Wir haben das doch schon mal erlebt. Damals nannte sich das Sowjetunion, heute heißt es Europäische Union. Aber das Prinzip ist das gleiche: Uns werden Meinungen und ein bestimmter Lebensstil aufgezwungen - jedenfalls nicht das, was wir wollen.
Imrich Tarcsi hat in der sozialistischen Tschechoslowakei Landwirtschaft und Viehzucht studiert. Nach der Wende machte er sich als Viehhändler selbständig, heute hat er seine eigene Schweinezucht mit knapp tausend Tieren. Beim EU-Beitritt - davon ist Imrich Tarcsi überzeugt - kann er, kann die Slowakei nur verlieren.
Es sieht nämlich so aus, dass sie uns liquidieren werden. Mit ihren Preisen und allem machen sie unseren kleinen Höfe kaputt, die wir aufgebaut haben. Und dann kommen irgendwelche Dänen, Holländer oder Deutsche, die hier mächtige Farmen aufbauen. Die zerstören dann unsere Umwelt, unser Trinkwasser. Das Abwasser wird in den Boden einsickern, ins Grundwasser. Und wir werden das trinken.
Zur gleichen Zeit in der Hauptstadt Bratislava, dem früheren Pressburg. Junge Frauen in weißen Kitteln ziehen jubelnd durch die Stadt. Es sind Krankenschwestern-Schülerinnen, die ihre bestandene Abschlussprüfung feiern. Sie sind für den Beitritt der Slowakei zur Europäischen Union, ganz klar, sagen sie. Denn dann können wir im Ausland arbeiten. Das bringt uns nur Vorteile.
Die ganz persönlichen Erwartungen, Hoffnungen und Ängste der Slowaken vor dem Beitritt zur EU, sie gehen weit auseinander. Skepsis überwiegt, aber auch die Einsicht, dass der Beitritt eine - wenn auch schmerzhafte - Investition in die Zukunft bedeutet. !Collage-Umfrage:
Es wird gut, wenn sie uns aufnehmen. Ich habe drei Kinder. Ich glaube, sie werden ganz normal in Europa leben. Ich bin schon im Rentenalter, aber auch uns Rentnern wird es schrittweise besser gehen. Wir reihen uns ein bei den anderen europäischen Ländern und europäischen Bürgern. Ich sehe das nur positiv.
Ich sehe Positives für meine Kinder und die kommenden Generationen. Im Moment aber wird es ein harter Wettbewerb für uns Unternehmer. In der europaweiten Konkurrenz zu bestehen, dazu sind wir nicht in der Lage - von unseren Fähigkeiten her, unseren finanziellen Möglichkeiten und Kapazitäten. Wir werden ernste Probleme haben in diesem Wettkampf.
Ich denke, schon aus geografischen Gründen ist der EU-Beitritt unsausweichlich. Es ist nicht gut, wenn wir beitreten, aber schlimmer, wenn wir draußen bleiben. Das kleinere Übel.
Ich erwarte zunächst nichts positives. Das Leben wird sich verteuern, aber meine Kinder werden schon profitieren. Die Anpassung der Preise an das EU-Niveau wird grausam - vor allem für Menschen mit Minimaleinkommen und für Rentner. Aber mit der Zeit wird uns der größere Raum auch größere Möglichkeiten bieten.
Samstag, 17. Mai. Auf dem historischen Hauptplatz von Bratislava hängen neben den slowakischen Fahnen auch die der Europäischen Union. Gelbe Sterne auf blauem Grund wehen vor dem Alten Rathaus. Mit Spannung wartet man auf die Ergebnisse der Volksabstimmung über den EU-Beitritt der Slowakei. Eine große Mehrheit der Bevölkerung hatte sich zwar zuvor in Umfragen für den EU-Beitritt ausgesprochen. Ob aber die von der Verfassung verlangte Beteiligung von 50 Prozent der Wahlberechtigten erreicht würde, das blieb bis zuletzt spannend. Um 18 Uhr 15 betritt ein sichtlich erleichterter Ministerpräsident Mikulas Dzurinda die Bühne.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Slowakischen Republik, zum ersten Mal in der Geschichte unserer Heimat, ist eine Volksabstimmung gültig. Die überwältigende Mehrheit der Bürger hat JA gesagt zum Beiritt der Slowakei in die Europäische Union. Von diesem Platz aus grüße ich alle Bürger unserer Heimat, vor allem jene, die die Verantwortung in die eigenen Hände genommen haben und die verstanden haben, dass es hier nicht um Regierung, Opposition und politische Parteien ging, sondern um unser Land, unseren jungen Staat, unsere Kinder und künftige Generationen.
Die Beteiligung am Referendum hatte knapp über 50 Prozent gelegen. Und: mehr als 92 Prozent der slowakischen Wähler stimmten schließlich für den Beitritt des Landes zur EU. Eine Rekord-Quote im Vergleich zu den bisherigen Volksabstimmungen in anderen Beitrittsländern.
Dabei hatte die Slowakei das Rennen um den EU-Beitritt unter den wohl schlechtesten Bedingungen begonnen. Erst vor zehn Jahren, am 1. Januar 1993, wurde das Land zwischen hoher Tatra und Donau mit seinen 5 Millionen Einwohnern unabhängig. Die Teilung der tschechoslowakischen Föderation, die Trennung von den Tschechen - sie war vor allem das Werk eines Mannes, des Ministerpräsidenten der slowakischen Teilrepublik Vladimir Meciar. Er appellierte an den slowakischen Nationalstolz: Endlich werde die Slowakei die tschechische Vorherrschaft abschütteln, versprach er. Von der Unabhängigkeit werde das Land nur profitieren. Tatsächlich aber verschaffte die Teilung den Tschechen wirtschaftliche Vorteile, die Slowaken hingegen gerieten ins Abseits - wirtschaftlich und politisch.
Denn die Regentschaft von Vladimir Meciar - sie war geprägt von Korruption, Vetternwirtschaft und kriminellen Machenschaften zur Ausschaltung politischer Gegner. Meciar stellte zwar für die Slowakei den Antrag auf Aufnahme in die Europäische Union. Doch seine Politik sorgte dafür, dass das Land für Brüssel zunächst nicht akzeptabel war. Mit Vladimir Meciar gab es keine Beitrittsverhandlungen mit der EU.
Erst nach dessen Abwahl 1998 konnte die Slowakei daran gehen, ihr Image aufzupolieren und den Rückstand aufzuholen. Der christdemokratische Premier Mikulas Dzurinda mit seiner aus fast einem Dutzend Parteien zusammengesetzten Anti-Meciar Koalition beseitigte gesetzliche Diskriminierungen ethnischer Minderheiten, lockte ausländische Investoren ins Land und verlangte von der Bevölkerung große Opfer auf dem Weg in die EU. Mit Spannung wurden daher in Brüssel die slowakischen Wahlen im Herbst 2002 erwartet, bei denen eine Rückkehr der Nationalisten um Meciar an die Macht drohte. In seinen Wahlkampfreden erinnerte Dzurinda an die düstere Atmosphäre der Meciar-Jahre.
Die Slowakei ist heute ein anderes Land als im Jahr 1998. (Applaus) Ihr versteht, dass die Slowakei heute ein viel ruhigeres Land ist. Viel kultivierter. Viel versöhnlicher als noch im Jahr 1998, als wir um die Freiheit der Wahlen fürchten mussten. Um die Freiheit der Medien, als wir abends um halb acht unglaubliche ausgedachte Geschichten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verfolgten, die aus der Werkstatt des Geheimdienstes stammten.
In den Wahlkampf schaltete sich sogar EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen persönlich ein. In einer Grußbotschaft, die per Video auf Dzurindas Wahl-Kundgebungen gezeigt wurde, forderte Verheugen die Slowaken unverblümt auf, die christlich-liberale Regierung im Amt zu bestätigen. Schließlich stehe der EU-Beitritt auf dem Spiel.
Oh ja, ich kann bestätigen, dass wir die Slowakei eingeladen haben, Mitglied der Europäischen Union zu werden. Die Slowakei war extrem erfolgreich in den Verhandlungen. Eduard Kukan war ein sehr harter und erfolgreicher Verhandler. Die Slowakei war in der Lage aufzuholen. Jetzt warten wir auf die Slowakei. Alles ist vorbereitet. Es fehlt nur eines und die slowakischen Bürger haben die Chance, darüber zu entscheiden: Wir brauchen eine stabile Regierung in der Slowakei, die die politischen, demokratischen, wirtschaftlichen und sozialen Reformen fortsetzt und die das Land weiter vorbereiten wird auf die Integration des Landes in die EU und die transatlantischen Strukturen.
Als Nationalpopulist der neuen Generation präsentierte sich der jung-dynamische Rechtsanwalt Robert Fico. Er versuchte die Bürger mit einem "Ja, aber" zur EU zu überzeugen. "Wir treten der Union bei, aber nicht mit nacktem Hintern" - ließ Fico nebst passendem Foto plakatieren. Und in seinen Kundgebungsreden warb er auch um jene, die mit den neuen Zeiten nach der Wende noch nicht ihren Frieden gemacht haben.
Wir wenden uns gegen die Behauptung, dass bis zum Jahr 1989 in der Slowakei ein schwarzes Loch war. Es war kein schwarzes Loch. Die Menschen haben gearbeitet und geschuftet. Hätten sie das nicht getan, gäbe es heute nichts, woran die Slowakei anknüpfen könnte. Dreizehn Jahre ist hier alles ausgeplündert worden. Das muss eine reiche Slowakei gewesen sein im Jahr 1989, wenn sie dreizehn Jahre Raub überstanden hat! Unsere Partei wird alles ehren, was die Menschen bis zum Jahr 1989 geschafft haben.
Robert Ficos Rechnung aber ging nicht auf. Mikulas Dzurinda wurde im Herbst überraschend deutlich bestätigt. Und die Slowakei rückte beim großen Erweiterungsgipfel der EU - im Dezember in Kopenhagen - endgültig auf in den Kreis jener zehn Länder, die am 1. Mai 2004 der EU beitreten sollen.
Eine weißgekachelte Fabrikhalle in der westslowakischen Kleinstadt Trnava. Es ist unerträglich heiß. Über ein ratterndes Förderband wandern kleine dunkle Bonbons quer durch den Raum bis zu einer Verpackungsmaschine. Die Frauen, die Bonbons und Lutscher in Kisten verpacken tragen weiße Mützen. Miteinander reden kann man nicht in diesem Lärm.
Die Schokoladen- und Süßwaren-Fabrik Figaro in Trnava gehört zu den Traditionsbetrieben der sozialistischen Tschechoslowakei. Mittlerweile ist sie Teil einer Holding, die auch die Nachbarländer Tschechien, Polen und Ungarn mit Schokolade und Müsli-Riegeln versorgt. "Größter slowakischer Süßwarenproduzent nennt sich das Unternehmen" stolz. Doch das heißt nicht viel, gesteht Jozef Trnovec, der Marketing-Direktor:
Wir werden von zwei Seiten angegriffen. Auf der einen Seite die Global Player. Die haben Produkte mit guter Qualität, sind aber sehr teuer. Sie werden sehr stark mit Werbung unterstützt. Von der anderen Seite greifen uns die Produzenten aus Rumänien und der Türkei an mit sehr billigen und oft sehr schlechten Waren. Aber wegen der niedrigen Kaufkraft - speziell hier in der Slowakei, aber auch in Polen - sind sie durchaus erfolgreich. Wir stecken also zwischen Walzen.
Der Lebensmittelmarkt ist hart umkämpft. Überall in der Slowakei entstehen gigantische Einkaufszentren mit Supermärkten westeuropäischer Ketten: Kaufland aus Deutschland, Carrefour aus Frankreich, Tesco aus Großbritannien. Und die haben natürlich vor allem ihre eigenen Produkte im Sortiment.
Figaro und die anderen Marken der slowakischen Zuckerwarenproduzenten präsentieren sich - mit EU-Unterstützung - auch auf der Grünen Woche in Berlin und anderen Messen im Westen. Aber dass sich mit dem EU-Beitritt der Slowakei plötzlich gigantische Märkte für slowakische Bonbons auftun würden, das glaubt Jozef Trnovec nicht. Schon die Markteinführung wäre unbezahlbar, sagt er: Werbung, Image-Kampagnen und so weiter. Stattdessen wird sich der Wettbewerbsdruck im eigenen Land erhöhen - und mit den steigenden Gehältern fällt ein wesentlicher Standortfaktor weg, die billige Arbeitskraft der Slowaken:
Jede Änderung - und diese hier wird sehr schnell und radikal - bringt Vorteile und Risiken. Es wird sich die Kaufkraft verändern, die Preise werden steigen und sich schrittweise dem EU-Niveau annähern. Die Löhne werden steigen, auch bei unseren Beschäftigten. Und darauf stellen wir uns ein. Aber ich sage: wir gehen da konstruktiv ran. In diesem Jahr haben wir die Arbeitsproduktivität erhöht, wir haben in neue Maschinen investiert - einige Millionen Euro. Früher haben da 40 Leute gearbeitet und jetzt sind es nur noch acht. Das heißt wir senken die Zahl der Beschäftigten. Das ist der einzige Weg, die Konkurrenzfähigkeit zu erhalten.
Die Anpassung an westliche Produktionsweisen, sie trägt zunächst zur wachsenden Arbeitslosigkeit bei. In der Slowakei liegt die Quote bei 20 Prozent. Das ist europäischer Rekord. Vor allem junge Leute sehen da keine Perspektive mehr im eigenen Land und betrachten den EU-Beitritt auch als Chance, anderswo in Europa Arbeit suchen zu können.
Die Slowakei ist ein multiethnischer Staat. Zehn Prozent der Bevölkerung sind Ungarn, mindestens weitere zehn Prozent sind Roma. Während die Ungarn in den südslowakischen Regionen weitgehend problemlos mit den slowakischen Nachbarn zusammenleben - und über ihre "Partei der ungarischen Koalition" sogar an der Regierung in Bratislava beteiligt sind - ist die Lage der meisten Roma schlicht trostlos. Ausgegrenzt leben sie in Plattenbausiedlungen am Rande der Städte oder in Wellblechhütten, die an Slums in der Dritten Welt erinnern. Die meisten Roma haben nach der Wende ihre Arbeit verloren, Bildungsmöglichkeiten existieren kaum oder werden nicht wahrgenommen. Traditionelle Strukturen verhindern die Integration in die Mehrheitsgesellschaft. Immer wieder werden Roma in der Slowakei Opfer von rassistischer Gewalt und Diskriminierung auch durch staatliche Stellen.
Die Europäische Union drängt die slowakische Regierung, gegen die soziale Notlage und Perspektivlosigkeit der fast 600.000 Roma aktiv zu werden und finanziert entsprechende Projekte. Einige Initiativen gibt es bereits: Eine Roma-Beauftragte der Regierung, Beratungsstellen, Sozialarbeiter, Bemühungen um die Anerkennung der Roma-Sprache bei Ämtern und Behörden. Aber nur selten wird die Eigeninitiative der Roma gefordert und gefördert.
Das Dörfchen Zehra, idyllisch gelegen unter der Zipser Burg in der Mittelslowakei. In vier Reihen stehen hier frische Rohbauten, einige der Häuser haben bereits einen Dachstuhl, Nägel werden eingeschlagen, der Zementmischer läuft:
Was wir hier tun, das finde ich gut. Diese Häuser werden unsere sein. Wir graben, wir bauen Dächer, alles was man so braucht. Von morgens 6 Uhr bis nachmittags um 17 Uhr arbeiten wir hier, jeden Tag, auch samstags.
Die Männer aus der Elendssiedlung auf der anderen Seite der Straße bauen selbst jene Häuser, in die sie zusammen mit ihren Familien einziehen wollen.
In den alten Hütten, da wohnen wir mit sieben bis acht Leuten. Holzhütten sind das. Wenn es regnet, dann läuft das Wasser rein, mit dem Lehm vom Acker. Und wenn es über Nacht regnet, dann darf man nicht einschlafen, denn das Wasser könnte uns wegspülen. Deshalb freuen wir uns auf die neuen Häuser.
Zu über 90 Prozent sind die Roma von Zehra arbeitslos, wie überall in der Slowakei. Dass sie ihre künftigen Häuser selbst bauen, macht also Sinn - und spart der Gemeinde Kosten. 20 Prozent der Baukosten von insgesamt 500.000 Euro bringen die Roma durch ihre Arbeit selbst auf. Der Rest kommt von der Regierung aus Bratislava, die wiederum EU-Gelder für Roma-Projekte bekommt. Doch es geht bei der Eigenbeteiligung nicht nur ums Geld, sagt Bürgermeister Josef Mizigar, der selbst ein Rom ist und aus einer der Hüttensiedlungen stammt:
Jeder weiß, dass die Roma ihre Wohnungen verwüsten. Deshalb versuchen wir, dass die Roma fühlen was es heißt, für das eigene Haus arbeiten zu müssen. Wenn er eine fertige Wohnung bekommt, dann betrinkt er sich und verwüstet alles. Wenn er aber weiß, dass er dafür hart gearbeitet hat, dann wird es schätzen, wird verstehen, dass es sein eigenes ist.
Die neuen Häuser entstehen neben den Plattenbauten aus den achtziger Jahren. Auch hier leben Roma. Das Ghetto-Dasein außerhalb des Dorfes der weißen Slowaken wird also nicht aufgehoben. Dennoch erwartet Bürgermeister Jozef Mizigar viel von dem Ende der Hüttensiedlung, auch eine Verbesserung der Bildungschancen.
Unsere Kinder gehen in den Kindergarten. Die aus den Plattenbauten, die wissen noch am Abend was sie tagsüber gelernt haben. Aber das Kind aus der Holzhütte, das erinnert sich an nichts und kann noch nicht einmal bis Zehn zählen.
Josef Mizigar ist einer von nur sechs Roma-Bürgermeistern in der ganzen Slowakei, 1989 gewählt von der zu zwei Dritteln aus Roma bestehenden Dorfbevölkerung von Zehra. Bei den Weißen musste er anfangs sehr um Anerkennung kämpfen. Seit zwei Jahren grüßen sie mich wenigstens, sagt er.
Die Roma aber sind stolz auf ihn. Und die Regierung in Bratislava sieht den Häuserbau in Zehra gar als Vorzeigeprojekt. Premierminister Mikulas Dzurinda hat sogar einmal EU-Erweiterungskommission Günter Verheugen hierher geführt, um zu zeigen, dass die Fördergelder aus Brüssel gut angelegt sind. Die Bauarbeiter erinnern sich:
Auch der Ministerpräsident Dzurinda war hier und hat gesagt, wenn wir uns anstrengen, dann wird er auch er sich anstrengen und uns helfen. Wenn wir uns also bemühen, dann tut es auch Herr Dzurinda und Josef Mizigar, unser Bürgermeister. Der nämlich nutzt alle Möglichkeiten die sich bieten, das ist wirklich ein guter Bürgermeister.
Es sind Projekte wie diese, die Hoffnung machen. Und die Europäische Union hat ein vitales Interesse daran, dass sie erfolgreich sind. Denn seit Jahren versuchen die slowakischen Roma zu Tausenden, in westeuropäische Länder zu emigrieren. Meist erfolglos, ihre Asylanträge werden abgelehnt. Doch auch die Roma werden nach dem EU-Beitritt der Slowakei im kommenden Jahr Bürger der Europäischen Union sein. Wenn sie bis dahin keine Perspektive in ihrem eigenen Land sehen, dann kann sie niemand mehr davon abhalten, in anderen EU-Ländern ihr Glück zu suchen.
Link: 10 plus - ein Europa
Imrich Tarcsi hat in der sozialistischen Tschechoslowakei Landwirtschaft und Viehzucht studiert. Nach der Wende machte er sich als Viehhändler selbständig, heute hat er seine eigene Schweinezucht mit knapp tausend Tieren. Beim EU-Beitritt - davon ist Imrich Tarcsi überzeugt - kann er, kann die Slowakei nur verlieren.
Es sieht nämlich so aus, dass sie uns liquidieren werden. Mit ihren Preisen und allem machen sie unseren kleinen Höfe kaputt, die wir aufgebaut haben. Und dann kommen irgendwelche Dänen, Holländer oder Deutsche, die hier mächtige Farmen aufbauen. Die zerstören dann unsere Umwelt, unser Trinkwasser. Das Abwasser wird in den Boden einsickern, ins Grundwasser. Und wir werden das trinken.
Zur gleichen Zeit in der Hauptstadt Bratislava, dem früheren Pressburg. Junge Frauen in weißen Kitteln ziehen jubelnd durch die Stadt. Es sind Krankenschwestern-Schülerinnen, die ihre bestandene Abschlussprüfung feiern. Sie sind für den Beitritt der Slowakei zur Europäischen Union, ganz klar, sagen sie. Denn dann können wir im Ausland arbeiten. Das bringt uns nur Vorteile.
Die ganz persönlichen Erwartungen, Hoffnungen und Ängste der Slowaken vor dem Beitritt zur EU, sie gehen weit auseinander. Skepsis überwiegt, aber auch die Einsicht, dass der Beitritt eine - wenn auch schmerzhafte - Investition in die Zukunft bedeutet. !Collage-Umfrage:
Es wird gut, wenn sie uns aufnehmen. Ich habe drei Kinder. Ich glaube, sie werden ganz normal in Europa leben. Ich bin schon im Rentenalter, aber auch uns Rentnern wird es schrittweise besser gehen. Wir reihen uns ein bei den anderen europäischen Ländern und europäischen Bürgern. Ich sehe das nur positiv.
Ich sehe Positives für meine Kinder und die kommenden Generationen. Im Moment aber wird es ein harter Wettbewerb für uns Unternehmer. In der europaweiten Konkurrenz zu bestehen, dazu sind wir nicht in der Lage - von unseren Fähigkeiten her, unseren finanziellen Möglichkeiten und Kapazitäten. Wir werden ernste Probleme haben in diesem Wettkampf.
Ich denke, schon aus geografischen Gründen ist der EU-Beitritt unsausweichlich. Es ist nicht gut, wenn wir beitreten, aber schlimmer, wenn wir draußen bleiben. Das kleinere Übel.
Ich erwarte zunächst nichts positives. Das Leben wird sich verteuern, aber meine Kinder werden schon profitieren. Die Anpassung der Preise an das EU-Niveau wird grausam - vor allem für Menschen mit Minimaleinkommen und für Rentner. Aber mit der Zeit wird uns der größere Raum auch größere Möglichkeiten bieten.
Samstag, 17. Mai. Auf dem historischen Hauptplatz von Bratislava hängen neben den slowakischen Fahnen auch die der Europäischen Union. Gelbe Sterne auf blauem Grund wehen vor dem Alten Rathaus. Mit Spannung wartet man auf die Ergebnisse der Volksabstimmung über den EU-Beitritt der Slowakei. Eine große Mehrheit der Bevölkerung hatte sich zwar zuvor in Umfragen für den EU-Beitritt ausgesprochen. Ob aber die von der Verfassung verlangte Beteiligung von 50 Prozent der Wahlberechtigten erreicht würde, das blieb bis zuletzt spannend. Um 18 Uhr 15 betritt ein sichtlich erleichterter Ministerpräsident Mikulas Dzurinda die Bühne.
Zum ersten Mal in der Geschichte der Slowakischen Republik, zum ersten Mal in der Geschichte unserer Heimat, ist eine Volksabstimmung gültig. Die überwältigende Mehrheit der Bürger hat JA gesagt zum Beiritt der Slowakei in die Europäische Union. Von diesem Platz aus grüße ich alle Bürger unserer Heimat, vor allem jene, die die Verantwortung in die eigenen Hände genommen haben und die verstanden haben, dass es hier nicht um Regierung, Opposition und politische Parteien ging, sondern um unser Land, unseren jungen Staat, unsere Kinder und künftige Generationen.
Die Beteiligung am Referendum hatte knapp über 50 Prozent gelegen. Und: mehr als 92 Prozent der slowakischen Wähler stimmten schließlich für den Beitritt des Landes zur EU. Eine Rekord-Quote im Vergleich zu den bisherigen Volksabstimmungen in anderen Beitrittsländern.
Dabei hatte die Slowakei das Rennen um den EU-Beitritt unter den wohl schlechtesten Bedingungen begonnen. Erst vor zehn Jahren, am 1. Januar 1993, wurde das Land zwischen hoher Tatra und Donau mit seinen 5 Millionen Einwohnern unabhängig. Die Teilung der tschechoslowakischen Föderation, die Trennung von den Tschechen - sie war vor allem das Werk eines Mannes, des Ministerpräsidenten der slowakischen Teilrepublik Vladimir Meciar. Er appellierte an den slowakischen Nationalstolz: Endlich werde die Slowakei die tschechische Vorherrschaft abschütteln, versprach er. Von der Unabhängigkeit werde das Land nur profitieren. Tatsächlich aber verschaffte die Teilung den Tschechen wirtschaftliche Vorteile, die Slowaken hingegen gerieten ins Abseits - wirtschaftlich und politisch.
Denn die Regentschaft von Vladimir Meciar - sie war geprägt von Korruption, Vetternwirtschaft und kriminellen Machenschaften zur Ausschaltung politischer Gegner. Meciar stellte zwar für die Slowakei den Antrag auf Aufnahme in die Europäische Union. Doch seine Politik sorgte dafür, dass das Land für Brüssel zunächst nicht akzeptabel war. Mit Vladimir Meciar gab es keine Beitrittsverhandlungen mit der EU.
Erst nach dessen Abwahl 1998 konnte die Slowakei daran gehen, ihr Image aufzupolieren und den Rückstand aufzuholen. Der christdemokratische Premier Mikulas Dzurinda mit seiner aus fast einem Dutzend Parteien zusammengesetzten Anti-Meciar Koalition beseitigte gesetzliche Diskriminierungen ethnischer Minderheiten, lockte ausländische Investoren ins Land und verlangte von der Bevölkerung große Opfer auf dem Weg in die EU. Mit Spannung wurden daher in Brüssel die slowakischen Wahlen im Herbst 2002 erwartet, bei denen eine Rückkehr der Nationalisten um Meciar an die Macht drohte. In seinen Wahlkampfreden erinnerte Dzurinda an die düstere Atmosphäre der Meciar-Jahre.
Die Slowakei ist heute ein anderes Land als im Jahr 1998. (Applaus) Ihr versteht, dass die Slowakei heute ein viel ruhigeres Land ist. Viel kultivierter. Viel versöhnlicher als noch im Jahr 1998, als wir um die Freiheit der Wahlen fürchten mussten. Um die Freiheit der Medien, als wir abends um halb acht unglaubliche ausgedachte Geschichten im öffentlich-rechtlichen Fernsehen verfolgten, die aus der Werkstatt des Geheimdienstes stammten.
In den Wahlkampf schaltete sich sogar EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen persönlich ein. In einer Grußbotschaft, die per Video auf Dzurindas Wahl-Kundgebungen gezeigt wurde, forderte Verheugen die Slowaken unverblümt auf, die christlich-liberale Regierung im Amt zu bestätigen. Schließlich stehe der EU-Beitritt auf dem Spiel.
Oh ja, ich kann bestätigen, dass wir die Slowakei eingeladen haben, Mitglied der Europäischen Union zu werden. Die Slowakei war extrem erfolgreich in den Verhandlungen. Eduard Kukan war ein sehr harter und erfolgreicher Verhandler. Die Slowakei war in der Lage aufzuholen. Jetzt warten wir auf die Slowakei. Alles ist vorbereitet. Es fehlt nur eines und die slowakischen Bürger haben die Chance, darüber zu entscheiden: Wir brauchen eine stabile Regierung in der Slowakei, die die politischen, demokratischen, wirtschaftlichen und sozialen Reformen fortsetzt und die das Land weiter vorbereiten wird auf die Integration des Landes in die EU und die transatlantischen Strukturen.
Als Nationalpopulist der neuen Generation präsentierte sich der jung-dynamische Rechtsanwalt Robert Fico. Er versuchte die Bürger mit einem "Ja, aber" zur EU zu überzeugen. "Wir treten der Union bei, aber nicht mit nacktem Hintern" - ließ Fico nebst passendem Foto plakatieren. Und in seinen Kundgebungsreden warb er auch um jene, die mit den neuen Zeiten nach der Wende noch nicht ihren Frieden gemacht haben.
Wir wenden uns gegen die Behauptung, dass bis zum Jahr 1989 in der Slowakei ein schwarzes Loch war. Es war kein schwarzes Loch. Die Menschen haben gearbeitet und geschuftet. Hätten sie das nicht getan, gäbe es heute nichts, woran die Slowakei anknüpfen könnte. Dreizehn Jahre ist hier alles ausgeplündert worden. Das muss eine reiche Slowakei gewesen sein im Jahr 1989, wenn sie dreizehn Jahre Raub überstanden hat! Unsere Partei wird alles ehren, was die Menschen bis zum Jahr 1989 geschafft haben.
Robert Ficos Rechnung aber ging nicht auf. Mikulas Dzurinda wurde im Herbst überraschend deutlich bestätigt. Und die Slowakei rückte beim großen Erweiterungsgipfel der EU - im Dezember in Kopenhagen - endgültig auf in den Kreis jener zehn Länder, die am 1. Mai 2004 der EU beitreten sollen.
Eine weißgekachelte Fabrikhalle in der westslowakischen Kleinstadt Trnava. Es ist unerträglich heiß. Über ein ratterndes Förderband wandern kleine dunkle Bonbons quer durch den Raum bis zu einer Verpackungsmaschine. Die Frauen, die Bonbons und Lutscher in Kisten verpacken tragen weiße Mützen. Miteinander reden kann man nicht in diesem Lärm.
Die Schokoladen- und Süßwaren-Fabrik Figaro in Trnava gehört zu den Traditionsbetrieben der sozialistischen Tschechoslowakei. Mittlerweile ist sie Teil einer Holding, die auch die Nachbarländer Tschechien, Polen und Ungarn mit Schokolade und Müsli-Riegeln versorgt. "Größter slowakischer Süßwarenproduzent nennt sich das Unternehmen" stolz. Doch das heißt nicht viel, gesteht Jozef Trnovec, der Marketing-Direktor:
Wir werden von zwei Seiten angegriffen. Auf der einen Seite die Global Player. Die haben Produkte mit guter Qualität, sind aber sehr teuer. Sie werden sehr stark mit Werbung unterstützt. Von der anderen Seite greifen uns die Produzenten aus Rumänien und der Türkei an mit sehr billigen und oft sehr schlechten Waren. Aber wegen der niedrigen Kaufkraft - speziell hier in der Slowakei, aber auch in Polen - sind sie durchaus erfolgreich. Wir stecken also zwischen Walzen.
Der Lebensmittelmarkt ist hart umkämpft. Überall in der Slowakei entstehen gigantische Einkaufszentren mit Supermärkten westeuropäischer Ketten: Kaufland aus Deutschland, Carrefour aus Frankreich, Tesco aus Großbritannien. Und die haben natürlich vor allem ihre eigenen Produkte im Sortiment.
Figaro und die anderen Marken der slowakischen Zuckerwarenproduzenten präsentieren sich - mit EU-Unterstützung - auch auf der Grünen Woche in Berlin und anderen Messen im Westen. Aber dass sich mit dem EU-Beitritt der Slowakei plötzlich gigantische Märkte für slowakische Bonbons auftun würden, das glaubt Jozef Trnovec nicht. Schon die Markteinführung wäre unbezahlbar, sagt er: Werbung, Image-Kampagnen und so weiter. Stattdessen wird sich der Wettbewerbsdruck im eigenen Land erhöhen - und mit den steigenden Gehältern fällt ein wesentlicher Standortfaktor weg, die billige Arbeitskraft der Slowaken:
Jede Änderung - und diese hier wird sehr schnell und radikal - bringt Vorteile und Risiken. Es wird sich die Kaufkraft verändern, die Preise werden steigen und sich schrittweise dem EU-Niveau annähern. Die Löhne werden steigen, auch bei unseren Beschäftigten. Und darauf stellen wir uns ein. Aber ich sage: wir gehen da konstruktiv ran. In diesem Jahr haben wir die Arbeitsproduktivität erhöht, wir haben in neue Maschinen investiert - einige Millionen Euro. Früher haben da 40 Leute gearbeitet und jetzt sind es nur noch acht. Das heißt wir senken die Zahl der Beschäftigten. Das ist der einzige Weg, die Konkurrenzfähigkeit zu erhalten.
Die Anpassung an westliche Produktionsweisen, sie trägt zunächst zur wachsenden Arbeitslosigkeit bei. In der Slowakei liegt die Quote bei 20 Prozent. Das ist europäischer Rekord. Vor allem junge Leute sehen da keine Perspektive mehr im eigenen Land und betrachten den EU-Beitritt auch als Chance, anderswo in Europa Arbeit suchen zu können.
Die Slowakei ist ein multiethnischer Staat. Zehn Prozent der Bevölkerung sind Ungarn, mindestens weitere zehn Prozent sind Roma. Während die Ungarn in den südslowakischen Regionen weitgehend problemlos mit den slowakischen Nachbarn zusammenleben - und über ihre "Partei der ungarischen Koalition" sogar an der Regierung in Bratislava beteiligt sind - ist die Lage der meisten Roma schlicht trostlos. Ausgegrenzt leben sie in Plattenbausiedlungen am Rande der Städte oder in Wellblechhütten, die an Slums in der Dritten Welt erinnern. Die meisten Roma haben nach der Wende ihre Arbeit verloren, Bildungsmöglichkeiten existieren kaum oder werden nicht wahrgenommen. Traditionelle Strukturen verhindern die Integration in die Mehrheitsgesellschaft. Immer wieder werden Roma in der Slowakei Opfer von rassistischer Gewalt und Diskriminierung auch durch staatliche Stellen.
Die Europäische Union drängt die slowakische Regierung, gegen die soziale Notlage und Perspektivlosigkeit der fast 600.000 Roma aktiv zu werden und finanziert entsprechende Projekte. Einige Initiativen gibt es bereits: Eine Roma-Beauftragte der Regierung, Beratungsstellen, Sozialarbeiter, Bemühungen um die Anerkennung der Roma-Sprache bei Ämtern und Behörden. Aber nur selten wird die Eigeninitiative der Roma gefordert und gefördert.
Das Dörfchen Zehra, idyllisch gelegen unter der Zipser Burg in der Mittelslowakei. In vier Reihen stehen hier frische Rohbauten, einige der Häuser haben bereits einen Dachstuhl, Nägel werden eingeschlagen, der Zementmischer läuft:
Was wir hier tun, das finde ich gut. Diese Häuser werden unsere sein. Wir graben, wir bauen Dächer, alles was man so braucht. Von morgens 6 Uhr bis nachmittags um 17 Uhr arbeiten wir hier, jeden Tag, auch samstags.
Die Männer aus der Elendssiedlung auf der anderen Seite der Straße bauen selbst jene Häuser, in die sie zusammen mit ihren Familien einziehen wollen.
In den alten Hütten, da wohnen wir mit sieben bis acht Leuten. Holzhütten sind das. Wenn es regnet, dann läuft das Wasser rein, mit dem Lehm vom Acker. Und wenn es über Nacht regnet, dann darf man nicht einschlafen, denn das Wasser könnte uns wegspülen. Deshalb freuen wir uns auf die neuen Häuser.
Zu über 90 Prozent sind die Roma von Zehra arbeitslos, wie überall in der Slowakei. Dass sie ihre künftigen Häuser selbst bauen, macht also Sinn - und spart der Gemeinde Kosten. 20 Prozent der Baukosten von insgesamt 500.000 Euro bringen die Roma durch ihre Arbeit selbst auf. Der Rest kommt von der Regierung aus Bratislava, die wiederum EU-Gelder für Roma-Projekte bekommt. Doch es geht bei der Eigenbeteiligung nicht nur ums Geld, sagt Bürgermeister Josef Mizigar, der selbst ein Rom ist und aus einer der Hüttensiedlungen stammt:
Jeder weiß, dass die Roma ihre Wohnungen verwüsten. Deshalb versuchen wir, dass die Roma fühlen was es heißt, für das eigene Haus arbeiten zu müssen. Wenn er eine fertige Wohnung bekommt, dann betrinkt er sich und verwüstet alles. Wenn er aber weiß, dass er dafür hart gearbeitet hat, dann wird es schätzen, wird verstehen, dass es sein eigenes ist.
Die neuen Häuser entstehen neben den Plattenbauten aus den achtziger Jahren. Auch hier leben Roma. Das Ghetto-Dasein außerhalb des Dorfes der weißen Slowaken wird also nicht aufgehoben. Dennoch erwartet Bürgermeister Jozef Mizigar viel von dem Ende der Hüttensiedlung, auch eine Verbesserung der Bildungschancen.
Unsere Kinder gehen in den Kindergarten. Die aus den Plattenbauten, die wissen noch am Abend was sie tagsüber gelernt haben. Aber das Kind aus der Holzhütte, das erinnert sich an nichts und kann noch nicht einmal bis Zehn zählen.
Josef Mizigar ist einer von nur sechs Roma-Bürgermeistern in der ganzen Slowakei, 1989 gewählt von der zu zwei Dritteln aus Roma bestehenden Dorfbevölkerung von Zehra. Bei den Weißen musste er anfangs sehr um Anerkennung kämpfen. Seit zwei Jahren grüßen sie mich wenigstens, sagt er.
Die Roma aber sind stolz auf ihn. Und die Regierung in Bratislava sieht den Häuserbau in Zehra gar als Vorzeigeprojekt. Premierminister Mikulas Dzurinda hat sogar einmal EU-Erweiterungskommission Günter Verheugen hierher geführt, um zu zeigen, dass die Fördergelder aus Brüssel gut angelegt sind. Die Bauarbeiter erinnern sich:
Auch der Ministerpräsident Dzurinda war hier und hat gesagt, wenn wir uns anstrengen, dann wird er auch er sich anstrengen und uns helfen. Wenn wir uns also bemühen, dann tut es auch Herr Dzurinda und Josef Mizigar, unser Bürgermeister. Der nämlich nutzt alle Möglichkeiten die sich bieten, das ist wirklich ein guter Bürgermeister.
Es sind Projekte wie diese, die Hoffnung machen. Und die Europäische Union hat ein vitales Interesse daran, dass sie erfolgreich sind. Denn seit Jahren versuchen die slowakischen Roma zu Tausenden, in westeuropäische Länder zu emigrieren. Meist erfolglos, ihre Asylanträge werden abgelehnt. Doch auch die Roma werden nach dem EU-Beitritt der Slowakei im kommenden Jahr Bürger der Europäischen Union sein. Wenn sie bis dahin keine Perspektive in ihrem eigenen Land sehen, dann kann sie niemand mehr davon abhalten, in anderen EU-Ländern ihr Glück zu suchen.
Link: 10 plus - ein Europa