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20 Jahre Google
"Don’t be evil"

Die größte Suchmaschine der Welt war einst angetreten, die Welt zu verbessern – darin wollten sich die Gründer von der Konkurrenz unterscheiden. Inzwischen wird das Unternehmen wegen seines Einflusses und seiner Marktmacht massiv kritisiert.

Von Marcus Schuler | 04.09.2018
    Das Hauptquartier von Google in Beijing, China
    Auch in Peking hat Google einen Firmensitz (imago)
    Eigentlich hätte Google Rückenmassage - "Back Rub" - heißen sollen. Zum Glück haben sich seine beiden Gründer Sergei Brin und Larry Page anders entschieden. Der Name Google ist angelehnt an die mathematische Bezeichnung "Googol" - sie steht für eine 1 mit 100 Nullen. Der Journalist Steven Levy hat 2011 die erste Google-Biografie "In The Plex" geschrieben. Ende der 90er Jahre, so erzählt er, hätte die junge Internetwelt geglaubt, die Suche im Netz sei ausgereizt. Doch dann kam Google und es war ganz anders.
    "People thought that search was cured, it was as good as it’s gonna get. And then Google came along and it was so good, that it was different."
    Google war kein von Menschenhand gepflegter Katalog mit Einträgen, sondern ein Roboter, der das Internet nach neuen Seiten durchforstet und automatisch ein Verzeichnis anlegt. Das Besondere: Die Suchmaschine beurteilt die Wichtigkeit einer Website, in dem es die Verbindungen - die Links untereinander - gewichtet, der sogenannte "Page Rank".
    Das erste Start-Kapital kam vom Sun-Microsystems-Mitgründer Andreas von Bechtolsheim: Ein Scheck über 100.000 Dollar, erzählt Google-Gründer Larry Page:
    "Unsere Firma existierte damals nicht. Wir konnten den Scheck anfangs erst gar nicht einlösen."
    "Don’t be evil" – Google wollte die Welt verbessern
    Deshalb ließen Page und Brin am 4. September 1998 Google als Unternehmen registrieren. Genauso clever war die Geschäftsidee des Start-Ups, das in den ersten Wochen in einer Garage im Silicon Valley residierte: Neben den Suchtreffern gibt es kleine Werbeanzeigen, die thematisch zur Suche passen. Den Preis für die beste Anzeigenposition regelt ein automatisches Bieterverfahren. Damit ließ sich nicht nur schnell, sondern auch viel Geld verdienen. Doch die Google-Gründer wollten sich von der Konkurrenz aus IBM, Microsoft oder Apple unterscheiden. Man wollte die Welt verbessern. Das inoffizielle Firmenmotto: Nicht böse sein - "Don’t be evil". Google-Biograf Steven Levy:
    "Der Slogan war nützlich. Er half, ein Gespür für falsch und richtig zu entwickeln. Nicht nur für die Kunden, sondern auch die Mitarbeiter. Das haben die Gründer auch beim Börsengang betont. Sie seien bereit, auch auf Gewinne zu verzichten."
    Heute ist alles anders: Wer auf dem Highway 101 aus Richtung San Francisco kommend gen Süden an Mountain View vorbeifährt, sieht ein Google-Gebäude nach dem anderen. Das ehemalige Start-Up ist ein milliardenschwerer Konzern. Er entwickelt selbstfahrende Autos, investiert in Bio-Technologie, die unser Leben verlängern soll, baut Thermostate und verkauft Android-Smartphones.
    Marktmacht und Einfluss des Konzerns in der Kritik
    Politiker in den USA und Europa hinterfragen mittlerweile die Marktmacht des Konzerns. Zeitungsverlage sehen ihre Existenz bedroht, weil Google Nachrichtenschnipsel aus deren Online-Angeboten zeigt und daneben Werbung platziert. Schon zweimal verdonnerte die EU den Konzern zu Geldstrafen von 2,4 und 4,3 Milliarden Euro. Einmal wegen unfairen Verhaltens bei der Shopping-Suche und ein anderes Mal im Zusammengang mit Android.
    Doch die wichtigste Frage ist bis heute unbeantwortet und sie dürfte noch lange ein Geheimnis bleiben: Das ist die des Datenschutzes. Wieviel weiß Google wirklich über seine Nutzer?
    Bislang, so sagt Unternehmensbiograf Steven Levy im ARD-Interview, sei das kalifornische Unternehmen mit einem blauen Auge davongekommen:
    "Das Blatt könnte sich wenden. Ich glaube nicht, dass man dort denkt, wow wir haben alles richtig gemacht. Eher stoßen sie gerade einen Seufzer der Erleichterung aus, dass sie nicht unter Beobachtung stehen."