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10.3.1629 - Vor 375 Jahren

Karl I., König von England, Schottland und Irland, bestieg im Alter von 25 Jahren den Thron. Er trat als absoluter Herrscher an. Aber bereits nach vier Jahren bekam er wegen der angehäuften Schuldenberge seiner Vorgänger Probleme mit dem Parlament. Das Parlament in Westminster war im 17. Jahrhundert ein Beratungsgremium, zusammengesetzt aus Vertretern der Stände. Der König berief das Parlament, wenn er Geld, vor allem zur Kriegführung, brauchte, und er konnte die Parlamentarier nach eigenem Gutdünken wieder nach Hause schicken.

Von Hildegard Wenner | 10.03.2004
    100 Lords saßen beim Amtsantritt von Karl I. im Oberhaus, 500 Männer des Landadels und der freien Berufe im Unterhaus. In dieser Kammer war sowohl der Reichtum des Landes als auch die neue religiöse Richtung, der Puritanismus, in der Mehrheit. Das Unterhaus zeigte Selbstbewusstsein im Umgang mit dem Herrscher: Er bekam die Mittel nicht, die er für seine Hofhaltung und für seine Kriege auf dem europäischen Kontinent benötigte. Außerdem rang das Parlament von 1628 dem jungen König die "Petition of Right" ab. Darin wurden erstmals Bürgerrechte fixiert. Im Einzelnen wurde Karl I. in dieser "Petition of Right" vorgeworfen:

    Der König habe seinen engsten Beraterkreis als Gerichtshof und seine Beamten bis hinunter zu den Friedensrichtern widerrechtlich zur Erhebung von Zwangsanleihen eingesetzt, habe ohne rechtliche Untersuchung Untertanen festgenommen und ihres Besitzes beraubt und sogar ohne Gerichtsurteil Todesurteile ausgesprochen.

    Diese Missstände sollten abgestellt werden, dann erhielte der König die dringend benötigten Mittel für seine Kriegführung gegen Spanien und Frankreich. Karl I. stimmte zu, ließ durch sein Handeln aber erkennen, dass diese Zustimmung nur wegen der Mittelbewilligung erfolgte. Monate später zwangen einige radikale Abgeordnete den Parlamentsvorsitzenden, auf seinem Stuhl über die Sitzungsperiode hinaus sitzen zu bleiben. Daraufhin löste der König am 10. März 1629 das widerspenstige Parlament auf. Elf Jahre lang versuchte er, als Alleinherrscher zu regieren. Um seinen Hofstaat und neue ausländische Kriege finanzieren zu können, erhob der König Zölle und Zwangsabgaben für eingeführte Güter sowie Abgaben für die Kriegsmarine, die bisher nur von den Seestädten bezahlt werden mussten, auch in den Städten fern der Küste. Das kam nicht gut an, und selbst königstreue Lords und reiche Landbesitzer wandten sich vom König ab. In dieser Zeit verließen zwanzigtausend Puritaner, strenggläubige Protestanten, das Land. Auch die Kirchenpolitik Karls I. wurde argwöhnisch beobachtet. Bei seiner Thronbesteigung hatte er die katholische Tochter Heinrichs IV. von Frankreich geheiratet und einen Ehevertrag abgeschlossen, in dem den englischen Katholiken Schutz vor Verfolgung zugesagt wurde. Als Karl I. im ganzen Land eine neue, katholisch inspirierte Liturgie einführen wollte, kam es im calvinistisch strengen Schottland zu Unruhen. Die schottischen Heere drangen in den Norden Englands ein. Der König hatte keine Wahl: er musste nach elf Jahren Alleinherrschaft wieder ein Parlament einberufen. Das sollte ihm die Mittel für einen Krieg gegen Schottland beschaffen. Das 1640 einberufene Parlament erwies sich jedoch als harthörig gegenüber dem König. Im Unterhaus formulierte der Puritaner John Pym als Oppositionsführer die Ziele seiner Fraktion:

    Gleichstellung der Puritaner mit den Anglikanern, Herstellung des Gleichgewichts zwischen Krone und Parlament, Finanzkontrolle durch das Parlament, Abschaffung der königlichen Sondergerichte.

    Das konnte dem König nicht gefallen, und nach nur zweiundzwanzig Tagen löste er das Parlament wieder auf. Es ging als "Das Kurze Parlament" in die britische Geschichtsschreibung ein. Auch das bald darauf einberufene nächste Parlament blieb bei den grundsätzlichen Forderungen nach Mitbestimmung und Gewaltenteilung. 1642 begann der so genannte erste Bürgerkrieg zwischen den königstreuen Kavalieren und den oppositionellen Rundköpfen unter Führung von Oliver Cromwell. Die Armee vertrieb die Königstreuen schließlich 1648 aus dem Parlament, und das Rumpfparlament beschloss, den König wegen Hochverrats anzuklagen. Am 30. Januar 1649 wurde Karl I. hingerichtet. Noch auf dem Schafott rechtfertigte er sich.

    Die Welt weiß, dass ich nie den Krieg mit den beiden Kammern des Parlaments begonnen habe. Und ich rufe Gott zum Zeugen, dass ich nie vorhatte, ihre Privilegien einzuschränken. Sie haben den Streit angefangen.