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4.1.1979 - Vor 25 Jahren:

Da trafen sich ganze Familien mit Salzstangen und Nüssen, Bier und Cinzano vor dem einzigen Fernseher in der Nachbarschaft, gerieten in heftige Diskussionen, zerbrachen sich die Köpfe über Quizfragen und krümmten sich vor Lachen über die Späße eines Mannes namens Frankenfeld. So ungefähr muss es gewesen sein, in den Gründerjahren des Fernsehens, als Peter Frankenfeld zum Pionier der deutschen TV-Unterhaltung wurde, und mit seinem unnachahmlichen, komödiantischen Talent Rekordeinschaltquoten von bis zu 86% erzielte. Der Sohn eines Mechanikermeisters und einer Tabakverkäuferin war ein Experte für unerwartete, beiläufig gesetzte Pointen, gekonnte Improvisation und – Dialekte.

Von Alexa Christ | 04.01.2004
    Bayrisch, ei Frankfurterisch natürlich, Ostpreußisch, Sächsisch, Berlinisch, Hamburg, Kölsch, ja und das Schwabeländle nit auslassen, net wahr, des isch auch wichtig, und an richtigen Schwyzer, ha, das ischt überhaupt, das ischt maximal.

    Ein wahrer Alleskönner, der mit vierzehn zu einem Wanderzirkus durchgebrannt war und danach als Page und Zauberer, Schaufensterdekorateur, Maler, Kabarettist, als Stepptänzer und Karikaturist gearbeitet hatte – bis der Krieg ausbrach und Frankenfeld in amerikanische Gefangenschaft geriet. Und das war sein Glück. Denn hier begann seine Karriere als echter Entertainer in US-Offiziersclubs. 1948 war er dann der Erste, der Quizsendungen nach amerikanischem Vorbild im deutschen Rundfunk einführte. Doch wirklich bekannt wurde er durch das Fernsehen. 1952 hatte er seine Premiere vor der Kamera und wurde spätestens mit der Ouizshow "1:0 für Sie" zum bundesweiten Star.

    Es gibt eigentlich keinen Sender, den ich ausgelassen habe. Und meine Frau hat mal einen Artikel über mich geschrieben, da sagte sie, dieser P.F., dieser Peter Frankenfeld, müsste eigentlich Perpetuum Mobile Frankenfeld heißen, weil ich einfach Arbeit liebe.

    Und so brachte es das "Arbeitstier" Frankenfeld im Laufe seiner Karriere auf über 1500 Moderationen, darunter so berühmte Sendungen wie "Toi, Toi, Toi", "Heute Abend, Peter Frankenfeld", "Musik ist trumpf" oder "Vergißmeinicht" die Show für die Aktion Sorgenkind, mit der er über 34 Millionen DM einspielte und das Bundesverdienstkreuz erhielt. Unvergessen auch seine insgesamt 15 000 Sketche.

    Auszug aus dem Sketch "Papi geht's gut": Frankenfeld telefoniert mit seiner kleinen Tochter, will aber eigentlich in einer dringenden Angelegenheit deren Mutter sprechen. Die Kleine legt jedoch immer wieder auf, und zum Schluss hat Frankenfeld den Grund seines Anrufs vergessen.

    Häufige Partnerin bei seinen Sketchen war Frankenfelds Ehefrau, die Schauspielerin und Sängerin Lonny Kellner, die manche Scherze ihres Ehemanns nicht immer witzig gefunden haben dürfte …

    Ich hab wirklich meiner Frau ein Telegramm geschickt, am 31. März: "Ich liebe dich nicht mehr." Und dann hab ich ihr am 1. April geschickt: "April, April".

    Gefeit war also niemand vor den Späßen des Mannes, dessen Markenzeichen das großkarierte Jackett war, und mancher Kritiker bezeichnete seine Art als hemdsärmelig, ruppig und barsch. Doch spätestens auf den zweiten Blick erkannte fast jeder, dass Peter Frankenfeld bei aller Schnodderigkeit ein Menschenfreund war, der sich nie über seine Gäste lustig machte. Er starb am 4. Januar 1979 im Alter von 65 Jahren überraschend an den Folgen einer Virusinfektion. Zu diesem Zeitpunkt hatte er den Showmasterolymp der Republik längst erreicht.