Die Italiener, das war Berlusconis Botschaft, sollen den seiner Meinung nach subversiven Kulturkanal nicht zu sehen bekommen - jedenfalls nicht über jene Kabel, die auch die Programme der RAI ausstrahlen. Wer in Italien Arte sehen will muss sich eine Satellitenschüssel auf das Dach setzen und französisch oder deutsch sprechen. Eine italienische Ausgabe, auch nur mit Untertiteln, wird es bis auf weiteres nicht geben. Gegen dieses Verdikt des Medienzaren begehren nun italienische Bürger auf. Allen voran der weltberühmte Dirigent Claudio Abbado. Er wettert in zahlreichen Interviews gegen die medienpolitische Arroganz von Berlusconi. Er gehört auch zu den ersten Unterzeichnern einer Bürgerinitiative für Arte in Italien. Unter dem Motto "Difendiamo Arte", verteidigen wir den Kanal Arte, taten sich Intellektuelle wie die Schriftstellerin Dacia Maraini und Künstler wie der Sänger Placido Domingo sowie Regisseure wie Nanni Moretti und Roberto Benigni zusammen. In den letzten zwei Wochen sammelten die Mitglieder dieser Bürgerinitiative fast dreitausend Unterschriften, die jetzt an den Regierungschef in Rom geschickt wurden - mit der Aufforderung, dem Bürgerwillen nachzukommen und auch das italienische Fernsehpublikum am deutsch-französischen Kulturkanal teilhaben zu lassen. Unterstützt wird diese Aufforderung vom italienischen Verband der Fernsehzuschauer und von Bürgermeistern linksregierter Städte wie zum Beispiel Parma. Auch die Präsidenten einiger Regionen - vergleichbar den deutschen Bundesländern - fordern eine nationale Ausstrahlung von Arte, um, so der Präsident der Region Emilia-Romagna, dem "immer dümmer werdenden TV-Klamauk des Italo-Fernsehens endlich etwas Positives entgegenzusetzen”. Selbst die Präsidentin der RAI, Lucia Annunziata, hat ihre Unterschrift unter den Aufruf "Verteidigen wir Arte" gesetzt.
Wie nun die Regierung reagieren wird ist unklar. Weil damit gerechnet wird, dass Berlusconi sich taub stellt, plant die Bürgerinitiative eine Klage vor dem Verfassungsgerichtshof. Die hohen Richter sollen klären, ob der Regierungschef wirklich so allmächtig ist, dass er die Meinungsvielfalt unterbinden und das Ausstrahlen von Arte verbieten kann oder aber ob er die Zulassung von Arte genehmigen muss.