"Das ist 3sat. Guten Abend verehrte Zuschauer, und neben dieser Feststellung werden wir auch in den nächsten fünfzig Minuten versuchen, die Frage zu beantworten, was ist 3sat."
Irgendwie war es schon beim Start vor 30 Jahren am 1.12. 1984 nicht so recht einfach, den Zuschauern zu erklären, was das Programm 3sat eigentlich ist. Gottfried Langenstein, der Vorsitzende der 3sat-Geschäftsleitung und ironischerweise auch in Personalunion Vize-Chef vom Kultursender "arte", beschreibt den Sinn und Zweck von 3sat so:
"Also 3sat ist ja auch nach der Idee der Gründer, Stolte und Bacher und Leo Schürmann eine Kulturplattform der drei deutschsprachigen Länder, Österreich, Schweiz und Deutschland, und zwar mit den Schwerpunkten Kultur und Wissenschaft."
Anspruchsvolle Spielfilme
3sat lebt im Wesentlichen von Wiederholungen aus den vier Sendern, die zuliefern: Anspruchsvolle Spielfilme, Dokumentationen, viel klassische Musik und Kabarett-Sendungen. Aber 3sat hat durchaus auch Eigenproduziertes zu bieten: Das tägliche Kulturmagazin "Kulturzeit" etwa, das Wissenschaftsmagazin "nano" oder die Debattensendung "Scobel" gehören ganz sicher zum Besten, was im Fernsehen zu sehen ist. Am Samstagabend, wenn andere Quizfragen beantworten oder mit dem Wok irgendwo herunterrasen, zeigt 3sat herausragende Opern- und Theaterinszenierungen.
Thementage als Aushängeschild
Darüber hinaus ist 3sat auch Mitveranstalter des Fernsehfilmpreises Baden-Baden und sendet jedes Jahr die besten Filme in seinem Programm. Die Thementage, wie etwa in diesem Sommer einen ganzen Tag über „New York" laufen gut, in allen 3sat-Ländern. Anderes wie etwa einen ganzen Tag über den österreichischen Schauspieler Hans Moser werden gerade junge Zuschauer eher skurril finden. 3sat- Geschäftsführer Gottfried Langenstein:
"Hans Moser war natürlich ein Stück Retro... man muss natürlich schauen, was sind die Thementage, die wir brauchen und worauf wir uns schon konzentrieren, dass wir Thementage machen, die in den anderen Sendern ein Stück weit vernachlässigt werden, oder in der Breite dann dort nicht gepflegt werden. Beispielsweise wie wir jetzt die Landung auf dem Kometen hatten und die Rosetta dort hinflog, hatten wir recht früh mit dem Zentrum in Darmstadt, mit der ESA uns vereinbart, und haben dann um dieses Event... .einen ganzen Thementag Weltall drum rumgebaut."
Der ehemalige 3sat-Koordinator des Schweizer Fernsehens, der Filmregisseur und Autor Adrian Marthaler meint, dass das Programm dennoch manchmal zu wenig Profil biete, gerade für die jüngeren Zuschauer:
"3sat zumindest in der Schweiz und wie ich gehört habe auch in Deutschland, wird nicht so sehr als ein Label, eine Marke wahrgenommen, es sind eher einzelne Sendungen wie Kulturzeit oder nano, die zum Label geworden sind, das nimmt man zur Kenntnis. Aber wenn ich mit jungen Leuten spreche in der Schweiz und frage: Was ist 3sat dann sagen die, ach das ist das mit Kulturzeit und mit nano, und meines Erachtens gibt es zu wenige solche Labels auf 3sat."
3sat hat auch FB-Freunde
Immerhin: Der Marktanteil lag im letzten Jahr bei 1,1 Prozent, in Österreich bei 1,7 Prozent, so hoch wie nie zuvor. 80.000 Fans hat 3sat bei Facebook - nicht gigantisch viele - aber es werden stetig mehr. Stundenlange Übertragungen von Pop- und Rockfestivals wie Wacken oder Hurrikane ziehen auch Zuschauer, die sonst vielleicht nicht bei 3sat hängenbleiben. Früher wurden im Programm allerdings noch mehr Experimente gewagt, wie die Schüler- Talkshow "ZickZack", die aus heutiger Sicht allerdings rührend bemüht wirkt:
"Und wir haben noch zwei weitere Gäste, sind 14 und 15 Jahre jung... Svenja und Matthias, besser bekannt als die DJ Teens und die rappen uns jetzt "Deep in my heart.""
Zukunft ungewiss
Die Zukunft des Senders scheint nicht unbedingt rosig, die ARD diskutierte vor zehn Jahren schon mal einen Komplettausstieg aus 3sat, und die Schweizer können aus Finanzgründen ohnehin nur zehn Prozent zum Programm beitragen. Der ORF wiederum hat sich einen Sparkurs verordnet, wegen deutlich weniger Gebühreneinnahmen. Gottfried Langenstein:
"Das hat natürlich zu erheblichem Einspardruck geführt, der auch 3sat massiv erreicht hat, und das war ein Problem, und das hat uns natürlich ein Stück weit belastet und hat die Österreicher geschwächt in ihrer Zuspielfähigkeit zu 3sat und dann haben sie jetzt mit ORF 3 ein eigenes System, was sie finanzieren und durchtragen müssen."
So ist die Zukunft von 3sat dauerhaft keineswegs gesichert - aber das Programm hat eine kleine, feine, und sogar leicht größer werdende Zuschauerschaft. Darauf lässt sich aufbauen. Und eines stimmt ja wirklich: Wer Unsinn im Fernsehen schauen will, der hat schon genug Auswahl - da ist 3sat eine Bereicherung für all jene, die es anspruchsvoller lieben.