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26.2.1954 - Vor 50 Jahren

Die Mütter und Väter des GG hatten eigentlich keine neue Armee für Westdeutschland vorgesehen, ausschließen wollten sie die Möglichkeit aber auch nicht. Nach den Erfahrungen mit der Reichswehr nach dem 1. Weltkrieg und der Entwicklung der Wehrmacht zur Zeit des Nationalsozialismus, nach zwei Weltkriegen galt zunächst einmal: Nie wieder Krieg, nie wieder Armee. Aber schon 1952 dachte der CDU Abgeordnete Theodor Blank an die Notwendigkeit der Wehrpflicht.

Von Klaus Prömpers | 26.02.2004
    Blank wurde 1955 erster Verteidigungsminister im Westen Deutschlands. Der Ost-Westkonflikt , Suez-Krise und Koreakrieg trugen zum Umdenken bei. Die Sieger des Zweiten Weltkrieges Frankreich, Italien, GB und die BeNeLux Staaten wollten das demokratische Nachkriegsdeutschland auch militärisch einbinden. Eine europäische Verteidigungsgemeinschaft sollte entstehen, Deutschland eingeschlossen. Deshalb wurde heute vor 50 Jahren das Grundgesetz präzisiert: Die Gesetzgebung über Streitkräfte war ab dann eine Aufgabe des Bundes, die Wehrpflicht eingeschlossen als Möglichkeit.

    Es war für alle Abgeordneten damals eine schwere Entscheidung und sie wurde mit viel Leidenschaft ausgefochten: Eugen Gerstenmaier, damals für die CDU im Bundestag und noch Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses formulierte die Bedenken vieler zur Wiedereinführung von Armee und Wehrpflicht.

    Unter dem ständigen Druck Stalins gelang es dem Christdemokraten Konrad Adenauer, dem ersten Kanzler der Westrepublik, Wiederbewaffnung und Wehrpflicht durchzusetzen.

    Die Voraussetzungen waren damit geschaffen, im Rahmen der geplanten Europäischen Verteidigungsgemeinschaft wieder eine Armee einzurichten. Die alte Bundesrepublik war zu jenem Zeitpunkt noch unter Verwaltung der drei Westalliierten, der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Fankreichs Nationalversammlung stimmte am Ende der Europäischen Verteidigung nicht zu. Damit war sie tot.

    Und so führte Adenauer die Deutschen in die 1949 in Washington gegründete Nordatlantische Allianz, die NATO. 1956 erst wurden die ersten Freiwilligen nach Andernach bei Bonn eingezogen, bald darauf folgten die ersten Wehrpflichtigen.

    Erstmals gab es in Westdeutschland allerdings auch das Recht auf Kriegsdienstverweigerung wie es nun hieß. Anerkannt zu werden war sehr kompliziert. Gemeinsam mit der Wehrpflicht setzten die Gründer der Bundeswehr das Prinzip der "Inneren Führung" durch.

    Die neue deutsche Wehr sollte auf keinen Fall wieder zum Fremdkörper im Staate werden können, wie Weimarer Republik und Nationalsozialismus es zugelassen hatten.

    Im 15. Jahr nach dem Fall der Mauer, der Auflösung der Blöcke ist die Wehrpflicht mindestens so umstritten wie zu Beginn. Wenn neuerdings die Einsatzschwerpunkte der Bundeswehr in Gebieten außerhalb der NATO liegen, wie in Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo oder Afghanistan, so geschieht das ohne Wehrpflichtige. Für die Armee sind sie allerdings bedeutendes Nachwuchsreservoir für Unteroffiziere und Offiziere, viele spätere Berufs- oder Zeitsoldaten haben als Wehrpflichtige ihre ersten Erfahrungen in der Bundeswehr gemacht. Deshalb auch beharrt der heutige Verteidigungsminister, der Sozialdemokrat Peter Struck darauf.