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20 Jahre Film in Ludwigsburg

Mit einer großen Festwoche freut sich die Filmakademie Baden-Württemberg über ihr 20-jähriges Bestehen. Zunächst noch als unbedeutende Provinzschule abgetan, wandelte sich das Image der Ludwigsburger Filmakademie spätestens, als ihre Studenten die Spezialeffekte für Roland Emmerichs "Independence Day" mitgestalteten - und dafür einen Oscar gewannen.

Von Helga Spannhake |
    "Ich hatte glaub ich eigentlich auch eine sehr gute Zeit hier. Was ich total hilfreich fand, war ganz konkret so ein Druck, man muss jedes halbe Jahr einen Film machen. Und das hat nicht immer Spaß gemacht, aber man war gezwungen, irgendwas aus sich rauszupressen, was dann meist doch irgendwie gut wurde, oder eine Relevanz hatte."

    Dem inzwischen mehrfach mit Filmpreisen, wie zum Beispiel dem Deutschen Kurzfilmpreis, ausgezeichneten Regisseur Sven Taddicken fehlt jetzt im Berufsleben manchmal genau dieser Druck der Studienzeit. Denn im Filmalltag gilt es für einen Spielfilm zunächst eine Finanzierung auf die Beine zu stellen und das kann manchmal dauern. Beim Thema Dauern erinnerte sich der inzwischen erfolgreiche Produzent Christian Rohde sofort an die lästige Bürokratie während seines Studiums. Vor allem nervten ihn die sogenannten Anforderungsscheine:

    "Mit denen man dann zu einer Million Menschen laufen muss und so weiter. Das war so ein Spezialwissen, was man genau am Ende seines Studiums wegschmeißen konnte und das empfand ich als unangenehm."

    Am Beginn steht eine Aufnahmeprüfung, denn die Studienplätze an der Filmakademie sind begrenzt. So wird von den Bewerbern nicht nur das Abitur, sondern auch mindestens ein Jahr Berufserfahrung in der Film- und Medienpraxis gefordert. Wer es aber geschafft hat, der freut sich über viel Teamarbeit, denn sie wird großgeschrieben an der Filmakademie Baden-Württemberg. Und die Bande, die da geknüpft wurden, halten lange, erzählte Oskar, der im vierten Semester Regie studiert:

    "Wenn sich die Teams denn mal gefunden haben, ist es sehr schön, mit den Teams auch weiterzumachen. Ansonsten ist es sehr professionell. Die Leute haben meist schon viel gemacht und es ist angenehm."

    Das vierjährige Studium gliedert sich in Grund- und Projektstudium. Wird zunächst noch mehr einführende Theorie vermittelt, so sollen die Studenten danach mit Projekten direkt in die Produktionsabläufe des Berufslebens eingewiesen werden: Praktische Filmherstellung wird Kern des Stundenplans. Diese starke kommerzielle Ausrichtung des Studiums auf das Handwerkliche wird der Ludwigsburger Filmakademie allerdings auch gern vorgeworfen. Videokünstlerin und Musikerin Katharina Wibmer, die ihr Studium 1991 begann, hatte damit ebenfalls so ihre Probleme: Viele Dozenten sahen sie zu sehr als Künstlerin denn als Film-Handwerker, empfahlen ihr gar die Hochschule zu wechseln:

    "Ich fühlte mich selber ein bisschen als Außenseiter und es war dann auch nicht immer ganz einfach, das was man erforscht hat und rausgefunden hat, auch gegenüber den anderen zu vertreten und es war auch immer völlig unabhängig von irgendwelchen Gedanken an kommerzielle Verwertung."

    Interessanterweise monieren die heutigen Studenten genau diese Ablehnung der Kunst:

    "Ich glaube, es setzt sehr früh der Gedanke ein, dass man bereits Filme machen muss, die im Fernsehen laufen. Da sind andere Schulen noch ein bisschen künstlerischer. Man muss einen Mittelweg finden, weil die Filme, die wir machen sind, schon schön und sind definitiv hochwertig, manchmal könnte es noch mutiger sein, ohne mich zu weit aus dem Fenster lehnen zu wollen."

    Praxis statt grauer Theorie hat sich die Filmakademie auf die Fahne geschrieben, aber auch hier scheinen die heutigen Studenten mehr auf einen Mittelweg zu hoffen, so wie Dominik aus dem zweiten Semester:

    "Als Produzent würde ich mehr theoretische Erfahrung, die man vielleicht in mehreren Unterrichtsgängen vermittelt bekommt, wünschen."

    Der, für den Oskar nominierte Animationsfilmer, Jakob Schuh ist inzwischen als Dozent an die Filmakademie zurückgekehrt - ein völlig neuer Blickwinkel und er staunt über das moderne Tempo der jungen Studenten:

    "Die Leichtigkeit der Gedankensprünge bei diesen Kids macht einem das eigene Altern klar und schwer."

    Als Jakob Schuh sein Studium begann, verfügte der Animationsbereich noch über wenige technische Mittel, eigene Kreativität war besonders gefragt. Inzwischen ist der Bereich Animation eine gewaltige technische Industrie geworden, die viele Arbeitsplätze bietet, was wiederum zu einer gewissen Zurückgelehntheit der Studenten führt, die Jakob Schuh missfällt:

    "Da gibt es manchmal so eine Blasiertheit. So was soll sein. Wir sind an der Filmakademie. Das ist die beste Schule. Das ist blöderweise auch richtig, das heißt, denen passiert auch nichts. Wenn wir also über Existenzangst reden, ist es im Animationsstudio so, dass die wirklich nicht so richtig Existenzangst haben müssen, aber das ist von meinem Set her zutiefst unsympathisch."