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21.5.1904 - vor 100 Jahren

Als sich am 21. Mai 1904 in einem Pariser Hinterhof die Vertreter sieben europäischer Fußballverbände um den Franzosen Robert Guerin trafen, ging es nicht so emotional zu wie auf dem Rasen. Es ging um einheitliche Fußballregeln, wenn Mannschaften verschiedener Nationen gegeneinander antreten wollten.

Von Hartmut Goege |
    Der Anstoß ist die Methode, das Spiel zu beginnen. Der Ball ist dann im Spiel, wenn er mit dem Fuß vom Mittelpunkt des Spielfeldes gestoßen wurde und sich vorwärts bewegt.

    Eine klare Regel. Weniger eindeutig waren der Einsatz von Hand und Kopf, und deutsche Fußballer zu Kaisers Zeiten zum Beispiel sollten nicht bei Temperaturen von mehr als 10 Grad spielen, um eine, wie es hieß, übermäßige Erhitzung zu vermeiden. Bei diesem Treffen in Paris aber fehlten, obwohl eingeladen, die wichtigsten Akteure: die Engländer. Ihr führender sportlicher Einfluss war allgemein anerkannt, auch wenn noch um die Jahrhundertwende in Deutschland etwa Freunde dieses neuen rohen Sports der Fußlümmelei und gar der Engländerei bezichtigt wurden. Doch sein Siegeszug war unaufhaltsam. Wer also sollte einen internationalen Fußball-Verband ernst nehmen, der ohne die Vertreter des Mutterlandes auskommen wollte. Schließlich gab es auf der Insel schon seit 1863 die "Football Association". Der erste nationale Fußball-Dach-Verband überhaupt, der einheitliche Regeln festgelegt hatte.

    Ein Tor ist gültig erzielt, wenn der Ball die Torlinie zwischen den Torpfosten und unter der Querlatte vollständig überquert hat, ohne dass die Regeln vorher von der Mannschaft übertreten wurden, zu deren Gunsten das Tor erzielt wurde.

    Schon bei ihrer Gründung hatte die "Football Association" bewusst auf einen Namens-Zusatz wie britisch oder englisch verzichtet, in der Annahme, dass andere Länder nicht an ihrer fußballerischen Dominanz vorbeikamen. Und diese Rolle wollte man schon gar nicht teilen mit einem Verband vom Kontinent, der sich auch noch einen französischen Namen zulegte: Federation Internationale de Football Association, kurz FIFA. Doch die Rechnung, die FIFA einfach zu ignorieren, ging nicht auf. Ein Jahr später traten Deutschland, Italien, Österreich und Ungarn bei, was die Macht des neuen Verbandes stärkte. 1906 stieg auch das Mutterland des Fußballs mit ins Boot ein. Nicht ohne die Zusage, dass fortan die Spielregeln zwingend nach dem englischen Modell ausgelegt werden mussten.


    Der indirekte Freistoß für die angreifende Mannschaft innerhalb des gegnerischen Torraumes wird auf der parallel zur Torlinie verlaufenden Torraumlinie von dem Punkt ausgeführt, der dem Tatort am nächsten gelegen ist.

    Die erste von der FIFA geänderte Regel, die von der englischen abwich, war die Aufhebung einer vierzig Jahre alten Bestimmung, wonach die Hosen der Spieler die Knie bedecken musten. Auch wenn die Mitgliederzahlen kontinuierlich stiegen, sprach noch niemand von der völkerverbindenden Mission des Fußballs. Erst 1930 schaffte es der Verband seine erste WM in Uruguay zu organisieren. Sportlich markierten die 50er und 60er Jahre den fußballerischen Durchbruch. Und davon profitierte vor allem die Fifa. Denn WM-Fernsehübertragungen sorgten wesentlich für die wachsende Popularität. Von den Gründervätern aber hätte wohl niemand geahnt, dass aus der FIFA einmal der mächtigste Sportverband der Welt werden würde. Seit den 70er Jahren unter dem diktatorischen Regiment des Brasilianers Joao Havelange hat er sich zu einem für die Öffentlichkeit völlig undurchsichtigen kommerziellen Unternehmen entwickelt. Seitdem geht es vor allem um ein Milliardenpoker von Fernseh- Medien- und Verwertungrechten. Nach der umstrittenen Wiederwahl des aktuellen Präsidenten Joseph Blatter, 2002, dem für Stimmenkäufe dubiose Zahlungen an nationale Fußballverbände vorgehalten wurden, warfen Kritiker ihm denn auch Korruption und Bestechlichkeit vor.

    Fifa - Präsident Joseph Blatter
    Ich weise den Vorwurf der Korruption in aller Form zurück, ebenso die Vorwürfe der Misswirtschaft und der Verschleierung der finanziellen Verhältnisse. Ich habe auch die Statuten nicht verletzt. Ich habe auch keine Akten verschwinden lassen.

    Offensichtlich geht es einem Teil der 200 Millionen Mitglieder und Funktionäre aus 204 Ländern vor allem um Einfluss und Machterhalt und weniger um sportliche Aspekte.