
Zunächst war von 15 Toten die Rede, dann von 17, mittlerweile korrigierte die portugiesche Regierung die Zahl der Todesopfer auf 16. Außerdem habe es fünf Schwerverletzte gegeben.
Was ist über die Opfer bekannt?
Vor der portugiesischen Polizei sprach bereits das Auswärtige Amt davon, dass bei dem Unglück auch Deutsche zu Schaden gekommen sind. Über die genaue Zahl gebe es derzeit noch keinerlei verlässliche Angaben, hieß es laut der Deutschen Presse-Agentur aus dem Ministerium in Berlin. Die portugiesische Online-Zeitung "Observador" berichtete unter Berufung auf eine Polizeiquelle über den Tod eines deutschen Familienvaters. Seine Frau schwebe in Lebensgefahr, ihr dreijähriger Sohn habe leicht verletzt überlebt und befinde sich bei Familienangehörigen.
Am Donnerstagabend gab die Staatsanwaltschaft an, es befänden sich außer den bereits genannten Opfern fünf Portugiesen, ein Schweizer und zwei Koreaner unter den Toten. Die Identität der drei weiteren Todesopfer wurde zunächst nicht bekannt gegeben.
Die Leiterin der Zivilschutzbehörde von Lissabon, Castro Martins, sagte, alle Getöteten seien Erwachsene. Bei den mehr als 20 Verletzten handele es sich um Menschen aus Portugal sowie mindestens elf Ausländer, darunter zwei deutsche Staatsbürger, zwei Spanier und jeweils eine Person aus Frankreich, Italien, der Schweiz, Kanada, Marokko, Südkorea und Kap Verde. Die Transportarbeitergewerkschaft Sitra teilte mit, auch der Bremser der Bahn sei tot.
Was ist zur Unfallursache bekannt?
Wie es zu dem Unglück kam, ist noch unklar. Die portugiesischen Behörden haben Ermittlungen eingeleitet. Mehrere portugiesische Medien nannten den Bruch eines Sicherheitskabels als mögliche Ursache und äußerten Zweifel an einer ordentlichen Wartung.
Das kommunale Verkehrsunternehmen Carris erklärte, alle Wartungsprotokolle seien durchgeführt wurden. Dazu gehörten monatliche und wöchentliche Wartungsprogramme sowie tägliche Inspektionen. Die portugiesische Zeitung "Público" berichtet allerdings, der Vertrag mit einem Wartungsunternehmen für die täglichen Kontrollen sei Ende August ausgelaufen. Die Untersuchungsbehörde für Schienenunfälle kündigte eine erste Stellungnahme für den morgigen Freitag an.
Bei den Ermittlungen werde keine einzige Spur "ausgelassen", bekräftigte die Polizei. Der Bürgermeister von Lissabon, Moedas, betonte, bisherige Hypothesen zur Ursache des Unglücks seien "reine Spekulation".
Welche Reaktionen gibt es?
Moedas sprach mit Blick auf das Unglück von einer "noch nie dagewesenen Tragödie" für die Stadt. Er verhängte für Lissabon drei Tage Trauer. Außerdem setzte die Stadtverwaltung vorsorglich den Betrieb der übrigen drei Standseilbahnen in Lissabon aus. Zunächst solle ihre Funktionstüchtigkeit und Sicherheit überprüft werden, hieß es.
Für ganz Portugal wurde ein nationaler Trauertag ausgerufen. Ministerpräsident Montenegro sagte alle seine Termine erst einmal ab. Präsident Rebelo de Sousa, Regierungsvertreter und Politiker aus Lissabon nahmen am Abend an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer teil.
Vor dem Europaparlament wurden die Flaggen auf halbmast gesetzt. EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen sprach den Angehörigen der Opfer ihr Mitgefühl aus. Bundespräsident Steinmeier sandte eine Kondolenzbotschaft mit seinem "tief empfundenen Beileid".
Was ist passiert?
Das Unglück ereignete sich am Mittwochabend gegen 18 Uhr. Ein Waggon der historischen Standseilbahn in der portugiesischen Hauptstadt war entgleist und gegen ein Haus geprallt. Augenzeugen zufolge raste der Waggon ungebremst den steilen Hang hinunter, kam in einer Kurve von der Straße ab und zerschellte an einem Gebäude.
Den ganzen Mittwochabend und die Nacht zu Donnerstag hindurch waren Einsatzkräfte vor Ort.
Wie funktioniert die Standseilbahn?
Die historische Standseilbahn "Elevador da Glória" ist eines der Wahrzeichen Lissabons und bereits seit 1885 in Betrieb. 1915 wurde sie an das Stromnetz angeschlossen. Mit zwei Waggons befördert sie Menschen einen steilen Hang hinauf in das "Barrio Alto" von Lissabon. Die Bahn fährt auf der Rua da Glória hin und zurück über eine Strecke von rund 265 Metern und überwindet dabei einen Höhenunterschied von rund 45 Metern.
Die beiden Waggons ähneln kleinen Straßenbahnen. Sie sind an den entgegengesetzten Enden eines Zugseils aus Stahl befestigt. Wenn ein Waggon nach unten gleitet, hilft sein Gewicht zusammen mit elektrischem Antrieb, den anderen nach oben zu ziehen. In jedem Waggon finden bis zu 40 Personen Platz.
Weiterführende Informationen
Was ist in Lissabon schief gelaufen? Interview mit Joachim Bühler vom TÜV-Verband (Audio)
Diese Nachricht wurde am 04.09.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.