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15 Jahre "Leipzig liest"

Die Leipziger Buchmesse wächst quantitativ. Auch das große Lesefest "Leipzig liest" dehnt sich aus. Laut Messechef Wolfgang Marzin gehen die beiden Veranstaltungen eine sowohl quantitative wie auch qualitative Symbiose ein. Im Gegensatz zu anderen Literaturmessen stelle die Leipziger Buchmesse den Leser und den Autor in den Mittelpunkt, so Marzin weiter.

Moderation: Christoph Schmitz |
    Christoph Schmitz: Ich habe es am Anfang bereits gesagt: Die Leipziger Buchmesse wächst quantitativ. Auch das große Lesefest "Leipzig liest" dehnt sich aus. Als "das größte Literaturfest Europas" loben sich die Veranstalter selbst. In diesem Jahr sind es 1800 Bühnenereignisse - an vier Tagen nur - mit 1500 Mitwirkenden an 250 Spielstätten. Ist das Lesefest mittlerweile nicht wichtiger als die Messe selbst geworden? Das habe ich Messechef Wolfgang Marzin gefragt.

    Wolfgang Marzin: Diesem können wir natürlich nicht folgen. Es ist ein Alleinstellungsmerkmal, das Lesefest - das größte Europas übrigens -, das erfreulicherweise weiter gewachsen ist, die übrigens auch qualitativ, nicht nur quantitativ, eine Symbiose eingeht mit der etwas älteren Messe. Ich würde sagen, man ist voneinander abhängig, so wie in einer guten Ehe und keiner overruled den anderen.

    Schmitz: Die reine Buchmesse ist ja keine Geschäftsmesse, so wie das Frankfurter Pendant. Geht es im Grunde dann darum, dass Sie die Verlage auch nur halten können, wenn Sie Ihnen auch das große Programm "Leipzig liest" bieten, sozusagen als Nest, in dem sich dann die Verlage hier wohl fühlen können?

    Marzin: Man kann ja nur Geschäft machen, wenn man vorher oder gleichzeitig den Leser begeistert, der letztendlich ja dafür Sorge trägt, welche Geschäfte der Buchhandel oder die Verleger machen. Hier geht es darum, den Leser und den Autor in den Mittelpunkt zu stellen. Das ist also das Anbahnungsgeschäft für spätere Lizenzvergaben oder für spätere, die dann der Buchhändler und der Verleger unter sich ausmachen. Das findet traditionell noch nicht in Leipzig statt. Hier wird Geschäft gemacht, nämlich das intensivste Marketing - behaupte ich mal -, das man sich überhaupt nur vorstellen kann. Und Marketing kostet Geld, kein Marketing kostet Umsatz. Messen sind normalerweise Spiegel der Wirtschaft. Die Leipziger Buchmesse wächst stärker als die Wirtschaft. Also ist diese Marketingplattform wichtiger für Autoren und für die Verlage, als sie jemals war.

    Schmitz: Wie geht das dann weiter mit der Messe? Welche Konzepte gibt es? Bleibt man bei dem, wie es bisher scheinbar gut läuft oder gibt es neue Schwerpunktverlagerungen?

    Marzin: Jede Theorie ist falsifizierbar. Wir haben eine Grundtendenz, die wird so bleiben: Autor, kleine, mittelständische Verlage, Lesefreude, Lesen fördern. Das ist unser Top-Auftrag. Darum ranken sich immer wieder Themen, die wir teilweise antizipiert haben - das haben wir mit unseren Partnern im Bereich der Hörbücher erreichen können, die mittlerweile eine der Umsatzträger ja nun sind und Wachstumssektor innerhalb der ganzen Branche. Das Gleiche gilt für Kinder und Jungend: Weit vor Pisa und anderen Delikatessen haben wir uns hier um die Leseförderung extrem bemüht. Wir wollen uns in den nächsten ein, zwei Jahren verstärkt um Jugend- und wahrscheinlich Hörbuch in jedem Fall kümmern. Da haben wir viel zu tun.