
Bis auf Weiteres gehe man von einem Einzeltäter aus, teilte die Polizei mit. Die Staatsanwaltschaft fügte hinzu, man habe derzeit keine Hinweise auf ein konkretes Motiv. Zugleich könne eine terroristisch motivierte Tat nicht ausgeschlossen werden. Sollten sich die Hinweise darauf verdichten, könnte der Generalbundesanwalt die Ermittlungen übernehmen, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Caspers.
Bitte um Hinweise
Bei der Attacke waren gestern am späten Abend drei Menschen getötet worden. Acht weitere wurden verletzt, vier davon lebensgefährlich. Ein Unbekannter hatte auf Besucherinnen und Besucher eingestochen und befindet sich auf der Flucht. Die Polizei bittet die Bevölkerung weiterhin um Hinweise. Bild- und Videomaterial könnten an das Hinweisportal der Polizei Nordrhein-Westfalen übertragen werden.
Derweil warnte die Gewerkschaft der Polizei vor Gerüchten in Sozialen Medien. Der Chef des NRW-Landesverbandes Mertens sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland, so seien Personenbeschreibungen der Zeugen in Teilen widersprüchlich. Die Polizei müsse jetzt ungestört ihre Arbeit machen können.
Für Betroffene und Angehörige der Gewalt auf dem Stadtfest ist ein psychosoziales Beratungstelefon eingerichtet – und zwar unter der Nummer 0800 001 2022.
Politik erschüttert
Spitzenpolitiker zeigten sich nach der Tat parteiübergreifend bestürzt. Bundespräsident Steinmeier rief die Bevölkerung auf, gegen Hass und Gewalt zusammenzustehen. Ähnlich äußerte sich Bundeskanzler Scholz. „Wir dürfen so etwas in unserer Gesellschaft nicht akzeptieren und uns niemals damit abfinden“, erklärte Scholz. Man müsse hier mit der ganzen Härte des Gesetzes vorgehen.
Vize-Kanzler und Wirtschaftsminister Habeck (Grüne) bezeichnete Gewalt gegen feiernde Menschen als „verdammenswert“. Der FDP-Vorsitzende Lindner erklärte, in die Trauer um die Opfer des Anschlags mischten sich schnell Gefühle von Ohnmacht und Wut. Man sei aber nicht machtlos und brauche kühle Konsequenz von Polizei und Rechtsstaat. Auch zahlreiche weitere Vertreter der Bundesregierung äußerten sich bestürzt.
Hardt (CDU): Es brauche grundsätzliche Lösungen für mehr Sicherheit
Der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Solingen, Hardt, sagte im Deutschlandfunk, örtliche Vereine könnten die Sicherheit nicht gewährleisten. Es brauche grundsätzliche Lösungen. Von Messerverboten ließen sich Kriminelle nicht abhalten. Bisherige Attacken seien ohnehin meist mit Stichwaffen ausgeführt worden, die bereits in der Öffentlichkeit verboten seien. Der CDU-Vorsitzende Merz sprach von einer unerträglichen, barbarischen Gewalt.
Faeser und Wüst in Solingen erwartet
Am späten Nachmittag werden Bundesinnenministerin Faeser, Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Wüst sowie Landesinnenminister Reul in Solingen erwartet. Nach Angaben Faesers tun die Sicherheitsbehörden alles, um den Angreifer zu fassen und die Hintergründe der Tat aufzuklären. Die Polizei in Nordrhein-Westfalen habe dabei jede Unterstützung des Bundes.
Die Stadt Solingen hat das ursprünglich für drei Tage geplante Straßenfest beendet. Im Solinger Stadtteil Burg wurden die Ritterspiele abgesagt, auch die für dieses Wochenende geplanten Stadtfeste in den nahegelegenen Städten Hilden und Haan finden nicht statt.
Diese Nachricht wurde am 24.08.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.