100 Gasanbieter im Vergleich

Britta Fecke: Die Gaskunden können sich in Deutschland wohl noch einige Jahre über stabile oder sogar sinkende Erdgaspreise freuen, denn das Angebot auf dem Weltmarkt ist günstig für den kleinen Kunden, der nur Herd und Heizung befeuern will. Durch die Weltwirtschaftskrise ist nämlich der Verbrauch in großen Industrieanlagen zurückgegangen. Experten nehmen an, dass die Gasnachfrage in den Industrieländern erst in einigen Jahren wieder so hoch sein wird wie vor der Krise. Außerdem ist China bisher noch kein wichtiger Gasimporteur und so können die Kunden in Europa profitieren. Allerdings gibt es auch hier Unterschiede, je nachdem welchen Anbieter der Kunde wählt. Mit der Liberalisierung des Gasmarktes ist das Angebot besser, aber auch etwas unübersichtlicher geworden. Bei der Auswahl könnte jetzt eine Studie des unabhängigen Verbraucherportals Verivox helfen. - Ich bin jetzt verbunden mit Jürgen Scheurer, er ist Energieexperte bei Verivox. Herr Scheurer, mit welchen Verfahren beziehungsweise nach welchen Kriterien wurden denn die Gastarife untersucht?

Jürgen Scheurer: Wir haben in unserer Gas-Servicestudie die 100 wichtigsten Anbieter analysiert, und zwar nach Vertragsgestaltung und Servicequalität. Die beiden Kriterien haben wir untersucht und haben festgestellt, dass beides auch an Bedeutung gewinnt für die Gasanbieter.

Fecke: Sie sprachen jetzt gerade an: Gastarife und auch die Kundenbetreuung spielt eine Rolle. Worauf muss ich denn beim Gastarif achten?

Scheurer: Nach wie vor ist es so, dass bei der Wahl des Anbieters und eines Tarifs natürlich der Preis im Vordergrund steht. Aber faire Vertragsbedingungen und Kundenfreundlichkeit sind weitere wichtige Faktoren, und mit unserer Verivox-Gas-Servicestudie möchten wir den Verbrauchern ermöglichen, sich in diesem Bereich schnell und verlässlich zu informieren.

Fecke: Worauf kommt es denn dabei an, wenn es heißt, der Tarif soll günstig sein? Geht es darum, wie schnell ich den Tarif wechseln kann, oder wie lange mir eine Garantie gegeben wird auf einen Festpreis?

Scheurer: Der ideale Gastarif hat eine kurze Laufzeit, er ist jederzeit kündbar und bietet langfristige Preisstabilität. Zusätzlich ist dann ein gut gestaltetes Kundenportal mit ausführlichen Informationen und vielen Zusatzfunktionen natürlich interessant. Es sollte auch für Rückfragen eine kostenlose Hotline mit entsprechendem Servicepersonal zur Verfügung stehen.

Fecke: Zu welchem Ergebnis sind Sie in der Studie denn gekommen?

Scheurer: Wir sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der verschärfte Wettbewerb auf dem Gasmarkt nicht unbedingt auf Kosten von Kundenservice und Vertragsgestaltung gehen muss. Die Gasversorger haben offensichtlich erkannt, dass beides wichtige Produktmerkmale sind, die genauso wie der Preis attraktiv gestaltet werden müssen. Im Bereich Service haben mehr als zwei Drittel, rund 67 Prozent die Note "sehr gut" und "gut" erhalten. Ein Großteil der Gasversorger bietet telefonischen Kontakt zum Null- oder Ortstarif und gute telefonische Beratungsleistungen. Wo noch Nachbesserungen möglich sind, ist insbesondere in der schriftlichen Kommunikation. Da könnten die Gasversorger durchaus noch in geschultes Personal mit entsprechender Schriftkompetenz investieren. Bei der Vertragsgestaltung zeigt sich auch ein positives Gesamtbild, denn dort hat die Hälfte aller untersuchten Tarife die Note "sehr gut" oder "gut" erhalten. Schlechter bewertete Tarife unterscheiden sich vor allem durch eben längere Laufzeiten oder fehlende Preisgarantien.

Fecke: Wie viele Anbieter haben Sie getestet?

Scheurer: Wir haben wie gesagt die 100 Wichtigsten getestet. Es ist so, dass wir das nach einem bestimmten Verfahren auswählen, das sich in der Vergangenheit schon bewährt hat. Aus diesen 100 haben wir dann die Untersuchung dargestellt.

Fecke: Also relativ gute Ergebnisse. Das ist erfreulich für die Gaskunden. - Jürgen Scheurer war das vom Verbraucherportal Verivox.