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12.000 Euro pro Studierenden

In Sachsen soll das Loch in der Landeshaushaltskasse eine halbe Milliarde Euro betragen. Trotzdem fordern die Universitätsrektoren mehr Geld, um im Kampf um mehr Studenten mithalten zu können.

Von Jan Schilling |
    Die Studierenden in Leipzig lassen ihren Unmut lautstark heraus. Die sächsischen Rektoren melden sich eher leise zu Wort. In einem persönlichen Brief an die Landtagsabgeordneten in Sachsen haben die Rektoren der Universitäten ihre finanzielle Situation beklagt. Sie befürchten, dass in den nächsten Jahren weniger Geld in die Bildung fließen wird. Schon jetzt gibt es in Deutschland große Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern, sagt Professor Franz Häuser, Rektor der Universität Leipzig:

    "Auffallend ist halt schon die unterschiedliche Ausstattung, wenn man die Beträge pro Student sich anschaut, da liegen andere Länder, insbesondere süddeutsche Länder stehen weit besser da als etwa wir hier in Sachsen. Man kann einfach fragen, wie viel Geld pro Student gibt der Freistaat Bayern für die LMU im Verhältnis zu Leipzig/ Sachsen und dann kommen wir zu dem Ergebnis, dass es fünfzig Prozent mehr sind."

    Die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes belegen dies: In Sachsen beträgt die Grundausstattung pro Studierenden knapp 7000 Euro, in Bayern liegt sie bei über 9000 Euro. Aber auch im Bundesvergleich stehen die Hochschulen in Sachsen am Ende der Tabelle. Im Bundesdurchschnitt der Ausgaben liegen sie auf Platz 13 der Bundesländer. Mit dem Brief wollen die Rektoren den Abgeordneten diese Situation klar machen, sagt Rektor Franz Häuser:

    "Das hängt ein bisschen damit zusammen, dass wir in den letzten Jahren den Eindruck gewonnen hatten, dass die Situation in den Hochschulen bei den Parlamentariern, nicht so sehr bekannt ist, obwohl wir der Auffassung sind, dass es ein wichtiger Aspekt für die Landespolitik ist, ein Pfund, mit dem dieses Land wuchern kann."

    Die Hochschulrektoren wollen die Landespolitiker wachrütteln, denn im Hochschulpakt wurde festgelegt, dass die Hochschulen in den neuen Bundesländern die Zahl der Studienanfänger aus dem Jahr 2005 halten müssen. Die Prognosen sehen aber schlecht aus: 2013 wird es in Sachsen über 50 Prozent weniger Abiturienten geben als noch 2007. Der Rest muss also mit Studierenden aus anderen Bundesländern kompensiert werden. Nur wenn das Land mehr Mittel für die Universitäten bereitstellt, können die sächsischen Hochschulen im nationalen Konkurrenzkampf bestehen. Dafür ist mehr Geld nötig als bisher, sagt der Rektor der TU Dresden Professor Hermann Kokenge:

    "Wir brauchen Mittel und Möglichkeiten, um sehr gute Studierende nach Sachsen zu holen. Denen müssen wir dann eine entsprechende Ausstattung und ein entsprechendes Betreuungsverhältnis bieten können."

    Der Sächsische Hochschulbericht bezeichnet die Entwicklung des Betreuungsverhältnisses als "sehr ungünstig". Das wird nicht zuletzt auf den Stellenabbau zurückgeführt. Musste ein Professor an den sächsischen Universitäten 1993 nur knapp 40 Studierende betreuen, waren es 2007 schon über 60. Derzeit seien die Sächsischen Hochschulen aber noch konkurrenzfähig, sagt Professor Hermann Kokenge. Das lasse sich gut an den Drittmitteln ablesen, die sächsische Universitäten einwerben. Zu einem Fünftel finanzieren sich die Hochschulen selbst:

    "Wenn man sich die Zahlen ansieht, dann ist das eine enorme Leistung, die dort erbracht wird. Aber man muss auch sehen, dass das so nicht weitergehen kann, sondern wir brauchen dann eine bessere Abfederung und eine bessere Absicherung. Ansonsten sind diese Leistungen so nicht beizubehalten."

    Um international bestehen zu können, brauchen die Rektoren 12.000 Euro – pro Studierenden. Damit fordern sie weit mehr als den Bundesdurchschnitt für sich und immerhin 3000 Euro mehr als ihre bayerischen Kollegen. Die finanzieren sich auch mit Studiengebühren. Eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung in Halle ermittelte aber, dass sich fehlende Studiengebühren positiv auf die Studierendenzahlen auswirken und die braucht Sachsen dringend. Deswegen empfiehlt es sich für Sachsen nicht, Studiengebühren zu erheben.