Etwa alle drei Jahre hat der Chor dadurch eine völlig neue Zusammensetzung, soll aber immer noch die gleiche künstlerische Leistung bringen. Wenn da der Dirigent auch noch ständig wechseln würde, könnte man den Laden vermutlich bald dicht machen. Insofern macht es hier wirklich Sinn, das Jubiläum des Dirigenten gebührend zu feiern, denn er ist der Garant für den Fortbestand, den typischen Sound, würde man in anderen Musiksparten sagen; er fängt sozusagen immer wieder von vorne an; und so leicht dürfte es heutzutage nicht sein, stimmbegabten Nachwuchs zu finden und Kinder und Jugendliche immer wieder neu zu motivieren und zu Höchstleistungen zu führen. Karl-Friedrich Beringer gelingt das seit Jahren, und noch ist der 55jährige kein Kandidat für den Vorruhestand, sondern sagt, dass ihn die Arbeit mit den immer gleich jungen Sängern vermutlich auch selber jung hält.
Musikbeispiel: Johann Sebastian Bach - ‚Stifter der Reiche, Beherrscher der Kronen’ aus: "Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen" (Kantate)
Der Windsbacher Knabenchor verdankt seine Gründung dem früheren Mitglied des Dresdner Kreuzchores und späteren Kirchenmusikdirektor Hans Thamm. Der hatte 1946, kurz nach dem Krieg, die Idee, in der mittelfränkischen Kleinstadt etwas ähnliches aufzubauen wie die berühmten Knabenchöre seiner sächsischen Heimat, seien es nun der Dresdner Kreuzchor oder der Thomanerchor Leipzig: einen Knabenchor mit kirchlicher Bindung, verbunden mit einer musikalisch orientierten, aber auch allgemein bildenden Schule bis zum Abitur und der Möglichkeit der Internatsunterbringung.
32 Jahre lang führte Hans Thamm ein - nach allem was man hört - recht strenges, pädagogisch und musikalisch aber auch äußerst fruchtbares Regiment, so dass der Chor bei Thamms Abschied 1978 bereits weit über Bayern hinaus bekannt war und der damals 29jährige Karl-Friedrich Beringer es als die Chance seines Lebens begriff, als einer von vielen Bewerbern schließlich der Nachfolger Hans Thamms zu werden. Unter seiner jetzt 25 Jahre dauernden Ägide eroberten sich die Windsbacher manches Neuland: Neben der klassischen Kirchenmusik aus der Zeit von Bach oder Schütz mit ihren Motetten und Kantaten kamen verstärkt auch Werke der Romantik und der Moderne ins Programm, gab es Ausflüge in Richtung Volklied und weltliche Chormusik. Das Schallplattenlabel "Rondeau", ganz auf Musik der Windsbacher spezialisiert, hat zum Jubiläum jetzt eine sieben CDs umfassende Box mit den Höhepunkten aus Beringers Arbeit herausgebracht. Besonders eindrucksvoll, was die Romantik angeht, Max Regers Motette "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit". Hier stehen die Windsbacher in Dichte und musikalischem Ausdruck einem guten gemischten Chor mit Frauenstimmen in nichts nach, bieten aber zusätzlich diese ganz spezielle Knabenchor-Klangfarbe. Ergebnis ist eine große Klarheit und gleichzeitig eine gleichsam ewige Entrücktheit, die dem ernsten Text ganz neue Dimensionen verleiht.
Musikbeispiel: Max Reger - "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit"
Aber auch im Volkslied-Bereich bieten die Windsbacher Höchstleistungen. Auch hier klingen sie nicht manieriert oder gekünstelt, und vor dem Abgleiten in die heute vor allem im Fernsehen hoch gehandelten Abgründe volkstümelnden Kitsches bewahrt sie ihr musikalisches und gesangliches Können.
Musikbeispiel: Hans Leo Hassler - "Tanzen und Springen"
Ganz anders im Klang, aber ebenso stilsicher vorgetragen das Repertoire des 20. Jahrhunderts, das sich der Windsbacher Knabenchor in der Ära Beringer bisher erarbeitet hat. Und wenn die Musik dann von unumstrittenen Meistern wie Arvo Pärt oder Igor Strawinsky kommt und sich weit über manche eher nur mittelmäßig interessante liturgische Gebrauchsmusik erhebt, gelingen dem Chor und seinem Leiter faszinierende und überaus fesselnde Interpretationen.
Musikbeispiel: Igor Strawinsky - "Pater noster"
Die Jubiläumsbox des Windsbacher Knabenchores vereint Aufnahmen aus der Zeit von 1979 bis 2001. Dies hört man ein wenig an der Aufnahmetechnik, aber auch am Interpretationsstil. Vieles ist mustergültig und damit auch in gewisser Weise zeitlos, manches aber würde man heute vermutlich anders machen. Die Psalmen Davids von Heinrich Schütz z.B., 1982 produziert. Bei einem auch hier bemerkenswert homogenen und professionellen Chorgesamtklang hören sich Einzelsänger des Chores als Solisten naturgemäß laienhaft an. Vor allem aber fehlen die vom Komponisten hierbei vorgesehenen Zinken, Posaunen und Streicher, so dass eine zwar schöne Chormusik, aber längst nicht die musikalische Vielfalt entsteht, mit der Schütz seinerzeit seine Zuhörer verwöhnte. Hier würde man heute sicher Musiker aus der blühenden freien Szene historischer Aufführungspraxis hinzuziehen, um dieser Alten Musik ein frischeres und auch stilistisch richtigeres Kleid zu geben. Überhaupt ist dem Jubilar Karl-Friedrich Beringer zu wünschen, dass er für die zukünftigen Projekte möglichst oft auch im Instrumentalbereich hochkarätige Musiker zur Verfügung hat, die ebenso wie der Knabenchor ihr Bestes geben. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin in Sachen Strawinsky scheint mir da beispielhaft, wo im Rahmen der Bachwoche Ansbach im Juli 2001 Igor Strawinskys "Cantata" und die "Psalmensinfonie" aufgeführt wurden.
Musikbeispiel: Igor Strawinsky - 1. Teil: Exaudi aus der "Psalmensinfonie"
Die Neue Platte – heute mit einer sieben CDs umfassenden Box mit Aufnahmen des Windsbacher Knabenchores, die das Label "Rondeau" zu Ehren des Knabenchor-Leiters Karl-Friedrich Beringer herausbrachte, der in diesem Jahr auf 25 Jahre Arbeit mit seinem Chor zurückblicken kann.
Titel: 1978-2003 - 25 Jahre Karl-Friedrich Beringer
Chor: Windsbacher Knabenchor
Orchester: Collegium Musicum des WDR
Leitung: Karl-Friedrich Beringer
Label: Rondeau Production
Labelcode: LC 09960
Bestellnr.: ROP6005
Musikbeispiel: Johann Sebastian Bach - ‚Stifter der Reiche, Beherrscher der Kronen’ aus: "Preise dein Glücke, gesegnetes Sachsen" (Kantate)
Der Windsbacher Knabenchor verdankt seine Gründung dem früheren Mitglied des Dresdner Kreuzchores und späteren Kirchenmusikdirektor Hans Thamm. Der hatte 1946, kurz nach dem Krieg, die Idee, in der mittelfränkischen Kleinstadt etwas ähnliches aufzubauen wie die berühmten Knabenchöre seiner sächsischen Heimat, seien es nun der Dresdner Kreuzchor oder der Thomanerchor Leipzig: einen Knabenchor mit kirchlicher Bindung, verbunden mit einer musikalisch orientierten, aber auch allgemein bildenden Schule bis zum Abitur und der Möglichkeit der Internatsunterbringung.
32 Jahre lang führte Hans Thamm ein - nach allem was man hört - recht strenges, pädagogisch und musikalisch aber auch äußerst fruchtbares Regiment, so dass der Chor bei Thamms Abschied 1978 bereits weit über Bayern hinaus bekannt war und der damals 29jährige Karl-Friedrich Beringer es als die Chance seines Lebens begriff, als einer von vielen Bewerbern schließlich der Nachfolger Hans Thamms zu werden. Unter seiner jetzt 25 Jahre dauernden Ägide eroberten sich die Windsbacher manches Neuland: Neben der klassischen Kirchenmusik aus der Zeit von Bach oder Schütz mit ihren Motetten und Kantaten kamen verstärkt auch Werke der Romantik und der Moderne ins Programm, gab es Ausflüge in Richtung Volklied und weltliche Chormusik. Das Schallplattenlabel "Rondeau", ganz auf Musik der Windsbacher spezialisiert, hat zum Jubiläum jetzt eine sieben CDs umfassende Box mit den Höhepunkten aus Beringers Arbeit herausgebracht. Besonders eindrucksvoll, was die Romantik angeht, Max Regers Motette "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit". Hier stehen die Windsbacher in Dichte und musikalischem Ausdruck einem guten gemischten Chor mit Frauenstimmen in nichts nach, bieten aber zusätzlich diese ganz spezielle Knabenchor-Klangfarbe. Ergebnis ist eine große Klarheit und gleichzeitig eine gleichsam ewige Entrücktheit, die dem ernsten Text ganz neue Dimensionen verleiht.
Musikbeispiel: Max Reger - "Der Mensch lebt und bestehet nur eine kleine Zeit"
Aber auch im Volkslied-Bereich bieten die Windsbacher Höchstleistungen. Auch hier klingen sie nicht manieriert oder gekünstelt, und vor dem Abgleiten in die heute vor allem im Fernsehen hoch gehandelten Abgründe volkstümelnden Kitsches bewahrt sie ihr musikalisches und gesangliches Können.
Musikbeispiel: Hans Leo Hassler - "Tanzen und Springen"
Ganz anders im Klang, aber ebenso stilsicher vorgetragen das Repertoire des 20. Jahrhunderts, das sich der Windsbacher Knabenchor in der Ära Beringer bisher erarbeitet hat. Und wenn die Musik dann von unumstrittenen Meistern wie Arvo Pärt oder Igor Strawinsky kommt und sich weit über manche eher nur mittelmäßig interessante liturgische Gebrauchsmusik erhebt, gelingen dem Chor und seinem Leiter faszinierende und überaus fesselnde Interpretationen.
Musikbeispiel: Igor Strawinsky - "Pater noster"
Die Jubiläumsbox des Windsbacher Knabenchores vereint Aufnahmen aus der Zeit von 1979 bis 2001. Dies hört man ein wenig an der Aufnahmetechnik, aber auch am Interpretationsstil. Vieles ist mustergültig und damit auch in gewisser Weise zeitlos, manches aber würde man heute vermutlich anders machen. Die Psalmen Davids von Heinrich Schütz z.B., 1982 produziert. Bei einem auch hier bemerkenswert homogenen und professionellen Chorgesamtklang hören sich Einzelsänger des Chores als Solisten naturgemäß laienhaft an. Vor allem aber fehlen die vom Komponisten hierbei vorgesehenen Zinken, Posaunen und Streicher, so dass eine zwar schöne Chormusik, aber längst nicht die musikalische Vielfalt entsteht, mit der Schütz seinerzeit seine Zuhörer verwöhnte. Hier würde man heute sicher Musiker aus der blühenden freien Szene historischer Aufführungspraxis hinzuziehen, um dieser Alten Musik ein frischeres und auch stilistisch richtigeres Kleid zu geben. Überhaupt ist dem Jubilar Karl-Friedrich Beringer zu wünschen, dass er für die zukünftigen Projekte möglichst oft auch im Instrumentalbereich hochkarätige Musiker zur Verfügung hat, die ebenso wie der Knabenchor ihr Bestes geben. Die Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sinfonieorchester Berlin in Sachen Strawinsky scheint mir da beispielhaft, wo im Rahmen der Bachwoche Ansbach im Juli 2001 Igor Strawinskys "Cantata" und die "Psalmensinfonie" aufgeführt wurden.
Musikbeispiel: Igor Strawinsky - 1. Teil: Exaudi aus der "Psalmensinfonie"
Die Neue Platte – heute mit einer sieben CDs umfassenden Box mit Aufnahmen des Windsbacher Knabenchores, die das Label "Rondeau" zu Ehren des Knabenchor-Leiters Karl-Friedrich Beringer herausbrachte, der in diesem Jahr auf 25 Jahre Arbeit mit seinem Chor zurückblicken kann.
Titel: 1978-2003 - 25 Jahre Karl-Friedrich Beringer
Chor: Windsbacher Knabenchor
Orchester: Collegium Musicum des WDR
Leitung: Karl-Friedrich Beringer
Label: Rondeau Production
Labelcode: LC 09960
Bestellnr.: ROP6005