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2007 ist das Jahr des Geisteswissenschaften

64 Millionen Euro sollen bis 2009 in die Projektförderung geisteswissenschaftlicher Forschung fließen. Ziel ist es, Orte der geisteswissenschaftlichen Spitzenforschung zu schaffen und den Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen mehr Zeit für die eigene Forschung zu geben, d.h. sie von Lehrverpflichtungen zu befreien, der Einsicht folgend, dass Forschung nicht nur Geld, sondern auch Zeit braucht. Laut Ministerin Annette Schavan geht es darum:

Von Margarete Limberg | 12.12.2006
    ""Das Spektrum der Förderinstrumente zu erweitern auf einen Bereich der Wissenschaft und eine Wissenschaftskultur, die eben auch - vielleicht sogar stärker als das für die Natur- und Technikwissenschaften möglich ist - auch das Element der individuellen Forschung und Forschungskultur kennt."

    Zentrales Element des Programms ist die Einrichtung Internationaler Kollegs für Geisteswissenschaftliche Forschung, die die Vorteile kooperativer und individueller Forschung in besonderer Weise verbinden. Sie sollen Knotenpunkte für europäische und internationale Netzwerke werden und Fragestellungen bearbeiten, die in besonderem Maß die Zusammenarbeit über die nationalen Grenzen hinweg erfordern:

    " Wir wollen eine Lerngemeinschaft bilden, die durch die systematische Konfrontation mit anderen Wissenskulturen die eigenen, meist nicht befragten Selbstverständlichkeiten auf den Prüfstand stellt. Wir wollen in den Kontext deutscher Universitäten international hochrangige Forscher und Forscherinnen einbinden. Und sie sollen auch ein Instrument sein, die geisteswissenschaftlichen Methoden zum Beispiel kulturvergleichende Forschung weiter zu entwickeln."

    Für die vom Bundesforschungsministerium geförderten 12 Kollegs sind pro Jahr jeweils bis zu zwei Millionen Euro vorgesehen, die Laufzeit beträgt sechs Jahre, mit der Möglichkeit, sie um weitere sechs Jahre zu verlängern. Außerdem plant die Deutsche Forschungsgemeinschaft die Förderung von ebenfalls 12 Forschungskollegs.

    In diesem Zusammenhang betrachtet es Ministerin Annette Schavan es als riesigen Fortschritt, dass 2007, in dessen erster Hälfte Deutschland die EU-Präsidentschaft innehat, erstmals die Geisteswissenschaften Teil des europäischen Forschungsrahmenprogramms sind. Immerhin 623 Millionen Euro stehen in der EU für die Sozial- , Wirtschafts– und Geisteswissenschaften zur Verfügung. Internationalisierung und Kooperation werden also groß geschrieben.

    Das Jahr der Geisteswissenschaften, das unter dem nicht unbedingt bescheidenen Motto " ABC der Menschheit" steht, ist der Rahmen dieser Programme. Es soll dazu genutzt werden, die Vielfalt und internationale Qualität der deutschen Geisteswissenschaften zu präsentieren, denn in Deutschland, so klagt die Ministerin, ist die Wahrnehmung dessen gering. Anders als im Jahr der Physik 2000 geht es allerdings nicht darum, Studenten anzulocken , denn an ihnen fehlt es nicht:

    "Hier geht es schon um ein Profil, das mit Veränderungen für die geisteswissenschaftliche Forschung verbunden ist. Das verbunden ist mit einem erhöhten Maß an Investition allein für die Forschungs-Kollegs und die Verbünde werden wir in den nächsten drei Jahren 69 Millionen Euro ausgeben. Also es ist sozusagen: Dieses Wissenschaftsjahr wird genutzt, nicht einfach für Präsentation und Werbung, sondern wird genutzt für ein neues Kapitel in der Förderung von geisteswissenschaftlicher Forschung."

    Das Jahr der Geisteswissenschaften biete nicht zuletzt die Chance, den Geisteswissenschaften mehr Selbstbewusstsein zu verleihen, meint die Ministerin. Für das schwache Bild in der Öffentlichkeit, das durch ihre stiefmütterliche Behandlung bei der Exzellenzinitiative sichtbar wurde, sind nach Ansicht der Ministerin die Geisteswissenschaften allerdings selbst mit verantwortlich.