vater haben sich auf jeden Fall bereit erklärt, das zu finanzieren, weil Bildung, das ist meinen Eltern schon sehr wichtig. "

    Am Ende des Projekts entwickeln die Teilnehmer in Kleingruppen einen Businessplan für ein virtuelles Unternehmen vor der IHK Niederrhein, die das mit einer entsprechenden Bescheinigung anerkennt. Ein nicht unwichtiges Detail, meint der 16-jährige Adrian.

    " Ich denke mal, wenn man dann später neben dem Zeugnis so eine Sache da stehen hat, das ist schon ziemlich cool. Wenn man sich dann eben bewirbt später, dann hilft das ziemlich weiter, weil das ist nicht immer das normale, sondern man hebt sich dann von den anderen ab mit diesem Zeugnis eben. "