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20 Jahre Kulturspektakel

Das Theater- und Musikfestival StuStaCulum ist in der Studentenstadt München-Freimann rechnet in diesem Jahr mit rund 30.000 Besuchern - falls das Wetter mitspielt. Kein Vergleich zu den bescheidenen Anfängen vor 20 Jahren, als fünf Studenten zwei Bands und zwölf Theatergruppen organisierten, die vor 2000 Zuschauern ihr Bestes gaben. Heute gilt das StuStaCulum als größtes studentisches Open-Air-Festival in Deutschland.

Von Birgit Fenzel |
    Gestern Abend befand sich das Gelände des StuStaCulum noch fest in der Hand der Bauarbeiter. Letzte Bierbuden werden noch zusammengezimmert, Bühnenbretter verlegt oder Kabel für Verstärker und Beleuchtung gezogen. Mittendrin, im Nieselregen, Michaela Mertens vom Verein "Kulturleben in der Studentenstadt e.V." Das StuStaCulum ist das Aushängeschild des Vereins und sie kümmert sich seit acht Jahren um die Öffentlichkeitsarbeit des Festivals. Immer wieder schaut sie nach oben zu den dicken, grauen Wolken über dem Festgelände - das Wetter macht ihr Sorgen - aus einschlägiger Erfahrung. Michaela Mertens:

    " Wir hatten so immer kleinere Katastrophen, zum Beispiel 2004 eine so genannte "präfrontale Sturmwalze", das ist so der Wind, den ein Gewitter vor sich herschiebt, das kam völlig ohne Vorwarnung, hat uns ein großes Mischpult und draußen die Bühne zerlegt, da hatten wir großes Glück, dass nicht mehr passiert ist, aber das Wetter ist so unser Zitterfaktor, jedes Jahr aufs Neue. "

    Bei gutem Wetter werden diesmal rund 30.000 Besucher zum StuStaCulum erwartet. Kein Vergleich zu den bescheidenen Anfängen im Jahr 1988, als fünf Studenten zum 25. Jubiläum der Studentenstadt zwei Bands und zwölf Theatergruppen organisierten, die dann vor 2000 Zuschauern ihr Bestes gaben. Mit jedem weiteren Jahr wurde das Spektakel ein bisschen bunter und auch größer und gilt jetzt als größtes studentisches Open-Air-Festival in Deutschland. Seit zehn Jahren ist Peter Wimmer Mitglied im Organisationsteam. Er sagt:

    " Es hat sich viel verändert. Das Festival ist professioneller geworden ... wir haben zwei große Bühnen mehr und auch 'ne Menge Auflagen mehr. "

    Zum 20. Geburtstag stehen über 500 Künstler im Programm. Mit einem Mix aus Pop, Ska, Hip-Hop, Mittelalter-Rock, Kabarett, Comedy und Improtheater, der sich in den Vorjahren bestens bewährt hat. Damit alles reibungslos über die Bühne geht, haben 50 Mitglieder des Vereins in den vergangenen Monaten jede freie Minute mit der Planung und dem Aufbau verbracht. Alles ehrenamtlich und mit vollem Einsatz.

    Doch ohne Hilfe von außen wäre diese Arbeit nicht zu schaffen gewesen, sagt Michaela Mertens. Große Unterstützung gebe es von der Stadt München und vom Studentenwerk, aber auch aus den eigenen Reihen.

    " Wir haben immer natürlich viele Helfer, die am Festival alles mögliche machen: Bier ausschenken, bei der Technik helfen, Ordner machen, essen kochen und so weiter. "

    Rund 200 Helfer finden sich jedes Jahr - Die Bereitschaft ehrenamtlich mitzuarbeiten sei unter den Studierenden also durchaus vorhanden, meint Mertens. Dass dem Verein dennoch der Nachwuchs fehlt, liegt für sie eindeutig an den veränderten Studienbedingungen.

    " Als durch diese Bachelor-Master-Geschichte an den Unis es den Studenten zunehmend erschwert wird, ehrenamtliche Arbeit zu leisten. "

    Um die Zukunft des StuStaCulums muss man sich trotzdem keine Sorgen machen. Denn die meisten bleiben dem Verein und Festival auch nach dem Abschluss ihres Studiums erhalten. So wie Michaela Mertens, die eigentlich mit ihrer Doktorarbeit in Chemie und der Betreuung ihrer kleinen Tochter genug zu tun hat. Wie Klaus Pirkel, der auch längst nicht mehr Elektrotechnik studiert, aber im Festzelt seit zwölf Jahren die Technik betreut.

    " Weil's einfach Spaß macht. Weil es einfach ein schönes Festival ist. Ist einfach schön. "

    Oder wie Peter Wimmer, der längst sein Diplom als Wirtschaftsphysiker in der Tasche hat und ebenfalls nicht ans Aufhören denkt.

    " Weil mir das irgendwie ans Herz gewachsen ist. Ich bin jetzt seit 10 Jahren dabei. Also 98 hab ich begonnen, gleich im Vorstand von dem Verein und so und danach bleibt man dabei. Es wächst einem ans Herz. Wie das so groß wird, wie das gewachsen ist und was man auch auf die Füße stellen kann. Was andere professionell für viel Geld machen, das kriegen wir auch hin und das ist gut. "

    Jetzt muss also nur noch das Wetter mitspielen. Zwar finden einige der Highlights wie die Verleihung des Kabarettpreises "Goldene Weißwurscht" drinnen in der Halle statt, doch die besondere Atmosphäre des Festivals stellt im Nieselregen eher schwerlich ein. Besonders für die Abendstunden hofft Peter Wimmer auf schönes Wetter. Denn da steht im Programm für die Freiluft-Bühne im Innenhof wirklich Spektakuläres:

    " Wenn das Wetter schön ist, dann ist das gigantisch. Dann sind zwei-, dreitausend Leute da und abends haben wir in der Regel auch immer eine Feuershow, das ist schon super. "