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Zwischen Krieg und Gastgeberfreuden

Israel richtet 2013 die U21-Europameisterschaft aus. Entsprechend nervös reagierte der europäische Fußballverband UEFA auf die Eskalation in Gaza. Zwar schweigen derzeit die Waffen. Doch die Raketen der Hamas haben gezeigt, dass auch die Spielorte jederzeit getroffen werden könnten.

Von Robert Hunke | 26.11.2012
    Während letzte Woche Raketen der Hamas Richtung Israel flogen, ging Israels Fußball in der heimischen Ligat Ha#al ganz normal weiter. Bloß keine Schwäche zeigen. Schließlich sind im Heiligen Land bald die jungen Fußballstars aus ganz Europa zu Gast. Im Sommer wird dann die erste Europameisterschaft auf asiatischem Boden stattfinden. Und schon am Mittwoch die Auslosung in Tel Aviv. Cheforganisator ist Ronen Hershco. Er versucht dem Deutschen Fußball Bund und den anderen Teilnehmern die Angst zu nehmen, möchte Israel als ganz normales Mitglied der UEFA darstellen.

    ""Meine Botschaft lautet, auch jetzt, trotz der Unruhen und des Konfliktausbruchs in der letzten Woche: kommen sie her! Wenn sie ein tolles Land sehen wollen, kommen sie. Es ist atemberaubend hier. Was sie hier sehen, bekommen sie nirgendwo sonst zu sehen. Neulich hatten wir sogar eine iranische Mannschaft hier zu Gast. Kommen Sie her und sie werden beste Erfahrungen machen!""

    Was sich anhört wie Werbung für die israelische Tourismusbranche, ist das traditionell positive der Israelis. Ein ganz normaler psychologischer Vorgang, ist man in manchen Teilen des Landes doch regelmäßig dem radikal-islamischen Terror ausgesetzt und froh über jeden friedlichen Café-Besuch.

    Der europäische Fußballverband UEFA reagierte nervös auf die Unruhen der letzten Woche in Israel, sagte ein Europapokalspiel von Bilbao gegen Israels Meister Kiryat Shmona im derzeit sicheren Norden des Landeskurzfristig ab um es dann für Mittwoch wieder neu anzusetzen.
    Aber soll die Uefa Israel die Nachwuchs Europameisterschaft wieder entziehen?

    Zum einen wäre das ein Politikum und zum Anderen gibt es keinen Ersatzausrichter.

    Naiv, findet das der Nahost Experte Marcel Pott. Er hat lange in der Region gelebt und gearbeitet:

    ""Vor dem Hintergrund der Entwicklung und vor dem Hintergrund, dass sich viele arabische Länder im Umbruch befinden, halte ich das für einen naiven Standpunkt. Die Gefahr, dass sich die Lage im arabisch-israelischen Verhältnis zuspitzt, dass dann auch Anschläge durchgeführt werden, die ist einfach zu groß! ""

    Der DFB möchte sich gar nicht äußern, reist am Mittwoch erst mal zur Auslosung nach Tel Aviv. Steht dem israelischen Fußball Verband, den er einst in die UEFA holte, zur Seite.

    Ob die Vergabe des Turnieres in den Nahen Osten eine gute Idee war, hängt nun maßgeblich von politischen Entscheidungen ab.