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30. Geburtstag des BUND

Der BUND, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, ist heute auf den Tag genau vor dreißig Jahren gegründet worden. Inzwischen gehört der BUND zu einem der größten Umweltverbände in Deutschland, der sich überwiegend aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanziert. Geld, das die Umweltorganisation für den Einsatz als Anwalt der Natur gut gebrauchen kann.

Von Dieter Nürnberger |
    Die Idee des Naturschutzes ist in Deutschland deutlich älter als die des Umweltschutzes. 1975 gab es beispielsweise schon den Deutschen Naturschutzring – doch dieser war den Gründungsvätern des Bundes für Umwelt und Naturschutz damals nicht politisch genug. Umweltschutz ist mehr als die Pflege der Natur, es ist ein Ansatz, der die politischen Zusammenhänge mit einschließt, sagt Angelika Zahrnt, sie ist heute die Vorsitzende des BUND:

    "Die Erkenntnis, dass es nicht reicht, die Wanderfalken zu schützen, indem man aufpasst, dass keiner die Eier aus dem Nest holt. Denn wenn die Schalen der Eier durch Pestizide so dünn sind, dass die Wanderfalken gar nicht mehr brüten können, dann muss man neben dem Naturschutz gleichzeitig Chemiepolitik machen. Damit solche Pestizide verboten werden."

    Der Umwelt eine politische Stimme zu geben, das war das Anliegen vor 30 Jahren – bis heute. Der BUND als Sprachrohr einer sich in den siebziger Jahren formierenden Umweltbewegung in Deutschland. Gegründet von Prominenten wie dem Zukunftsforscher Robert Jungk, dem Publizisten Horst Stern und dem damals wohl bekanntesten Natur- und Tierschützer, Bernhard Grzimek:
    "Ein großer Teil unserer Bevölkerung muss jetzt unter gesundheitlich ungünstigen Verhältnissen leben. Unter verseuchter Luft, unter Lärm und hat auch überhaupt keine Gelegenheit mehr, irgendeinen Umgang mit der Natur zu haben. Alle unsere Vorfahren hatten diesen Umgang noch."

    Es war die Zeit, als mit der ersten Ölkrise die Grenzen der Energieversorgung deutlich wurden. Es war die Zeit der ersten Bürgerinitiativen mit ökologischen Zielen – gegen die Nutzung der Atomkraft, gegen Großprojekte im Wasser- und Flugverkehr – ein Gegen etwas, was stets ein Dafür im Auge hatte. Für saubere Flüsse, für eine intakte Umwelt. Hubert Weinzierl, der langjährige Vorsitzende des BUND, gehörte zu den Männern der ersten Stunde. 1985, zehn Jahre später also, formulierte er Ziele, die alt vertraut, aber vielleicht auch zu utopisch klangen:

    "Wenn wir unsere Marktwirtschaft zu einer öko-sozialen Marktwirtschaft erweitern, dann bekommen wir auch Lösungsansätze. Dann wird eben die Agrarpolitik, die bislang an der Maschine, der Agrarfabrik Maß nimmt, zurückkehren zu einer ökologischen, umweltverträglichen Landwirtschaft. Wir besinnen uns dann auf traditionelle Vorgaben – in der Fruchtfolge, in der Bodenbearbeitung. Weniger Chemie, mehr Arbeit durch Menschenhand. Damit können wir auch mehr Arbeitsplätze schaffen."

    Eine öko-soziale Marktwirtschaft - der Utopie, das darf man heute sagen, ist der BUND ein Stück näher gekommen. Politische Siege und Niederlagen – verbunden mit Schlagworten wie Wackersdorf und Tschernobyl, wie Waldsterben und Ausstieg aus der Atomenergie. 30 Jahre nervte der BUND auch die politische Klasse, und als Rot-Grün 1998 neue Akzente setzte, da wurde dies unterstützt, mehr gefordert hat man dennoch. Bundesumweltminister Jürgen Trittin über das Geburtstagskind:

    "Ich muss damit leben, dass die kritisch sind. Und der BUND muss damit leben, dass ich es manchmal besser weiß. Am Ende kommt es darauf an, dass man die gemeinsamen Ziele – mehr Klima- und Naturschutz zu betreiben, eine Energiewende zu organisieren. Das müssen wir hinkriegen, wenn man im Kopf behält, dass man gemeinsame Ziele hat."

    Im Herbst 1989 wird der BUND Mitglied der internationalen Umweltorganisation Friends of the Earth. Eine logische Entwicklung, denn die Umweltprobleme machen an den Grenzen nicht halt, das muss deshalb auch für die Umweltpolitik gelten. Gründungsvater Hubert Weinzierl 1985:

    "Umwelt kennt eben heute keine Grenzen mehr. Und es ist eine nationale Torheit, diese Probleme dem Nachbarn zu schicken. Damit ist auch Unfrieden programmiert. Somit ist die internationale Zusammenarbeit hier auch Friedenspolitik."

    Auch dies vorwärts gedachte Ansätze, die heute zum politischen Konsens gehören. Der BUND arbeitet längst auch mit der Industrie zusammen – kritisch und partnerschaftlich. Man hat sich wertvolle Flächen in der ehemaligen DDR gesichert, um sie als Nationalpark zu erhalten. Erfolge, die sichtbar und erfahrbar sind, und dennoch; Dass immer wieder alte Argumente gegen den Umweltschutz in Position gebracht werden, frustriert. Der Vorwurf Umweltschutz blockiere die Entwicklung in wirtschaftlich schlechten Zeiten, ist so ein Beispiel. Dabei sprechen Zahlen dagegen: 130.000 Arbeitsplätze sind bislang in Deutschland bei den erneuerbaren Energien entstanden. Der BUND muss deshalb auch 30 Jahre nach der Gründung alte Gefechte immer mal wieder durchstehen. Am Ende aber wird eines deutlich: die Geschichte des BUND sei eine Erfolgsgeschichte. Die Vorsitzende Angelika Zahrnt:

    "Vor 30 Jahren haben wir mit 21 Menschen angefangen. Insgesamt sind wir nun rund 400.000 Mitglieder und Förderer, und das finde ich für 30 Jahre dann schon eine positive Bilanz. "