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11.6.1979 - Vor 25 Jahren

Als John Wayne für den legendären Film "Stagecoach" mit einem Überzeugungstäter wie dem Regisseur John Ford zusammentraf, musste es einfach für beide zum künstlerischen Durchbruch kommen und zu einem Oscar-Regen - allerdings nicht für den Haudegen. Das war 1939. Unerbittlich, wie sich Wayne hier in der Rolle des Outlaw Ringo Kid auf eigene Faust die Mörder seines Bruders vorknöpft, verfolgte der unerschütterliche Verfechter des amerikanischen Traums und erzkonservative Archetyp auch danach in über zweihundert Filmen seine Law-and-order-Politik, versagte weder Barry Goldwater seine Freundschaft noch dem Vietnamkrieg seine Gefolgschaft. Noch in seinen späten selbst produzierten Filmen "The Alamo" und "The Green Berets" konnte es Wayne nicht lassen, seine politische Botschaft im Propagandaton von der Leinwand zu verkünden. Zuletzt legte er dem legendären Davy Crockett, der 1836 während der Festungsbelagerung von Fort Alamo unter dem Ansturm der Mexikaner den Heldentod stirbt, noch einmal sein ureigenes Bekenntnis in den Mund:

Von Marli Feldvoß | 11.06.2004
    Republik –das Wort klingt gut. Es bedeutet, dass die Menschen frei leben, frei sprechen, kommen und gehen, betrunken oder nüchtern sein können, wie sie wollen. Manche Worte lösen bestimmte Gefühle aus. Republik ist ein solches Wort. Es schnürt mir die Kehle zusammen. Es ist dasselbe Gefühl, das ein Mann empfindet, wenn sein Sohn seine ersten Schritte macht, sich den ersten Bart rasiert, zum ersten Mal mit einer Männerstimme spricht. Manche Worte lösen bestimmte Gefühle aus, lassen Dein Herz höher schlagen. Republik ist ein solches Wort.

    John Wayne, der überzeugte Republikaner, wie er leibt und lebt. Ein scheinbar Unbelehrbarer, der stets das Gesetz des Stärkeren verfocht und gern in Kategorien von Gut und Böse dachte. Doch der vielleicht größte und erfolgreichste Selbstdarsteller des amerikanischen Kinos war immer authentisch. Auch deshalb zählte der "hässliche Amerikaner" seine Verehrer keineswegs nur im eigenen Lager. Selbst Chruschtschow soll ihn bewundert haben, Stalin wollte ihn noch ermorden lassen.

    Der am 11. Juni 1979 nach langjährigem Krebsleiden in Los Angeles mit 72 Jahren Verstorbene, der eigentlich Marion Michael Morrison hieß, wollte ursprünglich Seeoffizier werden, schlug sich als Eisverkäufer, Apfelsinenpflücker, Lastwagenfahrer und Preisboxer durch bis er zufällig in den Filmstudios landete. Von Kindesbeinen auf dem Rücken der Pferde, war er bald zum gefragten Stuntman für Billigwestern, so genannte Pferdeopern avanciert. Wayne spielte alles, Reporter, Diplomaten, Soldaten, Säufer, Raufbolde, Abenteurer, Mongolenfürsten, aber seine bis heute ungebrochene Leinwandpräsenz verdankt der 1.92 Meter große Hüne dem Western und dem amerikanischen Heimatfilm. Wayne war am besten, wenn er sich in Filmen wie "Red River", "The Searchers" oder "True Grit" – seinem Oscarfilm – unter der Regie von Howard Hawks, John Ford oder Henry Hathaway Ausflüge in Selbstironie und Selbstparodie erlauben durfte. In "Hatari" überzeugte er sogar in einer komischen Rolle. Wer John Wayne Wandlungsfähigkeit absprach, musste sein Urteil revidieren. Auch wenn er in späteren Jahren mit rauerer Stimme, vollerem Gesicht und dickerem Bauch auftrat, den unverkennbaren etwas hinkenden Gang und den skeptischen, leicht spöttischen Blick hat er nie verloren. "Er war hässlich, er war stark, und er hatte Würde", so wollte er auf dem Grabstein verewigt werden. Sein Tod glich einer Hollywood-Inszenierung, Präsident Jimmy Carter eilte ans Sterbebett.

    Wenn man dem schwer Krebskranken, der ein letztes Mal in Don Siegels "The Shootist" als einsamer krebskranker Westerner ausritt, in einem seiner letzten Interviews zuhört, ist er unverkennbar ganz er selbst, ein Dinosaurier, ein Über-Vater, ein amerikanischer Mythos:

    Ich bin ich. Wenn ich will, dass etwas geschieht, muss ich ein Teil davon sein. Ich kann mich nicht drücken und es jemand anderem überlassen. Wenn ich meine, etwas Wichtiges sagen zu müssen, dann sage ich es. Wenn die Liberalen es nicht für wichtig halten: auch gut.