Um die Jahrhundertwende studierten an den 19 Universitäten Deutschlands rund 50.000 Studenten. Die größten Ausbildungsstätten lagen damals in Leipzig, München und Berlin. Im Angebot waren die Studiengänge Jura, Medizin, Philosophie und Theologie. Der Student anno 1900 war männlich, Frauen nur als Gasthörerinnen zugelassen - erst 1908 wurden sie als Vollstudentinnen anerkannt. Im Monat gab ein durchschnittlicher Student 120 Mark für sein Studium und den Lebensunterhalt aus. Der größte Teil davon wurde für Lebensmittel, Wohnen und Studienunterlagen aufbracht, aber auch Bier und Zigarren belasteten das monatliche Budget. "Gerade den korporierten Studenten wurde vorgeworfen, dass das Biertrinken und Mensurfechten vor den Studien Vorrang hatte", erzählt Annette Schröder, die an der Universität Hannover gerade ihre Doktorarbeit über Studenten des 20. Jahrhunderts schreibt. Studentische Verbindungen waren um die Jahrhundertwende sehr populär, vier von zehn Studenten waren sogar in schlagenden Verbindungen. Nur ein halbes Prozent aller Studenten kam aus der Unterschicht, die meisten aus dem Besitz- oder Bildungsbürgertum. "Wer aus der Mittelschicht kam, wollte das Studium als soziale Aufstiegschance nutzen. Weil er weniger Geld hatte, musste er zügiger und ernsthafter studieren als die adeligen Studenten", so Schröder.
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