Archiv


2007 ist das "Jahr des Delfins"

Die Vereinten Nationen haben das kommende Jahr zum "Jahr des Delfins" ausgerufen. In einer weltweiten Kampagne soll auf die starke Bedrohung der Meeressäuger aufmerksam gemacht werden. Wie wichtig der Schutz ist, hatte sich erst vor rund zwei Wochen gezeigt, als aus China die Meldung kam, dass der extrem seltene Flussdelfin im Jangtse-Fluss nicht mehr gefunden werden konnte.

Von Mechthild Kevenhörster |
    Die Vereinten Nationen haben das kommende Jahr zum Jahr des Delfins ausgerufen. In einer weltweiten Kampagne soll auf die starke Bedrohung der Meeressäuger aufmerksam gemacht werden. Wie wichtig der Schutz ist, hatte sich erst vor rund zwei Wochen gezeigt, als aus China die Meldung kam, dass der extrem seltene Flussdelfin im Jangtse-Fluss nicht mehr gefunden werden konnte - trotz einer sechswöchigen intensiven Suche. Ausländische Wissenschaftler haben die Süßwasserdelfine daraufhin bereits für ausgestorben erklärt, chinesische Forscher allerdings wollen die Suche fortsetzen.

    Delfine haben die Menschen zu allen Zeiten fasziniert. Sie sind eng mit unserer Kulturgeschichte verbunden, ihr Überleben jedoch steht auf dem Spiel. Es gibt etwa 39 Delfinarten auf der Erde, von denen die meisten über lange Strecken wandern. Die Kampagne "2007 - Jahr des Delfins" will auf die Bedrohung der Delfinarten hinweisen, so Veronika Lenarz, Pressesprecherin des UN-Sekretariats der Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten in Bonn:

    " Ein Beispiel für die extreme Bedrohung der Delfinarten ist der chinesische Flussdelfin Baiji.. Er wurde in einer sechswöchigen Expedition kein einziges Mal gesichtet und selbst, wenn noch einige Exemplare überleben, reicht das leider nicht mehr, um den Bestand zu sichern. "

    Das Übereinkommen zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten nimmt die akute Überlebensnot der Delfine zum Anlass, um darüber zu informieren, welchen vielfältigen, menschengemachten Gefahren die Meeressäuger weltweit ausgesetzt sind:

    " Delfine werden Opfer von der Fischerei, Industrie und Beifang. Jährlich sterben 300.000 Delfine als Beifang in Fischernetzen. Sie werden gezielt bejagt. Sie leiden unter extremer chemischer Schadstoffbelastung, auch unter Lärmverschmutzung, und natürlich werden auch ihre Lebensräume weitgehend zerstört. "

    Die Delfine im Mittelmeer sind derzeit besonders durch die Treibnetzfischerei gefährdet. Viele Delfine verfangen sich in den Netzen und verenden. Die Bonner Konvention für wandernde wild lebende Tierarten bemüht sich, die Fischerei-Industrie davon zu überzeugen, delfinfreundlichere Netze zu verwenden:

    " Es gibt die Möglichkeit, bei den Netzen so genannten Pinger anzubringen, das sind Gegenstände, die gewisse Geräusche verursachen, um den Delfinen zu signalisieren, dass sich dort ein Netz befindet und sie nicht hineinschwimmen sollen. Das ist auch wieder umstritten, weil es eine weitere Geräuschequelle darstellt, aber wir forschen weiter daran. Es ist gegenwärtig die beste Möglichkeit, die Delfine vor dem Tode im Netz zu bewahren. "

    Durch die Aufklärungskampagne soll die breite Öffentlichkeit für die Lebensbedürfnisse der Delfine sensibilisiert werden. Delfine brauchen saubere und ruhige Ozeane und Schutzzonen, so Dr. Ute Grimm, die stellvertretende Fachgebietsleiterin des Zoologischen Artenschutzes im Bundesamt für Naturschutz in Bonn:

    " Bestimmte Regionen, die man insbesondere schützen sollte, sind vor allem die so genannten Kinderstuben, das heißt die Bereiche, meistens sind es Küstenbereiche, in denen Delfine ihre Kinder zur Welt bringen und in den ersten Wochen auch betreuen. "

    Um den Schutz der Delfine auf ihren Wanderrouten zwischen den Nahrungs- und Aufzuchtgründen zu gewährleisten, ist es notwendig, dass die betreffenden Staaten eng zusammenarbeiten. Die Konvention für wandernde wild lebende Tierarten intensiviert ihre Delfinschutz-Maßnahmen auf internationaler Ebene:

    " Wir möchten natürlich nachhaltig den Schutz der Delfine verbessern, da arbeiten wir mit unseren Vertragspartnern zusammen, das sind mittlerweile über 100 Länder. Wir wollen in unterschiedlichen Regionen der Welt wie im Mittelmeer, Schwarzen Meer, Nordsee, Ostsee, auch im Pazifik Abkommen für diese Delfine schließen, um die Bestände besser zu erfassen und konkrete Schutzprojekte zu entwerfen. "

    Ziel der Kampagne ist es, weltweit so viele Menschen wie möglich für den Delfinschutz zu gewinnen. Artenschutz beginnt im Alltag eines jeden Einzelnen von der Nahrungswahl bis hin zur parteipolitischen Wahl. Engagement ist gefragt., so Dr. Ute Grimm:

    " Jeder Einzelne kann zum Delfinschutz beitragen: Im Urlaub kann man darauf achten zum Beispiel, so genanntes Whale-Watching, das heißt ökologisch ausgerichtete Ausflüge zum Beobachten von Delfinen zu buchen und nicht selber mit dem Boot loszufahren. Wer gerne Thunfisch isst, sollte auf jeden Fall darauf achten, dass auf der Dose oder auf der Packung vermerkt ist, dass dieser Thunfisch aus Fangmaßnahmen stammt, bei denen ganz bewusst darauf geachtet wurde, dass Delfine sich nicht in Fischereinetzen verfangen. Dafür gibt es Markenzeichen, die man auf der Packung findet, wie "Dolphin safe" oder "Friendly Dolphin". "