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22 Ziffern für das bargeldlose Zahlen

Die neue internationale Kontonummer IBAN ist 22 Ziffern lang. Wenn ab dem 1. Februar 2014 in Europa das Zahlungssystem SEPA gilt, muss sie für jede Überweisung - auch im Inland - verwendet werden.

Von Michael Braun |
    Die Bundesbank macht Druck, vor allem auf die Banken:

    "Sie müssen ihren Kunden die Konsequenzen aufzeigen, wenn sie die Umstellung nicht in die Hand nehmen wollen. Das heißt, dass Zahlungen im alten Format ab Februar 2014 grundsätzlich nicht mehr angenommen werden dürfen."

    So Bundesbankvorstand Carl-Ludwig Thiele. Schon mahnen Banken ihre Firmenkunden, die von ihren Kunden regelmäßig Rechnungsbeträge einziehen, sie müssten bald auf das neue System umstellen. Sonst drohe Illiquidität. Wasserwerke, Stromerzeuger, Zeitungshäuser etwa wären betroffen.

    Privatkunden haben noch eine zweijährige Schonfrist: So lange können Verbraucher bei Überweisungen noch die bekannte Kombination aus Kontonummer und Bankleitzahl benutzen. Die Bank rechnet in die IBAN um.
    IBAN? IBAN steht für International Banking Account Number. Es ist also eine Kontonummer, die international gilt und künftig auch im nationalen Zahlungsverkehr verwendet werden soll. Statt der inländischen Kontonummer mit meist zehn Stellen soll, wer eine Überweisung in Auftrag gibt, die internationale Kontonummer IBAN eintragen. In Deutschland beginnt sie mit dem Ländercode DE, dann kommt eine zweistellige Prüfziffer. Danach folgt die sogenannte nationale Komponente, in Deutschland sind das die Bankleitzahl und die Kontonummer. Wirklich neu an dieser Kombination ist also nur die Prüfziffer. Man findet die IBAN auf dem Kontoauszug, gelegentlich auch schon auf der ec-Karte. Dort wird auch die BIC bekannt gegeben, ein Code zur Identifizierung der Bank, der künftig die Bankleitzahl ersetzt.

    Hintergrund ist, dass 33 Länder einen einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraum gründen wollen, eine "Single Euro Payments Area", kurz: SEPA. In diesem Raum wird nicht mehr zwischen grenzüberschreitenden und nationalen Zahlungen unterschieden. Es machen alle 28 EU-Staaten mit, dazu Island, Liechtenstein, Monaco, Norwegen und die Schweiz. Vorteil für Verbraucher: Es solle schneller gehen mit dem innereuropäischen Geldverkehr, so Thiele, mit vielen weiteren erwünschten Folgen:

    "Noch bis 2009 erlaubte das Gesetz Ausführungsfristen von drei Bankgeschäftstagen für nationale Überweisungen und gar von fünf für innereuropäische. Heute gilt in ganz Europa eine maximale Ausführungsfrist von einem Bankgeschäftstag. Zeit ist eben nicht nur Geld, sondern kürzere Wartezeit bedeutet eben auch mehr Sicherheit."

    Konkrete Beispiele für den leichteren internationalen Geldfluss: Wer in Deutschland wohnt, aber im Ausland arbeitet, kann sich sein Gehalt auf sein Konto in der Heimat überweisen lassen. Bisher waren mehrere Konten nötig. Auch wer eine Ferienwohnung im Ausland besitzt, kann Steuern, Verwalterkosten und Nebenkosten von seinem deutschen Konto abbuchen lassen. Wie viele davon wirklich einen Nutzen haben, ist offen. Ludger Gooßens, Vorstand beim Deutschen Sparkassen- und Giroverband, gefragt, ob er für SEPA einen Kundennutzen sehe:

    "Da muss ich lange überlegen. Nein."

    Auch auf Unternehmensebene ist die Begeisterung nicht groß. Jörg Bergmüller etwa, Kassenverwalter beim Darmstädter Pharmakonzern Merck, hat 80 Mitarbeiter mit der Umstellung befasst:

    "Das bindet hohe Kapazitäten und generiert Kosten im Millionenbereich. Dieses SEPA-Projekt wird sich erst über Jahre rechnen."

    Doch SEPA wird kommen für alle Überweisungen in Euro. Bedrohlich könnte es für kleine Unternehmen und Vereine werden. Vom 1. Februar 2014 an dürfen Kreditinstitute Überweisungen und Lastschriften von Unternehmen und Vereinen nur im neuen Format bearbeiten. Dazu müssen Firmen und Vereine, die Lastschriften einziehen, etwa die Mitgliedsbeiträge im Sportverein, eine sogenannte Gläubiger-Identifikationsnummer bei der Bundesbank beantragen. Die Bundesbank hat aber erst rund 650.000 Gläubiger-IDs verteilt. Und das bei bundesweit 3,6 Millionen Unternehmen und rund 580 000 eingetragenen Vereinen.