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20 Jahre Sonderverwaltungszone
Hongkong feiert und protestiert

Am Samstag wird in Hongkong an den 20. Jahrestag der Übergabe der Stadt erinnert. Während die Peking-treuen Hongkonger feiern, haben Demokratie-Aktivisten zu Protesten aufgerufen, denn in ihren Augen wird das eigentlich geltende Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" zunehmend aufgeweicht.

Von Steffen Wurzel | 30.06.2017
    Hongkong bereitet sich auf die Feierlichkeiten vor. Seit 20 Jahren ist es Sonderverwaltungszone, gehört aber zur Volksrepublik China.
    Hongkong bereitet sich auf die Feierlichkeiten vor. Seit 20 Jahren ist es Sonderverwaltungszone, gehört aber zur Volksrepublik China. (Deutschlandradio / Steffen Wurzel)
    Ab heute dürfte sich die Nervosität in Hongkong deutlich steigern. Denn der chinesische Staatschef Xi Jingping wird in der Stadt erwartet. Am Wochenende ist er bei den offiziellen 20-Jahr-Feierlichkeiten dabei.
    Es werde alles für die Sicherheit des chinesischen Staatspräsidenten getan, erklärt der zuständige Mitarbeiter der Hongkonger Polizei. Nichts soll die patriotisch-chinesischen Feiern am 1. Juli stören. Doch Proteste wird es geben. Joshua Wong, Studentenaktivist und Mitbegründer der prodemokratischen Partei Demosisto:
    "Wir werden Präsident Xi mit einer Demonstration empfangen. Wir sind sicher, dass am 1. Juli eine Menge Menschen auf die Straßen gehen wird um zu zeigen, dass die Zeit für Demokratie gekommen ist."
    Anders als im Rest Chinas herrschen in Hongkong Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Rechtsstaatlichkeit. Doch diese und andere Bürgerrechte werden aus Sicht vieler Hongkonger zunehmend aufgeweicht. Eine sehr aktive Zivilgesellschaft protestiert gegen den wachsenden Einfluss Festlandchinas und fordert volle Demokratie für die chinesische Sonderverwaltungszone.
    Die Menschen in Hongkong haben andere Grundeinstellungen als die in Festlandcha, sagt Anson Chan. Die 77-Jährige war während der Übergabe der Stadt an China die Nummer zwei der Hongkonger Regierung. Und sie könne verstehen, dass viele vor allem junge Leute nichts mit den nationalistisch anmutenden Jubelfeiern am Wochenende anfangen können. Eine Frage der Identität, sagt Anson Chan.
    Menschen sehen sich nur ganz am Schluss als Chinesen
    "Viele sehen sich als Hongkonger, erst dann als Hongkong-Chinesen und nur ganz am Schluss als Chinesen. Das liegt an der größer werdenden Einmischung Pekings."
    Das seit der Übergabe der Stadt vor 20 Jahren geltende Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" werde zunehmend aufgeweicht.
    Hongkongs neue Regierungschefin Carrie Lam betont immer wieder, dass sie dieses Prinzip und die weitreichenden Autonomierechte der Ex-Kolonie schützen werde. Aber:
    "Meine erste Aufgabe wird es sein, den Menschen zu erklären, dass eine enge Beziehung Hongkongs zu Festlandchina den Wohlstand und die Stabilität der Stadt fördern."