Dienstag, 21. Mai 2024

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1969 - Die erste Fachhochschule wird gegründet

17.12.1999
    Die heutigen Ingenieure, der Zusatz FH zeigt das, kommen von der Fachhochschule. Vor 30 Jahren wurden sie noch an simplen Ingenieurschulen ausgebildet, statt Dozenten gab es Lehrer. "Ein völlig verschultes System", erinnert sich Albert Deistler, der damals dem Dachverband der Studierenden an den Ingenieurschulen angehörte. Und hier saß auch die treibende Kraft, die die Aufwertung der Ingenieurschulen, der höheren Wirtschafts- und Sozialarbeiterfachschulen zu Fachhochschulen durchsetzen wollten. Widerstand gab es von Seiten der Dozenten und der Ministerien. Also streikten die Studenten, 1968 zunächst für einen Monat, 69 dann ein ganzes Semester lang. Endlich bewegte sich etwas, man setzte sich gemeinsam an den Tisch, um die einzelnen Curricula zu erarbeiten.

    Das Hauptargument für die Umgestaltung lieferte die Europäische Wirtschafts-Gemeinschaft: Wenn die deutschen Ingenieure europaweit anerkannt werden sollten, brauchten sie ein längeres Studium in einer Hochschule und die Zulassungsbedingungen mussten heraufgesetzt werden. Bis dahin hatte nämlich die mittlere Reife plus Berufsausbildung ausgereicht. 1968 war es soweit, die Ministerpräsidentenkonferenz beschloss, die höheren Fachschulen zu Fachhochschulen zusammenzufassen. Am schnellsten wurde der Beschluss in Schleswig-Holstein umgesetzt. Die anderen Bundesländer folgten in den nächsten zwei Jahren. Den Studentenrevolutionären von 1968 waren die Ingenieurstudenten suspekt. Die verfolgten doch nur ständisch-bornierte Ziele - so hieß es damals. Tatsächlich haben sie aber hochschulpolitisch am meisten erreicht.